Samstag, 1. Dezember, 23:09 Uhr

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Mein Herz setzte einen Schlag aus.

Oh nein.

Hektisch rüttelte ich an der Klinke, stemmte mich gegen das massive, kalte Material der Tür, doch ohne Erfolg.

Sie war zu. Abgeschlossen.

Moment mal. Abgeschlossen?

Das hieß doch dann, dass jemand-...

In der Finsternis hinter mir ertönte blechernes Klappern, als hätte jemand eine leere Dose umgestoßen, gefolgt vom unverkennbaren Rascheln von herabfallendem Papier, und all das sorgte dafür, dass meine Gedankengänge ein jähes Ende fanden.

Panik wallte in mir auf, als ich mein Handy fahrig von einer Seite zur anderen wirbelte, verzweifelt versuchend, irgendetwas zu erkennen, doch das mickrige Licht reichte einfach nicht aus – ebenso wenig mein nicht wirklich existentes Stressmanagement.

Meine andere Hand hielt noch immer die Türklinke umklammert, drückte diese mit einer zerstörerischen Heftigkeit nach unten, als könnte das Schloss auf diese Weise plötzlich nachgeben, aber natürlich war das Schwachsinn.

Das alles hier war schlichtweg Schwachsinn. Was zum-...

Etwas zischte über meinen Kopf hinweg, so schnell, dass ich buchstäblich spürte, wie meine Haare sich bewegten, und ein Japsen blieb mir in der Kehle stecken, als ich schützend die Arme hochriss, vor was auch immer hier durch die Luft flog.

Und – als könnte es nicht noch schlimmer kommen – ließ ich dabei prompt mein Handy fallen.

Natürlich landete es fein säuberlichst mit dem Display nach unten und da ich noch nicht dazugekommen war, die Taschenlampe zu aktivieren, versank der Raum erneut in Dunkelheit.

Oh Gott. Oh Gott.

Das zum Thema Stressmanagement.

Ich hätte heulen können.

Weiter hinten krachte etwas und wäre meine Kehle nicht so zugeschnürt gewesen, hätte ich aufgeschrien.

Mein Atem ging in kurzen Stößen, als ich, einer Eingebung folgend, schließlich herumwirbelte und kurzerhand gegen die Tür zu hämmern begann.

„Hey!" Meine Stimme war so schrill, dass es mir beinahe selbst in den Ohren wehtat. „Hey! Harry! Louis!"

Das Schleifen von Stoff über den steinernen Boden ließ mich kurz innehalten und ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich, als mir irgendwann aufging, dass das Geräusch immer lauter wurde. Und das konnte nur bedeuten, dass-...

Es kam auf mich zu.

Für den Bruchteil einer Sekunde flimmerten die Ränder meines Blickfelds weiß auf, als zusammen mit dieser Erkenntnis neues Adrenalin durch mein System schoss. Die Panik raubte mir fast den Verstand, brachte mich dazu, noch heftiger an der Klinke zu zerren, natürlich weiterhin vergeblich.

Mein Handy lag irgendwo hinter mir auf dem Boden, doch es hätte mir ohnehin nicht viel genutzt, immerhin konnte ich nicht damit telefonieren. Außerdem hätte ich nun den Teufel getan und mich aus eigener Energie weiter ins Dunkel bewegt. Nicht, solange ich nicht wusste, wer sich zusammen mit mir hier drin befand.

Oder was.

Dumpfes Splittern und Spritzen erklang, offenbar war eines der Konservierungsgläser zu Boden gegangen und hatte den Aufprall nicht unbeschadet überlebt.

Aber durch wessen Zutun? Nun, das war hier die ultimative Frage.

Als eine Sekunde später das nächste Glas zerschellte, nur ein winziges Stück von mir entfernt, war ich kurz davor, mich heulend zu einer Kugel zusammenzurollen und die Welt und mein Leben zu verfluchen – und dann gab plötzlich die Tür hinter mir nach.

EXIT (Niam, Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt