„Wie geht's deinem Kopf?"
Ich brauchte eine Weile, um zu registrieren, dass Ryans Frage an mich gerichtet war – genau genommen an die Schramme, die ich von diesem peinlichen Zwischenfall in der biologischen Sammlung zurückbehalten hatte.
Achselzuckend veränderte ich meine Sitzposition ein wenig, um mich noch weiter an Liams Brust lehnen zu können, der halb hinter mir, halb neben mir auf der Couch saß. „Alles gut. Ich spüre es so gut wie gar nicht."
Vage nahm ich war, wie Liams Arm um meine Taille seinen Griff kaum merklich verstärkte. Die Finger seiner anderen Hand spielten abwechselnd mit dem Reißverschluss meiner Lederjacke und seinem Smartphone, das er auf meinem Bein abgelegt hatte.
Ich konnte sein Gesicht von meiner Position aus zwar nicht sehen, aber trotzdem spürte ich nur zu gut, wie er Ryan mit missmutigen Blicken erdolchte.
Obwohl wir nun schon fast eine Dreiviertelstunde zusammen im Bandraum verharrt hatten, Liam und ich auf der Couch und Ryan in etwas Distanz in einem der Sessel, war die Stimmung immer noch merkwürdig.
Ich hatte das Gefühl, für die beiden unfreiwillig Puffer und Streitpunkt zugleich zu sein: Einerseits musste ich darauf achten, mich immer wieder einzuschalten, damit die zwei einander nicht in einen Krieg verwickelten, andererseits schien mir jedes Gespräch mit Ryan eine Gratwanderung zu sein, wo ich ja ahnte, wie er zu mir stand. Oder stehen wollte.
Angesichts dessen versuchte ich, jede Interaktion auf ein Minimum zu begrenzen, um nicht womöglich falsche Signale zu versenden.
Ich verstand immer noch nicht, warum Ryan nicht einfach bei den anderen geblieben war und auf Harry und Louis gewartet hatte. Jedes Mal, wenn er sich um Konversation bemühte, erntete er von Liam lediglich schmale Augen und verbissenes Schweigen, und sobald dann ich selbst aus reiner Freundlichkeit und Anstand heraus darauf einging, begann Liam, dieser Trottel, innerlich zu kochen.
Recht machen konnte ich es hier definitiv niemandem.
Nun gut, Ryan hatte sich zwar deutlich seltener zu einem Kommentar der anmachenden Art hinreißen lassen, seit Liam und ich uns wieder zusammengerauft hatten, aber die Art und Weise, auf die seine Augen an mir hafteten, wenn er dachte, dass niemand hinsah, war ziemlich unmissverständlich.
Wovon Liam natürlich nur mäßig begeistert war.
Aber nun gut. Um diese blöde Situation zu beenden, mussten wir erstmal aus diesem Gebäude raus. Und das würde bekanntlich ja noch bis zum nächsten Morgen dauern.
Die paar Stunden würden wir auch noch überleben.
„Denkt ihr, Harry und Louis kommen überhaupt noch?"
Liam knirschte hörbar mit den Zähnen und ich widerstand mühsam dem Drang, die Augen zu verdrehen. Ryan schien nicht zu begreifen, dass es im Moment besser wäre, einfach die Klappte zu halten in Schweigen auszuharren, wenn er am Ende nicht doch noch einen Streit provozieren wollte.
Es sei denn ...
Wollte er womöglich einen Streit provozieren?
Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Die Tatsache, wie offen er von Anfang an mit seinen Intentionen gewesen war, und dass er es sich nun nicht hatte nehmen lassen, uns Gesellschaft zu leisten, obwohl es anders auch gegangen wäre, würde durchaus für diese Theorie sprechen.
Aber wieso zum Henker sollte er das tun? Er wirkte auf mich nicht wie ein Arsch, der anderen Leuten gezielt ihre Partner ausspannte, um Stress zu machen. Und leichtläubig genug war er meiner Meinung auch nicht, um ernsthaft anzunehmen, dass ich Liam von einer Sekunde auf die nächste plötzlich fallenlassen würde, um mir einen Neuen zu suchen.
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...