𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟓𝟖

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1 Monat später:
„Sie haben es gleich geschafft! Wir haben den kleinen fast so weit!" Teilte mir die Hebamme ruhig mit während Dylan zaghaft meine Hand hielt und sich kaum traute sich den Verlauf der Geburt unseres Sohnes genauer anzusehen. Er beruhte nämlich auf der Tatsache dass er genau so leiden würde wie ich.

Aber ganz im Gegenteil! Ich litt überhaupt nicht. Die Geburt meines Sohnes war das schönste Gefühl meines Lebens. Natürlich hatte ich höllische Schmerzen, aber der Gedanke gleich mein Baby in den Händen halten zu können, ließen mich diese vergessen. Ich konnte es kaum erwarten Eliano endlich zu sehen.

Mir entfuhr ein letzter, lauter, keuchender Schrei bevor ich endlich spürte dass mein Sohn auf der Welt war und sein schrilles Weinen mich verstummen ließ.

„Hier ist er. Ihr kerngesunder Junge Eliano." Sagte die Hebamme und legte mir meinen Sohn behutsam in ein Handtuch gewickelt, auf meine Brust.
„Ich bin stolz auf dich mi amore." Hauchte Dylan mir leise ins Ohr und gab mir einen zärtlichen Kuss auf meine mit Schweißperlen besetzte Stirn.

Glücklich hielt ich nun endlich unseren Sohn im Arm. Er war wunderschön.

Ruhig atmend und mit geschlossenen Augen lag er auf meiner Brust und schlief. „Ist er nicht wunderschön?" fragte ich meinen Ehemann um meine Gedanken mit ihm zu teilen. „Das hat er wohl von seiner Mutter." Pflichtete Dylan bei, strich Eliano zärtlich über seinen winzig kleinen Kopf und drückte mir dann einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen.

***

5 Jahre später:
Der Tod meines Vaters ist mittlerweile fünf Jahre her. Nun bin ich sechsundzwanzig Jahre alt, habe einen fünfjährigen, lebensfrohen Sohn der mich Tag ein Tag aus auf Trab hält, aber seit dem tragischen Tod meines Papàs ist kein einziger Tag vergangen an dem ich nicht an ihn gedacht habe. Trotz allem habe ich mich allerdings in diesen fünf Jahren nicht an sein Grab getraut. Die Wunde ist einfach noch zu tief.

Heute ist Eliano's fünfter Geburtstag. Die ganze Familie war zu Besuch um den kleinen Fratz zu feiern. Marco und Eliano suchten im Garten nach den Waldtrollen die unser Sohn vor kurzem gefunden hat, während all die anderen Familienmitglieder am Tisch saßen und den Kuchen aßen den ich meinem Sohn gebacken habe.

Nachdem das Geburtstagskind seine Geschenke ausgepackt hat und die ersten wirklichen Familienfotos geschossen wurden sind, stockte mir fast der Atem als Eliano mich ungeduldig am Ärmel zog und neugierig fragte „Mama? Wo sind eigentlich meine andere Oma und mein anderer Opa? Alle anderen Kinder im Kindergarten haben vier Oma's und Opa's. Warum habe ich nur zwei?"

Sofort schossen mir mit der Erinnerung an den Tod meines Vaters die Tränen in die Augen und ich brauchte einen Moment um mich zu sammeln. Der ganze Tisch war ruhig und alle Augenpaare waren auf mich und meinen Sohn gerichtet. Dylan stand auf, legte mir seine kräftige Hand auf den Rücken und wollte Eliano gerade eine Antwort geben, doch ich hielt ihn davon ab, griff nach der Hand meines Ehemanns und antwortete Eliano ruhig „Ich zeige dir später wo deine andere nonna und dein anderer Nonno sind mein Schatz."

***

Wie versprochen fasste ich mir nachdem Dylan's Eltern, Alice, Marco und meine Tante weg waren ein Herz und wir machten uns auf den Weg zu dem Friedhof, auf dem meine Eltern begraben lagen.
Davor machten wir noch einen kurzen Abstecher zu einem Blumenladen in der Nähe, um für jeden von uns eine weiße Rose zu holen.

Warum ausgerechnet weiße Rosen?

Mit weißen Rosen hatte die Liebesgeschichte meiner Eltern angefangen.

Bei ihrem ersten Date, schenkte mein Papà meiner Mama weiße Rosen. Zu jedem Monats- oder Jahrestag folgte dann immer eine neue weiße Rose, die meine Mama auf den Wunsch meines Vaters alle trocknen ließ und aufhob. An ihrem Hochzeitstag hatte sie dann einen Rosenstrauß von insgesamt dreiundfünfzig weißen, getrockneten Rosen. Der Rosenstrauß war meinem Vater dann nach dem Tod meiner Mutter heilig. Er stand jahrelang bei ihm im Schlafzimmer um ihn jeden Tag an seine erste große und vor allem wirkliche Liebe zu erinnern.

Nun steht der Strauß in meinem und Dylan's Schlafzimmer um mich jeden Tag an meine geliebten Eltern zu erinnern.

Mit Eliano's kleiner Hand in meiner rechten, und Dylan's starker Hand in meiner linken betraten wir den Holy Cross Friedhof. Ein Friedhof auf dem in einem bestimmten Abschnitt alle Gräber in Richtung Italien zeigen.

Vor dem Gemeinschaftsgrab meiner Eltern angekommen, legte ich als erste meine Rose auf den kühlen Stein, sah dann in die strahlend grünen Augen meines Sohnes und sagte sanft „Hier liegt deine Oma. Sie ist schon vor einiger Zeit gestorben, da war ich nicht viel älter als du. Sie war eine wundervolle Frau, die du mit Sicherheit sehr gerne gehabt hättest wäre sie jetzt noch hier.... Und gleich neben ihr liegt dein Opa. Er war einer der besondersten Menschen. Er hat dir das Leben gerettet als du noch hier drinnen warst." Dann pausierte ich meinen Satz um auf meinen Bauch zu zeigen. Mit Bewunderung in seinen großen Augen blickte Eliano abwechselnd mich und das kleine Bild meines Vater's auf dem Grabstein an ehe ich schluchzend fortfuhr „Wäre dein Opa nicht gewesen, wären du und ich wahrscheinlich beide nicht mehr am leben."

„Warum? Was ist denn passiert Mama?" Fragte der kleine braunhaarige Junge mit den smaragdgrünen Augen und sah mich mit gerunzelter Stirn an. „Das erzählen wir dir wenn du einmal älter bist piccolo Bandito." Sprach Dylan aus, was ich gerade dachte und legte zusammen mit unserem Sohn ihre Rosen auf das Grab.

Mal wieder ein etwas kürzeres Kapitel weil ich vor allem das Ende nicht ewig lang und mit unnötigen Informationen vollpacken wollte.

Was hält ihr eigentlich von den Zeitsprüngen?

Ich zum Beispiel liebe es wenn man Rückblicke oder auch Einblicke in die Zukunft erhält<3

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