Sonntag, 2. Dezember, 04:01 Uhr

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Ein rumorendes Geräusch riss mich aus dem Schlaf.

Einem sehr leichten, sehr unruhigen Schlaf, dem ich irgendwann nachgegeben hatte, als mir aufgegangen war, dass ich niemals unbemerkt aus dem Raum gelangen würde.

Zumindest nicht, ohne mich vorher mit Zayn herumschlagen zu müssen.

Ich hatte das Gefühl, dass sich Zayn nur deshalb freiwillig als Wachposten gemeldet hatte, um exakt einem solchen Vorhaben meinerseits vorzubeugen. Offenbar kannte Liams bester Kumpel mich noch besser, als ich angenommen hatte. Er ahnte, dass ich nichts lieber tun würde, als mich auf die Socken zu machen und Liam aufzusammeln.

Erneutes Scharren ließ mich endgültig die Augen aufreißen.

Für einen kurzen Moment war ich völlig desorientiert, als nichts als undurchdringliche Finsternis meine optische Wahrnehmung flutete – bis ich schließlich irgendwo rechts von mir, in Richtung der Tür, einen schwachen Schimmer wahrnahm, der unruhig flackerte und in unregelmäßigen Abständen an Intensität zu- und abnahm.

Der Lichtkegel war an den Rändern orange verfärbt und etwas unförmig, fast so, als hätte jemand den Finger über die Leuchte seines Smartphones gelegt, um nur gerade so viel Helligkeit hindurchzulassen, wie unbedingt nötig war.

An sich war das ja nicht unbedingt verdächtig. Aber nach all dem, was ich hier bisher schon miterlebt hatte, kam ich nicht umhin, bei der kleinsten Kleinigkeit misstrauisch zu werden.

Langsam und darum bemüht, so wenig verräterische Geräusche wie möglich zu verursachen, richtete ich mich aus meiner zusammengesunkenen Position auf und enthedderte meine Arme, die ich zum Schutz vor der Kälte eng vor meinem Körper verschränkt gehalten hatte.

Nach wie vor war es eiskalt. Obwohl ich es mir geistesgegenwärtig auf einem der an die Wand geschobenen Tische statt auf dem blanken Boden bequem gemacht hatte, waren mir die niedrigen Temperaturen bis auf die Knochen durchgedrungen. Sämtliche meiner Gliedmaßen waren starr und unkoordiniert und es kostete mich doppelt so viel Energie wie gewöhnlich, um in Bewegung zu kommen.

Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mich bedächtig zur Tischkante vorschob, den Blick fest auf den sich bewegenden Lichtschein geheftet, die Ohren gespitzt, um womöglich nachverfolgen zu können, was diese Person dort drüben trieb.

Stirnrunzelnd hielt ich inne, als ich das unverkennbare Geräusch eines Reißverschlusses vernahm, der aufgezogen wurde, gefolgt von halblautem Kramen, das sich ganz danach anhörte, als würde jemand ...

Moment mal.

Täuschte ich mich, oder wühlte sich da gerade jemand durch unser Gepäck?

Unschlüssig spähte ich nach links in Richtung der gegenüberliegenden Wand, an der ich zuletzt Ellie und Ryan gesehen hatte, doch natürlich sah ich jetzt absolut nichts. Zayn sollte sich im hellwachen Zustand in der Nähe der Tür befinden und Schmiere stehen, doch auch von ihm war nichts zu hören.

Das mulmige Gefühl in meinem Magen verstärkte sich.

Wer zur Hölle war das, der dort herumwühlte? Zayn?

Ich meine, es musste doch jemand von uns sein, oder? Die Tür war abgesperrt, also hatte kaum jemand von draußen in den Gruppenraum gelangen können, sofern Zayn denjenigen nicht hereingelassen hatte. Was dieser niemals tun würde, sollte es sich um den Axtmörder handeln.

Kurz entschlossen schob ich mich endgültig von meinem Tisch.

Es nutzte mir nichts, wie ein Jammerlappen hier herumzusitzen und zu schlottern. Wenn ich wissen wollte, was dort vorn vor sich ging, musste ich es schon herausfinden.

EXIT (Niam, Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt