𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟒𝟒

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POV Alyssa:
Die erste Woche auf dem Internat verging wie im Flug. Zwar musste ich mich erst einmal an all das Neue gewöhnen, fand es aber nach den ersten paar Tagen gar nicht mehr so schlimm wie anfangs erwartet.

Zoe und ich haben uns in dieser Woche noch besser kennengelernt und es tut mir jetzt schon Leid sie nächste Woche hier zurück zu lassen. Denn in dieser einen Schulwoche ist sie mir wirklich sehr ans Herz gewachsen.

Der Unterricht hier auf dem Internat läuft etwas anders ab als auf meiner alten Schule. Die Stunden dauern sechzig Minuten anstatt nur fünfundvierzig Minuten und wir sitzen alle an Einzeltischen. Auch wechseln wir nie den Klassenraum, sondern der Lehrer des jeweiligen Fachs kommt zu uns. Der Taschenrechner in Mathe ist hier überflüssig. Wir müssen alles im Kopf ausrechnen und wir haben ein zusätzliches Fach namens „Erziehung und Vorbereitung auf das spätere Leben" von dem ich denn Sinn noch nicht ganz verstanden habe da die Inhalte für mich nicht richtig klingen und meiner Meinung nach nicht so weiter gegeben werden sollten.

Die Lehrerin, welche dieses Fach unterrichtete versuchte uns beizubringen, dass Frauen das schwächere Geschlecht seien und für ihre eigene Sicherheit immer das tun sollten was ein Mann ihnen sagt. Auch wenn der Mann im Unrecht ist sollte man ihm nicht Wiedersprechen und sich anderweitig Hilfe suchen wenn er gewalttätig werden sollte.

Als ich dann versucht habe Ms. Kelly und meine Klasse davon zu überzeugen dass es manchmal zu spät sein könnte wenn man sich nicht selber währt und immer nur auf die Hilfe anderer wartet, hat sie mich total entgeistert angesehen und mich gefragt wie ich mir die Frechheit nehmen könnte so etwas zu behaupten. Ich war die jenige die sie genau das selbe hätte Fragen können. Aber stattdessen atmete ich einmal tief durch und versuchte ihr zu erklären was ich meinte.

„Natürlich ist ein Mann von Natur aus kräftiger gebaut als wir Frauen, aber das heißt doch lange nicht dass wir immer nur das machen sollen was uns ein Mann befiehlt, geschweige denn dass uns hier indirekt beigebracht werden soll dass wir in Angst leben müssen wenn unser Partner gewalttätig ist weil wir uns selber doch sowieso nicht verteidigen können. Wäre es nicht viel besser wenn uns beigebracht wird wie wir uns selber, ohne die Hilfe anderer aus so einer Situation helfen können anstatt uns beizubringen immer nur zu schlucken und zu warten bis es irgendwann ein Ende hat?" Hackte ich so ruhig wie möglich nach und erntete daraufhin ein entsetztes keuchen meiner Lehrerin. Die Klasse hingegen fing erst an leise zu tuscheln und dann klatschten sie alle in die Hände.

Daraufhin wurde ich mit den wütenden Worten „zur Direktorin!" Aufgefordert den Klassenraum zu verlassen, aber Zoe und all die anderen Mädchen aus meiner Klasse gaben mir bei all dem was ich gesagt hatte Recht und verfielen in laute Diskussionen untereinander.

***

Ansonsten sind die Regeln mit dem Handy hier viel strenger. Wir bekommen es jeden Tag für gerade einmal eine Stunde. Diese Stunde dürfen wir uns zwar selber aussuchen, aber sobald wir es nicht rechtzeitig wieder zurückgeben wird die überzogene Zeit von der Stunde für den nächsten Tag abgezogen.

Wie früher auch brachte mir mein Handy nicht viel. Ich hatte niemanden außer Marco oder meine Tante, die ich hätte anrufen können. Also schaute ich hauptsächlich Netflix oder spielte Spiele. Mit Dylan konnte ich leider gar nicht kommunizieren da ich ein neues Handy bekommen habe und ich mir nur vorstellen konnte dass es bei meinem Freund genau so gewesen ist. Aber auch wenn nicht, ich kannte seine Nummer nicht auswendig.

***

Heute war schon wieder Sonntag. Das heißt mein Ausbruch aus dem Internat rückte immer näher und ich werde langsam echt nervös und habe Angst dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde in Denver anzukommen. Zoe weiß mittlerweile dass ich nächstes Wochenende abhauen werde und hat versprochen mir dabei zu helfen so lange ich sie irgendwann besuchen kommen würde.
Kurz bevor ich mein Handy abgeben musste rief ich also Marco an und saget ihm Bescheid dass ich am Freitagabend um halb elf an der Bushaltestelle nicht weit vom Internat warten werde und er sich darum kümmern soll dass mich dort jemand abgeholt so wie er es gesagt hatte.

***

POV Dylan:
Die erste Woche auf dem Internat hat mir wirklich gut gefallen. Mit Ben, einem der beiden Jungen aus meinem Zimmer verstehe ich mich wirklich gut. Wir haben die selben Interessen und und kommen einfach gut miteinander aus.

Ben ist vor einem Monat zwanzig geworden und kommt ursprünglich aus Texas. Er geht hier aufs Internat weil sein Vater hier auch Schüler war und deswegen der Meinung ist hier lernt man all die wichtigen Sachen die man im Leben braucht. Aber Ben selber sagt er ist hier weil seine Eltern stinkreiche Geschäftsleute sind die aufgrund ihres Berufs viel unterwegs sind und nicht wollen das Ben so viel alleine Zuhause ist.

Anfangs wollte er das zwar nicht weil er jetzt mit seiner langjährigen Freundin eine Fernbeziehung führt und all seine Freunde zurücklassen musste. Aber als ihm klar wurde dass er mit einem Abschluss auf dem Internat doppelt so gute Chancen hat als Fußballspieler durchzustarten wie mit dem Abschluss auf einer normalen Highschool, nahm er die Tatsache hin und machte das beste aus der Situation.

Mit Leah, seiner Freundin ist er nächsten Monat fünf Jahre zusammen, wird sie aber erst in den Weihnachtsferien wenn er zurück Nachhause fliegt wieder sehen.
Immer wenn Ben von ihr erzählt strahlt er über beide Ohren und ich kann ihm ansehen wie verliebt er noch immer in sie ist. Und jedes mal wenn ihr Name fiel musste ich automatisch an Alyssa und mich denken.

Ich war mir anfangs nicht ganz sicher ob ich meinem neuen Freund von Alyssa und den Komplikationen die unsere Beziehung mit sich bringt erzählen sollte, beschloss aber endlich mit jemanden darüber sprechen zu müssen.

Die ganze Geschichte konnte ich ihm natürlich nicht erzählen, aber das was ich ihm erzählte reichte um mir alles von der Seele zu reden was ich loswerden musste um mich erleichtert zu fühlen. Natürlich nutzte ich die Situation und erklärte Ben von meinem Plan, nächsten Freitag aus dem Internat auszubrechen um mich mit Alyssa zu treffen. Er bot mir sofort an mir dabei zu helfen und fragte wie genau ich das anstellen möchte ohne erwischt zu werden.

Also erklärte ich ihm bis es langsam auf die Bettruhe zuging meinen Plan und wir feilten noch etwas an den Genauigkeit.

Die erste Woche auf dem Internat ist rum, das heißt es wird bald wieder um einiges spannender. Tut mir sehr leid dass jetzt einige Füllkapitel kommen werden.

Aber das gehört natürlich auch dazu um die Spannung zu halten😏

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