𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟒𝟎

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Mir schwirrten unendlich viele Fragen durch den Kopf, die ich meinem Vater aber nicht stellen konnte.

Seit seinem Wutausbruch von vorhin sah ich aus meinem Fenster und er aus seinem. Keiner von uns beiden sagte etwas. Also nahm ich mein Handy aus meiner Jackentasche um nachzusehen ob Marco mir noch einmal geschrieben hatte, aber dazu kam ich nicht. Mein Papà entriss es mir nämlich mit den Worten „Das siehst du erst nach deiner Hochzeit wieder!"

Frustriert atmete ich aus und ließ mich weiter nach hinten in den Sitzt sinken um wieder aus meinem Fenster zu sehen.

Plötzlich fuhr der zweite Jeep, der in dem Dylan saß rechts an uns vorbei und ich sah ihn. Ich sah Dylan für einen kurzen Moment ein letztes Mal bevor mein Auto nach links vom Highway abfuhr und das andere Auto dem Straßenverlauf weiter in gerade Richtung folgte.

***

Als wir die lange Einfahrt zu unserem Haus hinauffuhren, wollte ich am liebsten Schreien. Ich war wieder genau an dem Punkt angekommen, wo Zuhause sein die Hölle für mich war.
Und dazu kam noch, dass mich der Gedanke daran, was mein Vater mit Dylan anstellen könnte von innen auffraß.

In dem Moment in dem das Auto zum stehen kam, sah mein Vater zu mir nach hinten und sagte bedrohlich „Benimm dich. Wir haben zu reden." Stumm sah ich ihn an und nickte kaum sichtbar.

Wenig später öffnete mein Papà mir die Autotür und ich stieg aus. Wie ein kleiner Hund dackelte ich hinter ihm her bis wir den Eingangsbereich unseres Hauses errichten. Dort blieb er stehen, drehte sich zu mir um und streckte mir seine Hand entgegen. Fragend sah ich zwischen seiner offenen Handfläche und seinem grimmigen Gesicht hin und her, bis er mich monoton dazu aufforderte ihm meine Auto und Hausschlüssel zu geben.

Einen Moment lang zögerte ich, legte ihm allerdings nur wenig später beides in die Hand. Zufriedenen atmete er aus und sagte so kontrolliert er konnte aber mit bebender Stimme „Ab morgen gehst du nicht mehr in die Schule. Dort fahre ich in den kommenden Tagen hin und melde dich ab! Auch das Haus verlässt du nicht mehr und ohne mich und gehst auch nirgend wo anders mehr hin. Hast du mich verstanden?" „Ja habe ich." Gab ich deutlich zurück, da ich eingesehen habe dass ich nach allem nicht einmal mehr die geringste Chance hatte ihn umzustimmen.

Weinend lief ich nach oben in mein Zimmer und sperrte mich von innen ein.
Konnte das Leben noch schlimmer werden? Mein Vater hat mir alles genommen was mir lieb war.
Ich hatte alles verloren, sogar mein eigener Vater erschien mir heute so fremd und weit entfernt wie noch nie.

***

Der erste Tag verging an dem ich wie ein Haufen Elend in meinem Zimmer verbrachte, nur weinte und gelegentlich schlief.

Der zweite Tag lief ähnlich ab. Meine Gedanken waren nur bei Dylan. Wie es ihm gerade geht? Ob ich ihn jemals wieder sehen würde? Das Essen ließ ich an diesem Tag komplett aus und beschäftigte mich mit Fernsehen. Ein Handy und einen Computer hatte ich schließlich nicht mehr.

Am dritten Tag wartete ich bis mein Papà das Haus verließ um nach unten zu gehen und mein Handy zu suchen. Doch er hat es mit aller Wahrscheinlichkeit mitgenommen oder sogar zerstört. Also nahm ich mir etwas zum Essen und verschwand wieder auf mein Zimmer, bevor mein Vater Nachhause kam.

Am Sonntag verging die Zeit am langsamsten, doch als mein Vater am Abend vor meiner Zimmertür stand und mir sagte ich solle raus kommen um Dylan noch ein letztes mal zu sehen, dachte ich meinen eigenen Ohren nicht zu trauen. Hat er gerade wirklich gesagt er gibt mir die Chance meinen Freund zu sehen?

Zuerst glaubte ich ihm kein Wort von dem was er sagte, und dachte er möchte mich in irgendeine Falle locken. Konnte aber letztendlich die geringe Chance nicht ausschließen, dass mein Vater zur Abwechslung auch mal mit der menschlichen Seite in ihm handelte. Ich meine, ich habe nichts weiter zu verlieren. Mein Vater hat mir schon alles genommen.

Also zog ich mich um und verließ das erste mal seit fast einer Woche mein Zimmer in der Anwesenheit meines Papàs. Gemeinsam gingen wir nach draußen, stiegen in den schwarzen Ford Mustang, den mein Vater so liebte und fuhren los.

Angespannt saß ich auf dem Beifahrersitz und starrte erwartungsvoll aus dem Fenster. Ich traute mich immer noch nicht etwas zu sagen.

Meine Anspannung wuchs als wir nach einer knappen halben Stunde, auf eine abgelegene, von Bäumen umrandete Straße auffuhren und uns einem unserer Autos nährten, welches in mitten der Landstraße stand und auf uns zu warten schien.

Als wir anhielten, stieg Francesco, ein langjähriger Angestellter meines Vaters aus dem roten Jeep, wechselte beim an uns vorbeigehen einen kurzen Blick mit meinem Vater und stieg dann in den schwarzen Mustang aus dem wir gerade gestiegen sind.

Erst bei genauerem hinsehen entdeckte ich Dylan auf dem Rücksitz des roten Geländewagen sitzen und in meine Richtung blicken. Ohne zu zögern rannte ich auf das Auto zu, versuchte die Hintertür zu öffnen, aber scheiterte. Sie war verschlossen.

Mit gläsernen Augen sah ich Dylan an und konnte einfach nicht mehr anders als anzufangen zu weinen. Seit Tagen machte ich mir selbst Vorwürfe, dass ich an all dem Schuld war und alles verhindern hätte können hätte ich mich nach der Konfrontation meines Vaters wegen meinem spurlosen Verschwinden unter Kontrolle gehabt. Dann wäre mir niemand hinterher gefahren und Dylan und meine Beziehung wäre fürs erste noch geheim geblieben.

Ich legte meine Handfläche auf die Glasscheibe, sah Dylan an der einen einfühlsamen aber auch
Tröstenden Blick im Gesicht hatte und formte leise schluchzend die Worte „Es tut mir so Leid Dylan. Das ist alles meine Schuld!" Kaum sichtbar schüttelte er seinen Kopf und legte seine Hand dann auf der anderen Seite der Fensterscheibe auf meine. Anschließend sah er mir tief in die Augen und wischte sich mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen über seine Augen und deutete mir somit an, aufzuhören zu weinen und mir meine Tränen zu trocknen.

Nun musste auch ich ein wenig Lächeln. Sogar in einer so unglaublich kritischen Situation, versuchte Dylan mich aufzumuntern. Mit Erfolg. Ich trocknete meine Tränen, sah zu meinem Vater und forderte ihn dazu auf die Autotüre zu entriegeln.

Er drehte den Schlüssel in seiner Hand kurz hin und her, doch sah bevor er etwas machen konnte in die Ferne, aus der sich ein weißer Mustang nährte. Erst als das Auto wenige Meter vor uns zum Stillstand kam und ein dunkelhaariger kräftig gebauter Mann ausstieg der mit einem auffälligen italienischen Akzent und lauter Stimme fragte „Wo ist mein Sohn?" Entriegelte mein Papa mit einem Knopfdruck auf dem Autoschlüssel die Hintertür und ermöglichte es Dylan somit diese zu öffnen.

Mit großen Schritten kam er auf mich zu, legte seine kräftigen Arme um mich und hielt mich für einige Sekunden einfach nur fest im Arm. Um uns herum war es still, kalt und dunkel. Nichts außer die beiden beleuchteten Sportwagen und hohe Tannen waren zu sehen.

Dann umfasste Dylan meinen Kopf mit beiden seiner Hände, sah mich kurz an und hauchte mir dann ein „Ich liebe dich!" Entgegen, bevor er seine Lippen stürmisch auf meine legte.

Hi hi, und hiermit Part 4/4 der heutigen Lesenacht!💓

I am so sorry dass ich die Lesenacht wieder mit einem so offenen Ende beende, aber dafür bekommt ihr morgen wieder ein paar neue Kapitel!

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