„Und du hast dir allen Ernstes vor ein paar Ratten in die Hose gemacht?"
Zayn klang inzwischen nicht mehr ungläubig, sondern so dermaßen amüsiert, dass ich ihm am liebsten eine geklatscht hätte. Mittlerweile bereute ich es bitterlichst, ehrlich zu den anderen gewesen zu sein und ihnen die Wahrheit meines Verschwindens aufgetischt zu haben, inklusive Ratten und Fledermäuse und Skelettmodell und so ziemlich allem anderen.
Während Ryan und Harry mich voller Mitleid begutachteten, lachten Zayn und Louis sich einen Ast ab, und ich war mir nicht sicher, welche der beiden Reaktionsalternativen mir die liebere war. Am besten wäre es gewesen, einfach den Mund zu halten.
„Ratten?" Entgeistert sah Romy in die Runde. „Willst du mir gerade erzählen, dass jetzt Ratten frei im Gebäude rumlaufen? Und habt ihr euch denn noch gar keine Gedanken darüber gemacht, wie die Viecher aus ihren Käfigen gekommen sind?"
Louis stellte sein Gelächter lange genug ein, um die Stirn zu runzeln. „Sollten wir?"
Er verdrehte die Augen, als Romy ihn verärgert anfunkelte. Sie saß noch immer zusammen mit Colin in ihrem quietschgelben Schal auf der Bank, mit vor Erschöpfung glänzenden Augen und vom Kopf abstehenden hellbraunen Haaren, und hatte nun prompt die Füße auf die Bank emporgezogen, als befürchtete sie, die Ratten könnten sich jeden Moment über die Cafeteria hermachen.
Sicherlich hatte sie eine ganz und gar rationale Erklärung parat, wie die Tiere ihre Behausung verlassen hatten können, und ich war nun wirklich nicht bereit dazu, mir diese zu Gemüte zu führen, doch die anderen stiegen voll auf das Thema ein.
Die daraufhin entstehende Konversation war dermaßen sinnfrei, dass ich sie kurzerhand ausblendete.
Seufzend bettete ich den Kopf auf die auf dem Tisch abgelegten Arme und schloss die Augen. Inzwischen war meine Ruhe so weit zurückgekehrt, dass es mir möglich war, die unsägliche Müdigkeit wieder zur Kenntnis zu nehmen, die mir nun noch viel intensiver als zuvor in den Knochen steckte.
Insgeheim fragte ich mich, wovon ich in aller Ernsthaftigkeit ausgegangen wäre, was sich im Raum befunden hatte, hätte sich das Mysterium nicht in Form der offenen Käfige gelöst.
Romys Gespenster? Zombies? Oder vielleicht doch der gute alte Axtmörder?
Das war doch alles Bullshit.
Eine einzige Frage vermochte ich jedoch nicht komplett aus meinem Kopf zu vertreiben: Wer hatte die Tür der Sammlung abgeschlossen?
Vom Wind konnte sie schlecht zugeweht worden sein, denn dann hätte ich ja immerhin hören müssen, wie sie ins Schloss fiel. Mal ganz davon abgesehen, dass der Wind schlecht einen Schlüssel herumdrehen konnte. Oder war sie zugefallen und dann hatte die elektronische Verriegelung gegriffen?
Vermutlich war es so gewesen.
Denn, nun ja ... wer zum Henker würde so etwas mit voller Absicht tun?
Das Ekelpaket vom Sicherheitsdienst vielleicht, aber den hätten wir doch längst angetroffen, würde er sich im Gebäude befinden. Außerdem hätte der uns eher der Reihe nach stranguliert, als uns in Räumlichkeiten einzuschließen, in denen wir selbst bei Tage nichts zu suchen hatte.
Der einzige Mensch, der sicher noch anwesend gewesen war und etwas tun hätte können, war Liam. Und der würde den Teufel tun und nach Lust und Laune irgendwelche Türen schließen, um irgendwelche Leute dahinter einzusperren.
Irgendwelche Leute.
Die Tatsache, dass genau in diesem Augenblick Liams Hand mit meinem Rücken in Berührung kam und dort sanfte Kreise zu zeichnen begann, bestätigte mir, dass ich definitiv nicht Irgendjemand für ihn war.
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...