Instinktiv rutschte ich noch ein Stück von ihm ab, bis ich an der äußersten Kante der Couch angelangt war und die Armlehne mir den Weg abschnitt. Mein Puls lief schon wieder auf Höchstbetrieb, während ich panisch beobachtete, wie er die Hand wieder hervorzog und-...
Ein kleines, dunkelgraues Gerät kam zum Vorschein, an dem er nun einen Knopf betätigte, der mit einem weißen Quadrat gekennzeichnet war. Direkt daneben befand sich noch einer mit einem roten Punkt, einer mit den typischen zwei Strichen als Pausensymbol, Knöpfe zum Vorspulen und-...
Mit offenem Mund starrte ich ihn an.
Das war eindeutig Aufnahmegerät. Ich hatte schon oft genug selbst ein Exemplar davon in der Hand gehabt, wenn auch für musikalische Zwecke.
Er hatte unser Gespräch aufgezeichnet? Was zur Hölle-...
Ryan bemerkte meinen Blick und schenkte mir ein kurzes Lächeln, bevor er sich streckte, um das Gerät neben dem Teelicht auf dem Tisch zu platzieren. Dann lehnte er sich wieder zurück und faltete die Hände im Schoß, ganz lässig und entspannt, als veranstalteten wir hier nur einen Plausch bei Kaffee und Kuchen.
„Du willst meine Fragen nicht beantworten. Damit hatte ich gerechnet." Er klang zwar leicht enttäuscht, aber noch immer nicht verärgert oder ungeduldig. „Ich schlage dir einen Deal vor: Du darfst mich jetzt alles fragen, was du möchtest, und ich verspreche, ehrliche Antworten zu geben. Im Gegenzug beantwortest du mir danach genauso ehrlich meine Fragen."
Gespannt sah er mich an. „Wie klingt das für dich?"
Ich kämpfte mit mir.
Einerseits wollte ich ihm nichts, aber auch absolut nichts liefern, was ihm auf irgendeine Art und Weise von Nutzen sein könnte. Und angesichts dessen, wie er sich gerade benahm, schien er aus jedem einzelnen Wort, das ich von mir gab, einen Nutzen ziehen zu können.
Andererseits brannte ich darauf, darüber aufgeklärt zu werden, was die Hintergründe hierfür waren. Warum er tat, was er tat. Warum ausgerechnet wir dafür herhalten mussten.
„Deal", platzte es im nächsten Moment so hektisch aus mir hervor, dass es schon fast erbärmlich war, doch Ryan verzog keine Miene. Stattdessen gab er wieder dieses durch und durch ehrliche Lächeln zum Besten und nickte mir zu. Fehlte nur noch das Popcorn.
„Schieß los."
Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mich räusperte und mich aufrichtete, um wenigstens ein Stück meiner Würde zurückzugewinnen.
„Vorhin hast du ... hast du mich als Hauptperson bezeichnet", begann ich schließlich. Mein Inneres rumorte vor Nervosität. „Hauptperson wovon?"
Entgegen meinen Erwartungen schien Ryan regelrecht enttäuscht von meiner Frage zu sein, denn er zuckte nur die Achseln. „Ich brauchte jemanden, um den herum ich das Setting spinnen konnte. Auf den alles abgestimmt ist und der das Zentrum bildet. Du hast dich angeboten."
Ich verstand zwar nach wie vor nicht, worauf er hinauswollte, aber allein seine kalkulierende Wortwahl ließ Übelkeit in mir aufsteigen. „Wie?"
Er seufzte. „Ich brauchte jemanden, der ... wie soll ich es ausdrücken? Ein wenig zu sehr mit rosaroter Brille durch die Gegend rennt. Und dessen soziales Umfeld interessant genug ist, um damit zu spielen. Beides sind Voraussetzungen, die auf dich zutreffen. Du hast wirklich spannende Charaktere um dich herum, Niall. Allen voran Payne mit seinen Verlustängsten. Meine Güte. Ich hatte ja damit gerechnet, von ihm eine heftige Reaktion zu bekommen, aber dass sie so heftig ausfällt, hätte ich niemals gedacht."
In einem Ausdruck merkwürdiger Faszination schüttelte er den Kopf. „Er hat mir mit seinem lachhaften Plan einwandfrei in die Karten gespielt und mir so einiges erleichtert. Meine Güte. Er muss dich wirklich lieben, wenn er eine ganze Truppe unbeteiligter Leute in der Uni einsperrt, nur weil er eure Beziehung retten möchte."
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...