Panik schlug über mir zusammen.
„Romy!" Hektisch sah ich wieder zu den sich ausbreitenden Flammen hinüber, die just in dieser Sekunde auf das nächste Heft übergriffen, als hätten sie meine Aufmerksamkeit gewittert. Wild riss ich an den Handschellen. „Romy! Leute! Hey! Hey!"
Sie hörten mich nicht. Stattdessen setzten sie ihren Kampf fort, schlugen aufeinander ein, schrien einander an, ohne das gefährlich schnell wachsende Feuer unmittelbar neben sich zu registrieren.
„Fuck!" Tränen der Frustration standen mir in den Augen, als ich dazu überging, mit beiden Händen an dem Kettchen zwischen den beiden Schellen zu reißen. Das Blut in meinen Adern stand in Flammen. Zwar noch nicht wortwörtlich, aber lange würde das nicht mehr dauern, wenn das hier so weiterging. „Fuck, fuck, fuck!"
Wenn die zwei nicht bald auf das Feuer aufmerksam wurden, würde es sich so lange ausgebreiten, bis wir hier drin eingeschlossen waren. Und erstickten. Und dann verbrannten.
„Leute!", brüllte ich ein weiteres Mal über den Kampflärm hinweg. „Verdammte Scheiße! Hört auf!"
Zu meiner Erleichterung hielten die beiden nun tatsächlich gleichzeitig inne – wenn auch weniger aus dem Grund, meine Stimme gehört zu haben, als vielmehr wegen des unverkennbaren Brandgeruchs, der sich im Raum ausgebreitet hatte, vermutlich zusammen mit ganzen Tonnen von Qualm, doch den konnte man im Halbdunkel wohl ohnehin nicht erkennen.
Sogar bei den vorherrschenden, schlechten Lichtverhältnissen sah ich, wie Ryans Augen sich vor Entsetzen weiteten, kurz bevor er mit einem lauten Fluch von Romy abließ.
Zu meiner Überraschung stürzte er jedoch nicht auf die Tür zu, um seine Haut zu retten, wie ich es erwartet hatte, sondern vollführte einen Hechtsprung inmitten des zerlegten Schlagzeugs. Dort ließ er sich auf alle Viere fallen, kroch durch den Trümmerhaufen und tastete den Boden ab. Er suchte etwas.
Fassungslos starrte ich ihn an, bis mir aufging, dass das Projekt-Smartphone nirgends mehr zu sehen gewesen war, seit er es zuvor auf dem Tisch abgelegt hatte – offenbar war es ihm bei dem Sturz in das Schlagzeug abhandengekommen. Und Ryan hatte nun nichts Besseres zu tun, als neben einem um sich greifenden Feuer danach zu suchen, als wäre dieses verdammte Handy mehr wert als sein eigenes Leben.
Ich schluckte meinen Unglauben hinunter und wandte mich mühsam ab.
Sein Leben, seine Entscheidungen. Zumindest versuchte ich, mir das einzureden.
Wir mussten das Feuer loswerden, bevor wir alle darin draufgingen.
Feuerlöscher. Wir brauchten einen Feuerlöscher.
So gut es ging, wirbelte ich in alle Richtungen, bis ich schließlich den rot-weißen Behälter neben meiner Couch, in der Nische zwischen Wand und einem Schrank, entdeckt hatte.
Ungeschickt winkte ich mit meinem freien Arm in die entsprechende Richtung. „Romy! Dort drüben!"
Glücklicherweise verstand sie sofort. Etwas unkoordiniert rappelte sie sich auf und machte sich leicht schwankend daran, über all das Chaos und die Verwüstung hinweg in die angezeigte Ecke zu gelangen. Ihr Gesicht wurde nun von zusätzlichen dunkel verfärbten Stellen geziert und ihre Lippe war geplatzt und verkrustet, doch ansonsten schien sie ihren Nahkampf mit Ryan einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben.
Der wühlte sich noch immer durch die Bestandteile des Schlagzeugs, einen panischen Ausdruck im Gesicht, und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er dabei dem Feuer mehrere Male gefährlich nahekam – so nahe, dass es beinahe auf seine Klamotten übergegriffen hätte.
DU LIEST GERADE
EXIT (Niam, Larry)
FanfictionEine Nacht lang eingeschlossen in den kalten, dunklen Räumlichkeiten der Universität, ohne Kontakt zur Außenwelt, ohne Strom, ohne Möglichkeit zur Flucht. Um das Gebäude herum tobt ein Unwetter, keine Menschenseele ist auf den Straßen unterwegs, Sma...