Ich konnte nicht beurteilen, wie lange ich vor Fassungslosigkeit gelähmt mitten in der finsteren Halle verharrt hatte, bis irgendwann Schritte hinter mir laut wurden, dicht gefolgt vom bläulichen Schimmer einer Taschenlampe auf dem Steinboden zu meinen Füßen.
Eine sanfte Hand kam in Kontakt mit meiner Schulter und im nächsten Moment hielt mir jemand meine Lederjacke hin. Wortlos nahm ich sie entgegen, wobei mir ein schneller Blick über die Schulter bestätigte, dass es sich bei den Neuankömmlingen um Harry und Louis handelte.
Was für eine Scheiße.
Fast hatte ich Mitleid mit den anderen. Für die musste es richtig ätzend sein, stundenlang mit einem streitenden Paar eingeschlossen zu werden und jede noch so winzige Eskalation mitzuerleben.
„Das war ... beängstigend", kommentierte Louis prompt, als ich es irgendwann geschafft hatte, meine vor Kälte und Adrenalin bebenden Hände durch die Ärmel meiner Jacke zu manövrieren. „Respekt."
„Ach." Ich vermied es, ihn direkt anzusehen. „Tatsächlich."
Louis musterte mich in einer Mischung aus Interesse und Mitleid. „Am meisten macht es mir aber Angst, dass ich euch beide irgendwo nachvollziehen kann. Zumindest jetzt in der Sache mit dem blöden Feuermelder."
Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Komm schon. Hör auf, ihn so zu nennen. Er kann nichts für seine Haarfarbe. Und er kann auch nichts dafür, dass er hilfsbereit war."
Mein Kollege gab ein seltsames Geräusch von sich, dessen Gefühlslage ich nicht eindeutig bestimmen konnte. „Du verteidigst ihn schon die ganze Zeit über. Nur so als Anmerkung."
Schnell versetzte er mir einen Klaps, als ich sofort aus der Haut fahren wollte. „Bevor du mich jetzt erschlägst: Ich weiß, dass du es nicht so meinst, wie Liam denkt. Ich möchte dir nur vor Augen führen, dass es in gewissem Maße leider trotzdem ein bisschen so wirkt. Vor allem, wenn man es sich ohnehin schon die ganze Zeit einbildet. So wie ..." Er räusperte sich umständlich. „So wie Liam. Wo ist der jetzt eigentlich hin?"
„Er sucht Ellie", gab ich wie aus der Pistole geschossen zurück, dankbar für jeden Themenwechsel, den ich kriegen konnte. „Die ist vor über einer halben Stunde zur Bib losgezogen, um nach den anderen Mädels zu sehen. Aber bis jetzt ist sie noch nicht zurückgekommen."
„Oh." Etwas dümmlich sah Louis zu seinem Freund auf, der mit ähnlich ratlosem Gesicht neben ihm stand. „Das haben wir wohl verschlafen."
Harry gähnte ungeniert, wobei er genervt Louis' Hand abwehrte, die dieser ihm mit missbilligender Miene vor den Mund halten wollte. „Jedes Mal, wenn man kurz wegschaut, fehlt irgendjemand. Die Bib-Mädels, Ellie, jetzt Liam ... langsam frage ich mich, wohin die sich alle verkrümeln."
„Wahrscheinlich steigt irgendwo eine Kloparty, von der wir nichts wissen."
„Apropos Kloparty." Harry sah zwischen uns hin und her. „Ich müsste mal."
Ungerührt erwiderte Louis seinen Blick, sichtlich angepisst darüber, vorhin so eiskalt abserviert worden zu sein. „Und? Niemand hält dich davon ab."
Die zwei lieferten sich ein knallhartes Blickduell, und als Harrys Augen dabei gefährlich schmal wurden, musste ich trotz allem lachen, wenn auch ein wenig halbherzig.
„Keine Angst, Harold, wir begleiten dich." Ich ignorierte Louis' ungläubiges Schnauben. „Außerdem habe ich jetzt sowieso keine große Lust darauf, mich Ryan zu stellen, nach dem, was der sich gerade anhören musste."
Den letzten Teil fügte ich nur an mich selbst gewandt hinzu, aber ich hatte das Gefühl, dass meine beiden Freunde meine recht durchwachsene Motivationslage auch ohne Worte verstanden hatten.
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EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...