𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟏𝟒

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Die restliche Woche nach der Suspendierung am Dienstag verging ziemlich langsam.
Die Decke fiel mir Zuhause mal wieder auf den Kopf und ich tat nichts anderes als ständig mit Dylan zu telefonieren um immer am laufenden zu bleiben was jeden Tag in der Schule passiert und online neue Klamotten einzukaufen.

Am Wochenende waren mein Papà und ich bei Tante Georgina zum Abendessen eingeladen um ihre neusten Kreation alter italienischer Rezepte zu testen.
Dieses mal zauberte sie uns ein drei Gänge Menü angefangen mit einem Erdbeere-Tomaten-Gazpacho, von dem ich zuerst nie gedacht hätte dass eine so ungewöhnliche Kombination mir wirklich schmecken würde. Gefolgt von köstlichen Gnocchi alla sorrentina und zum Nachtisch ihren altbekannten Käsekuchen den wir alle so abgöttisch lieben.

Als mein Vater und ich nach dem Abendessen und einer Runde Wein die wie sonst auch zu einer zweiten geführt hatte um kurz nach Mitternacht wieder Zuhause ankamen und ich gerade die Treppe nach oben zu meinem Zimmer gehen wollte, hielt er mich auf.
„Bitte stell dir einen Wecker auf halb neun Principessa. Wir müssen morgen früh aus dem Haus. Gute Nacht."
„Buona Notte."

Als ich am nächsten Morgen um viertel vor neun nach unten kam, stand mein Vater bereits in seinem marineblauen Anzug zum gehen bereit an der Haustüre. In dem Moment als er mich erblickte murmelte er mir ein „Guten Morgen" entgegen und zog die Türe auf um hinaus zu treten.

Nachdem wir von unserem Grundstück gefahren sind, fragte ich neugierig wo wir denn überhaupt hinfahren würden da mich dies schon seit gestern Nacht interessiert.
„Wir fahren in die Bronx zu einer meiner Lagerhallen. Ich hab dort etwas
wichtiges zutun und wollte dass du endlich mal siehst wo ich eigentlich arbeite."

Von meinem Wohnort Lawrence bis in die Bronx war es weiter als ich dachte.

Knappe zwei Stunden waren wir unterwegs, bis wir unser Ziel endlich erreicht haben.
Ein etwas abgelegenes, verlassenes aber sehr großes Fabrikgebäude.

Den Arbeitsplatz meines Papàs habe ich mir zwar ganz anders und vor allem nicht so weit weg vorgestellt, aber jetzt kann ich wenigstens nachvollziehen warum er manchmal erst spät in der Nacht oder sogar erst am nächsten Tag  wieder Nachhause kommt.

Auf dem Weg zu der offen stehenden Lagerhalle ein paar hundert Meter entfernt von unserem Auto, kam ein junger Mann nicht viel älter als ich auf uns zugelaufen, begrüßte uns hektisch und teilte meinem Vater völlig außer Atem mit, dass es einen Überfall mit Verfolgungsjagd in einer anderen Lagerhalle meines Papàs etwa 30 Kilometer weiter südlich von hier gab und die Männer vor Ort es nicht alleine schaffen die geklauten Drogen wieder zurück zu holen da sie in der Unterzahl sind.

Papà befahl dem jungen Mann auf italienisch die Männer von hier auszurüsten damit sie in fünf Minuten abfahrbereit seien. Anschließend packte er mich am Oberarm und zog mich zügig hinter sich in die Lagerhalle hinein. Beim eintreten der offen stehenden Halle schlug mir ein ziemlich befremdlicher Geruch entgegen und bei genauerem Hinsehen erkannte ich dass sich unter den milchig-weißen Planen die fast die komplette Bodenfläche des sonst leeren Raumes bedeckten, die illegalen Hanfpflanzen befanden.

Plötzlich löste mein Vater seinen festen Griff an meinem Arm, ordnete mir an hier auf ihn zu warten und verschwand im nächsten Moment hinter einer grauen Stahltüre links von mir neben der ein Schild mit der Aufschrift „Keller" hing.

Wenig später öffnete sich die Türe erneut und mein Papà stürmte gefolgt von einem großen, muskulös gebauten Jungen mit dunkelblonden Haaren die ihm wild in die Stirn hingen auf mich zu. Bei genauerem hinsehen kam mir der Junge sogar bekannt vor, aber ich konnte sein Gesicht nicht richtig zuordnen.

„Du und Noah bleibt hier bis ich wieder zurück bin! Ti voglio bene!" rief mein Papà mit zu bevor er an mir vorbei nach draußen rannte wo er sich kurz mit einem anderen Mann unterhielt und dann mit ihm in unser Auto stieg und davon fuhr.

„Hi Alyssa, ich bins Noah. Keine Ahnung ob du dich an mich erinnerst aber wir haben zusammen Bio. Und für heute bin ich sowas wie dein Bodyguard." stellte er sich vor.
„Jetzt macht es Klick! Noah Di Laurentis der Starfootballspieler der Lawrence High. Ich wusste doch ich kenne dich von irgendwoher." stellte ich lachend fest.

Da es gerade einmal halb zwölf vormittags war und mein Vater sich klar und deutlich ausgedrückt hatte dass ich hier bleiben sollte bis er wieder kommt, schickte Noah einen Angestellten meines Papàs los um uns etwas zum Mittagessen zu besorgen.

Während wir warteten, führte Noah mich etwas herum und ich erfuhr dass er eigentlich nur angefangen hat Football zu spielen weil sein Opa Cedric Di Laurentis, ein früher sehr erfolgreicher Footballspieler damals als Noah noch jung war immer mit ihm gespielt hatte.
Sein Opa war seine wichtigste Bezugsperson, die er allerdings früh verlor als dieser bei einer Schießerei im Stadium bei einem seiner Spiele ums Leben kam.
Um seinen Großvater also stolz zu machen hat er sich damals geschworen in seine Fußstapfen zu treten.

Unsere Burger aßen wir draußen, auf einer alten Holzbank die auf der Rückseite des Fabrikgebäudes stand und so aussah als würde sie jeden Moment zusammenbrechen wenn man sich drauf setzte.
Aber das tat sie nicht.

Nachdem wir aufgegessen hatten blieben wir noch eine Weile sitzen und unterhielten uns darüber wie es dazu kommt dass Noah an einem Montag Vormittag während der Schulzeit nicht in der Schule sitzt und lernt, sondern sich in einem komplett anderen Bezirk New York Citys befand und auf die Tochter des Bosses seines Vaters aufpasst.
„Ich bin einmal im Monat hier um die Hanfpflanzen zu gießen. Ich bin sowas wie der Pflanzenflüsterer." witzelte er grinsend. „Nein ehrlich was machst du hier?" Hackte ich neugierig nach.

„Tatsächlich super lustige Geschichte.... Wie du weißt arbeitet mein Dad für deinen und vor knapp einem halben Jahr war ich das erste mal mit meinem Vater hier, weil so eine Art wichtiges Meeting oder so stattgefunden hat. Mein Dad meinte ich soll im Auto bleiben und auf ihn warten, aber im Auto kann man wohl schlecht rauchen wenn dein Alter nichts davon mitbekommen soll. Also bin ich ausgestiegen und dachte mir ich erkunde die Gegend ein bisschen. Als ich in die Lagerhalle mit der Hanfplantage kam, war ich fertig mit Rauchen, hab meine Zigarette nicht ganz ausgelöscht sondern einfach wehrlos in irgendeine Richtung auf den Boden geworden und naja...Die Glut hat dann eine von den Pflanzen deines Dad's in Flammen aufgehen lassen. Aus einer Pflanze wurden dann ganz schnell ganz viele Pflanzen. Und bei dem Versuch das Feuer zu löschen wurde ich letztendlich erwischt und musste mich stellen. Dein Vater war so wütend der hätte mir am liebsten eine Kugel zwischen die Augen gejagt, aber mein Dad konnte ihn besänftigen indem er ihm vorschlug ich würde jede Woche einmal hierher kommen und umsonst die Räume des Gebäudes putzen und mich um die Pflanzen kümmern. Anfangs fand ich das wirklich scheiße, aber mittlerweile hab ich mich damit abgefunden weil ich jetzt nicht mehr für meinen Stoff zahlen muss sondern mir einfach immer mal wieder hier etwas mitnehme." erklärte er mir.
„Und lass mich raten du verdienst sogar Geld damit?"
Noah nickte bloß und schenkte mir ein schelmisches Grinsen welches mir zwei perfekte Zahnreihen zeigte.
„Dann lass dich bloß nicht erwischen. Denn wenn es eins gibt dass mein Papà am meisten hasst, dann ist es beklaut zu werden. Wenn du dich dabei erwischen lässt landet die Kugel nicht nur in deinem Kopf sondern auch an ganz vielen anderen Stellen... und zwar noch bevor du leblos auf dem Boden liegst und nichts mehr spürst." warnte ich ihn, doch der Junge neben mir grinste mich nur breit und versicherte mir dass das nicht passieren wird.

Aus dem Vormittag wurde ganz schnell Nachmittag, und aus dem Nachmittag ganz schnell der Abend. Als es gegen 20:30 Uhr langsam dunkel wurde machten wir uns noch einmal auf den Weg zu der alten Bank auf der wir heute Mittag schon gegessen hatten und sahen uns gemeinsam den Sonnenuntergang an.

Es war 22:45 Uhr als mein Papà wieder zurück kam um mich abzuholen.
Der Tag mit Noah war wirklich schön und ich hoffe auch in ihm einen neuen Freund gefunden zu haben.

Ob Noah und Alyssa wohl gute Freunde werden?😏

Dieses Kapitel ist auch zur Abwechslung wieder viel länger als die anderen!

Wie immer hoffe ich natürlich dass es euch gefallen habt und ihr weiter dabei bleibt💋

Bis bald!🤝

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