Die Sachen der anderen lagen noch immer unberührt an den runden Tischen der Cafeteria und das gesamte Areal gähnte uns verlassen entgegen, als wir wenige Momente später dort eintrafen. Niemand war hier.
Zumindest dachten wir das.
Doch als wir uns in frustriertem Schweigen einen Weg durch den stockdunklen Verkaufsraum zu leuchten begannen, hin und wieder einen Müsliriegel in unsere Taschen wandern ließen und der Strahl meiner Taschenlampe schließlich auf einem Schuh landete, der hinter einem Regal hervorragte, ging mir auf, dass der Schein trog.
Mit blieb gerade soviel Zeit, um den Mund zu einem Warnruf zu öffnen, doch bevor ich auch nur einen einzigen Ton von mir geben konnte, hatte sich schon jemand rücklings auf mich gestürzt. In stählernem Griff schlang sich ein Arm um meine Kehle, der andere um meine Mitte, um mich erst rückwärts und dann zur Seite zu reißen, ganz offensichtlich mit dem Ziel, mich zu Boden zu befördern.
Leider war ich so überrumpelt, dass ich im ersten Moment gar nicht richtig zu realisieren vermochte, was hier gerade passierte, mit dem ungünstigen Resultat, dass ich innerhalb von zwei Sekunden das Gleichgewicht verlor.
Aus irgendeinem Grund war ich dennoch geistesgegenwärtig genug, meinerseits die Finger in den Klamotten meines Angreifers festzukrallen, um diesen mit mir zu Fall zu bringen – wenn ich schon auf die Art zu Boden gehen musste, dann wenigstens nicht allein.
Der Typ – ich war mir ziemlich sicher, dass es sich um einen Typen handelte – gab ein unwilliges Knurren von sich, als auch er ins Stolpern geriet. Im umherwirbelnden Licht meiner Taschenlampe sah ich am Rande, wie er eine Hand haltsuchend nach einem Regal ausstreckte, und noch während ich mir innerlich über so viel Dummheit an die Stirn fasste, kollidierte mein Rücken erst mit einem Rollwagen, dann mit einem Stapel Kartons und schließlich auch noch mit dem Regal, nach dem der Kerl gegriffen hatte.
Einen Wimpernschlag später machte ich rücklings Bekanntschaft mit dem Boden, gesandwicht zwischen den kalten Fliesen unter mir und dem Typen auf mir, der natürlich nicht drei Zentimeter weiter links oder rechts landen hatte können.
Nur vage registrierte mein Gehör das ungesund klingende Geräusch, mit dem mein Handy mehrmals auf den Fliesen des Verkaufsraums aufkam, zusammen mit einigen unterdrückten Flüchen meines Angreifers und Schritten, die wohl von Liam stammen mussten.
Und dann sah ich im nächsten Aufflackern der Taschenlampe gerade noch, wie das Regal, an dem sich dieser Idiot eben noch festgehalten hatte, vornüberkippte. Selbstverständlich in unsere Richtung.
Instinktiv wollte ich die Arme hochreißen, um irgendwie mein Gesicht vor der Flut an Gegenständen zu schützen, doch da mein Gegner noch immer mit seinem ganzen Körpergewicht auf mir lag und all meine Gliedmaßen niederdrückte, erwies sich dieser Reflex als vergeblich.
Ich konnte einen entsetzten Aufschrei nicht unterdrücken, als allerlei kram auf uns niederzuregnen begann – Plastiktüten raschelten, Blechdosen schepperten und irgendetwas Hartes streifte meine Schulter, dicht gefolgt von einem lauten Knall, der in mir das Bedürfnis erweckte, mich in Fötushaltung zusammenzurollen.
Die danach eintretende Stille war nach all dem Lärm so merkwürdig, dass es mir in den ersten Sekunden unmöglich war, mich zu bewegen.
Erst, als der Typ, der immer noch auf mir lag, unterdrückt fluchend ächzte und sich zu regen begann, ging mir auf, in welch misslichen Lage ich mich befand. Mein Selbsterhaltungstrieb hatte in den vergangenen Stunden offenbar massiv an Wirkung eingebüßt.
Schlagartig stemmte ich mich gegen das Körpergewicht auf mir, bis ich eine meiner Hände befreien konnte und damit prompt einen der aus dem Regal gefallenen Gegenstände zu fassen bekam.
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...