Samstag, 1. Dezember, 21:59 Uhr

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Faul wie immer steuerten wir zunächst aus reiner Gewohnheit heraus den Aufzug an, bis uns irgendwann bewusst wurde, dass man diesen Luxus bei Stromausfall logischerweise komplett vergessen konnte.

Etwas dümmlich blieben stehen, um einige Sekunden lang den verschlossenen Aufzug anzustarren. Vielleicht waren wir doch ein wenig zu sehr an die Bequemlichkeit der Technik gewöhnt.

Oder vielleicht waren wir einfach nur dumm.

Ellie gab ein frustriertes Knurren von sich, bevor sie sich ruckartig abwandte, um energisch auf die Treppen zuzumarschieren, die Stirn in tiefe, missmutige Falten gelegt, ohne abzuwarten, ob ich hinterherkam oder nicht.

Seufzend folgte ich ich ihr, verkniff mir jedoch jeden Kommentar zu ihrem wie immer übersprühenden Temperament. Manchmal erinnerte sie mich so sehr an Louis, dass es schon fast unheimlich war. Waren die zwei womöglich verwandt und wussten es nicht? Das würde so einiges erklären.

Unsere Schritte hallten unwirklich laut im hohen, leeren Treppenhaus wider, als wir einen Treppenabschnitt nach dem anderen erklommen.

„Denkst du wirklich, dass jemand im Sekretariat sitzt und eine Durchsage machen will?", erkundigte Ellie sich unvermittelt. Ihre Stimme klang ziemlich undeutlich und als ich hinsah, bemerkte ich, dass sie die Nase in ihrem Wollschal und die Hände in den tiefen Taschen ihres Wintermantels vergraben hielt.

Verübeln konnte ich ihr das jedenfalls nicht.

Innerhalb der letzten dreißig Minuten waren die Temperaturen rapide gesunken und hatten uns fröstelnd in all unserer Bewegungslosigkeit zurückgelassen. Von daher gesehen war es wirklich keine üble Sache, sich nun mit aktivem Treppensteigen wieder ein wenig aufzuwärmen.

„Hm." Ich warf ihr einen schnellen Blick zu, um einzuschätzen, wie viel Hoffnung sie sich machte.

Aber nun ja ... das war schließlich Ellie, mit der ich hier redete. Sie war eine der realistischsten Personen, die ich kannte. Sie würde sich nicht blind auf irgendwelche sinnlosen Hoffnungen versteifen, daher würde eine ehrliche Einschätzung bei ihr nicht auf Wände treffen.

„Darf ich ehrlich sein? Nein. Wäre noch jemand hier, hätten wir das mittlerweile schon mitbekommen. Ich meine, du hörst hier jedes noch so kleine Geräusch praktisch im ganzen Gebäude. Vielleicht hatte die Technik für einen kurzen Moment Saft und daher kam das Knacken? Oder Reststrom? Keine Ahnung. Frag mich nicht."

Der Lichtkegel von Ellies Taschenlampe tanzte über den Boden, als wir schließlich unsportlich keuchend den dritten Stock erreicht hatten, um dann zielstrebig den Gang entlangzulaufen. Der Teil hier oben war noch relativ neu und verfügte deshalb über blaues Linoleum anstelle des üblichen kalten Steins als Bodenbelag. Dementsprechend wurden unsere Schritte auf ein kaum hörbares Quietschen herabgedämpft, als wir auf die geschlossene Tür des Sekretariats zuhielten.

Mein Nacken kribbelte merkwürdig und ich musste dem Drang widerstehen, immer wieder Blicke über die Schulter zu werfen.

So ungern ich es auch laut zugegeben hätte, aber die verlassenen, in Reih und Glied stehenden Sitzgruppen an der Seite des Gangs, nur vage beleuchtet durch den flackernden Schein unser Taschenlampe und dem gedämpften Licht von draußen, verliehen der Location einen gespenstischen Touch.

Allein hätte ich hier nicht unterwegs sein wollen.

Nervosität zupfte an meinen Nerven, als Ellie an der Tür haltmachte und beeindruckenderweise keine Sekunde damit zögerte, nach der Klinke zu greifen – offenbar machte ihr die unheimliche Atmosphäre nicht im Geringsten zu schaffen.

Angespannt sah ich zu, wie sie die Klinke energisch hinabdrückte – und schnappte verblüfft nach Luft, als die Tür tatsächlich aufschwang.

Damit ... hatte ich nicht gerechnet. Wurde das Sekretariat nicht abgeschlossen, wenn das Personal nicht anwesend war?

EXIT (Niam, Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt