Mir war langweilig.
Einfach nur sterbenslangweilig.
Mürrisch kratzte ich mit den Fingern an der Tischkante herum, wobei ich prompt einen angetrockneten Kaugummi berührte und sie schnell wieder zurückzog. Angewidert wischte ich sie an meiner Hose ab, einen verstohlenen Blick zu meinen Leidensgenossen werfend, doch die waren viel zu sehr mit Dahinvegetieren beschäftigt, um sich an meinem Unglück zu ergötzen.
Ich wiederhole: Langweilig.
Wo wir uns zu Beginn noch einigermaßen darum bemüht hatten, die Konversation aufrechtzuerhalten und uns die Zeit wenigstens halbwegs sinnvoll zu vertreiben, lungerten wir nun auf vier Tische verteilt vor der Cafeteria herum und schwiegen einander an.
Ich saß mit Louis, Harry und Ellie als eingeschworener Kern unserer Band an einem Tisch, während es sich an einem anderen ein Stück weiter entfernt die Studentinnen aus der Bibliothek bequem gemacht hatten.
Die vier jungen Frauen waren schon die ganze Zeit über mit Tuscheln beschäftigt (ihnen ging der Gesprächsstoff offenbar nicht so schnell aus), während sie immer wieder verstohlene Blicke in unsere Richtung waren, doch wir waren alle viel zu müde, um groß eine Miene zu verziehen.
Sollten sie doch tratschen, wenn es ihnen so viel Spaß machte.
Liam und Zayn kauerten an einer anderen Sitzgruppe zu zweit beisammen, und Ryan, mit seinen flammend roten Haaren sogar im Dunkeln gut erkennbar, hatte sich sichtlich widerwillig zu Romy und Colin gesellt.
Fast hätte er mir leidgetan.
Aber eben nur fast.
Die Taschenlampen hatten wir nach einiger Zeit deaktiviert, als wir bemerkt hatten, dass das Leuchten der Straßenlaternen von draußen und der weiß schillernde Schnee genug Helligkeit spendeten, um wenigstens schemenhaft sehen zu können.
Außerdem hatte uns Liam (wer auch sonst) ins Gewissen geredet, doch besser die Akkukapazitäten unserer Handys zu schonen. Liam, der Vernunftsbrocken.
Nun gut, Recht hatte er ja, auch wenn ich es nur äußerst unwillig zugab – wer wusste schon, wofür wir die Handys sowohl als Taschenlampen als auch als Kommunikationsmittel an sich noch brauchen konnten?
Richtig, die Dinger könnten noch wichtig werden. Ihr Akku war also heilig.
Unerwünschter Nebeneffekt Heiligkeit war aber leider, dass wir nun im Halbdunkel saßen, was vermutlich einer der Gründe war, wieso wir jegliche Unterhaltung eingestellt hatten.
Das Dämmerlicht war bedrückend, kalt und erstickte jede Energie zu lockerer Konversation im Keim. Die daraus resultierende Stille war unangenehm und angespannt, während jeder gedankenverloren auf den Tisch, den Boden oder aus dem Fenster starrte, immerzu dem Rauschen des Unwetters und den zahlreichen Sirenen in der Ferne lauschend.
Mehrere Male war ein Rettungshubschrauber über den Campus hinweg in Richtung Uniklinikum geflogen, doch mit immer weiter zunehmendem Wind waren die Abstände immer größer geworden, bis wir nun seit einer guten halben Stunde keinen mehr zu Gesicht bekommen hatten.
Vermutlich hatte das Unwetter nun eine Windstärke erreicht, bei der es sich nicht verantworten ließe, über einer Stadt (oder überhaupt) irgendein Fluggefährt abheben zu lassen.
Das Schweigen zerrte an meinen Nerven und ließ mich in steigender Unruhe auf meinem Stuhl umherrutschen.
Die Lage war vollkommen aussichtslos. Uns würde nichts anderes übrigbleiben, als die Zeit hier abzusitzen und irgendwie totzuschlagen, nur um irgendwann, sobald sich die Wetterlage beruhigt hatte, vermutlich trotzdem den Notruf zu wählen.
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...