Sonntag, 2. Dezember, 01:23 Uhr

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Die Räumlichkeiten der Toiletten waren vollkommen verwaist, als wir mit unseren Handytaschenlampen bewaffnet durch die Tür traten.

Auch ein eingehender Check der einzelnen Kabinen blieb ergebnislos, zusammen mit einem Blick in den finsteren Fensterschacht, und darüber hinaus wirkte auch das Areal vor der Toilette nicht wirklich so, als hätte dort ein Kampf stattgefunden.

Louis hatte erwähnt, dass Harrys Handy zu Boden gegangen war, doch weder das Gerät selbst noch einzelne Teile davon waren zu sehen.

Dasselbe galt für Louis' Jacke, die er nicht mehr bei sich gehabt hatte – er selbst war davon überzeugt, dass er sie verloren oder der Angreifer sie mitgenommen haben musste, wobei die Tatsache, dass sie hier nirgends zu sehen war, eher für die zweite Alternative sprach. Nur ... wieso zum Henker sollte ihm jemand die Jacke klauen?

Dirgendein Psycho überhaupt auf die Idee gekommen war, unsere Freunde wie bei einem Raubüberfall anzugreifen und k.o. zu schlagen, war schon unfassbar genug. Aber dass diese Person dann auch noch tatsächlich Jacken und Handys an sich nahm? Das war schier utopisch. Und vermutlich auch einfach nur dumm.

Auch wenn ich das dem hysterischen Louis gegenüber nie zugegeben hätte, musste ich Liam insgeheim durchaus teilweise Recht geben: Vermutlich hatte Harry, komplett von den Socken vor Empörung, die Verfolgung aufgenommen und danach wohl Louis' Jacke sowie sein Handy zusammengesammelt, als er zurückgekommen war und seinen Freund nicht mehr vorfinden hatte können.

Wobei das natürlich wiederum nicht die Frage beantwortete, wieso er sich dann nicht einfach auf den Weg zum Bandraum gemacht hatte, wo er ja wusste, dass Liam, Ryan und ich dorthin aufgebrochen waren.

Was für ein verkorkster Bullshit.

„Na schön." Seufzend drehte Liam sich im Kreis. „Hier ist nichts. Absolut nichts. Okay, Klartext: Meinst du, er verarscht uns?"

Ich starrte ihn an. „Spinnst du? Denkst du vielleicht, er würde sich selbst den Kopf blutig schlagen? Das ist Schwachsinn."

Auch wenn ich diesen Gedanken zugegebenermaßen selbst schon gestreift hatte, war er einfach nur abstrus.

Louis hatte zwar ziemlich viele miese Tricks auf Lager und schaffte es regelmäßig, sämtliche Personen in seinem näheren Umfeld zur Weißglut zu bringen, aber so weit würde nicht einmal er gehen, um uns zu veräppeln. Auf keinen Fall.

Forschend musterte ich ihn. „Was denkst du?"

Liam zuckte mit den Achseln. Seine Unterlippe war schon ganz gerötet, so intensiv hatte er in den vergangenen Minuten darauf herumgekaut. „Um ehrlich zu sein, weiß ich allmählich nicht mehr, was ich denken soll. Ich habe das Gefühl, dass nach und nach alle hier durchdrehen. Inklusive mir selbst."

„Kannst du es irgendjemandem verübeln?" Achtlos stieß ich mit der Schuhspitze eine Klopapierrolle an, die unter dem Waschbecken lag, und beobachtete geistesabwesend, wie sie daraufhin über den gefliesten Boden hinweg in Richtung der Klokabinen davonzurollen begann.

„Nicht wirklich."

Prüfend beleuchtete Liam erst die Fliesen an der Tür, dann den Türrahmen selbst und schließlich noch den massiven Steinboden draußen im Gang.

„Weißt du, was noch komisch ist?", begann er schließlich mit einem beunruhigten Blick in meine Richtung. „Hier ist nirgendwo Blut. Nicht die geringste Spur davon. Louis' Kopf hat aber geblutet wie irre, als ich ihn unten an der Kellertreppe aufgesammelt habe. Eigentlich müsste es hier aussehen, als hätte man etwas abgestochen."

Ich dachte an die blutigen Handabdrücke an der Wand nahe des Bandraums zurück und erschauderte.

Diesen Gedankengang hatte ich noch gar nicht in Erwägung gezogen, aber Liam hatte natürlich Recht. Wenn das Blut wirklich vollends von Louis gestammt hatte, grenzte es an ein Wunder, dass er lange genug bei Bewusstsein gewesen war, um sich in den Keller zu schleppen.

EXIT (Niam, Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt