Meine Weltsicht fuhr Kinderkarussell.
Ryan küsste mich. Er-...
Die endgültige Erkenntnis dessen traf mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Ein seltsames Quieken entschlüpfte mir, das mich ein wenig zu sehr an einen bekifften Hamster erinnerte, während mein Gehirn verzweifelt versuchte, die Situation zu erfassen.
Was ... was zur gottverdammten, verschissenen Hölle tat er denn da?!
Reflexartig wollte ich ihn von mir schieben, wollte ihn anschreien und ihm vielleicht sogar noch eine klatschen, um mein Statement zu unterstreichen, doch seine Hand in meinem Nacken war unnachgiebig.
Erst einen Wimpernschlag später, der in meinen Augen viel zu lange gedauert hatte, gelang es mir endlich, meine Hände zwischen uns zu bringen und mich von ihm abzustoßen, wobei endlich seine Hand von meinem Hals und – noch viel wichtiger – seine Lippen von meinen verschwanden.
Tatsächlich taumelte er sogar einen halben Schritt rückwärts und musste ungeschickt die Arme hochreißen, um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, doch ein einziger Blick in seine gleichgültige, merkwürdig zufriedene Miene reichte aus, um mich wissen zu lassen, dass er nichts, aber auch absolut gar nichts, bereute.
Zorn loderte in mir auf, der es mir unmöglich machte, mich zurückzuhalten.
Im Bruchteil einer Sekunde hatte sich auch schon meine linke Hand verselbstständigt und noch bevor ich das halbe Lächeln in Ryans Gesicht richtig zur Kenntnis nehmen konnte, hatte ich ihm schon eine so kräftige Ohrfeige versetzt, dass sein Kopf zur Seite flog und seine Ohren klingeln mussten.
„Ryan, scheiße nochmal!" Mit verzerrtem Gesicht fuhr ich mir mit dem Handrücken über den Mund, als könnte ich so den Geschmack seiner Lippen loswerden, die sich bis eben noch dort befunden hatten. Dramatisch, ich weiß, aber in dieser Sekunde konnte ich nicht anders. „Was zur Hölle ist falsch mit dir!?"
Ryan antwortete nicht.
Ich brannte darauf, seine Mimik zu sehen, und vielleicht auch den roten Abdruck meiner Hand auf seiner Wange, doch bevor ich einen Blick darauf erhaschen konnte, versank die Galerie ohne Vorwarnung wieder in Dunkelheit.
Liam.
Mir dämmerte Schlimmes.
Hektisch wirbelte ich herum. „Liam? Liam, was-..."
Liam hatte seine Taschenlampe abgewandt, uns den Rücken zugekehrt und war nun dabei, wieder in den Gruppenraum zurückzukehren.
Kein einziges Wort, nicht einmal einen vagen Laut hatte er von sich gegeben, der erahnen lassen würde, was in ihm vorging. Aber angesichts dessen, wie er gerade einen stummen Rückzug hinlegte, schien es in seiner Gedankenwelt alles andere als gut auszusehen. Verständlicherweise.
Meine Beine bewegten sich wie von selbst, als ich ihm hinterherstürzte. „Liam. Warte."
Zunächst reagierte er nicht, doch als ich ihn dann an der Schulter berührte, fuhr er so schnell herum, dass ich zurückzuckte. Seine Augen blitzten vor Wut. Und Enttäuschung. „Was? Was ist, Niall? Tut mir leid, ich wollte euren ... Moment nicht unterbrechen."
Ich war wie vom Donner gerührt. „Unser Moment?"
Meine Zunge stolperte über meine Worte, so eilig hatte ich es damit, sie hervorzubringen, und ich musste mich zusammenreißen, um nicht hysterisch zu lachen. „, Liam, bist du blind?! Hat das eben für dich vielleicht so ausgesehen, als würde ich es wollen?"
Sein Blick war unergründlich, doch der Schmerz, den er hinter seiner kalten Fassade zu verbergen versuchte, war nichts, was man übersehen hätte können. Vor allem nicht, wenn man ihn so gut kannte wie ich.
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...