Andrej [7]

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„Alles gut hier hinten?"

Cara ließ kurz den Blick zu mir schweifen, dann starrte sie wieder voraus. Meine Frage beantwortete sie mit einem steifen Nicken. Ich unterdrückte ein Seufzen und akzeptierte ihre Antwort, wohlwissend, dass selbst ein Blinder ihre Müdigkeit hätte sehen können. Aber wer konnte ihr einen Vorwurf machen?

Ich selbst spürte die Anstrengung der letzten Wochen in den Knochen. Nicht nur protestierte mein Knie und meine Füße brannten, auch fehlte mir so langsam die Motivation, weiter zu laufen. Dazu kam noch das Gefühl, dass meine Kleider vom Schweiß der letzten Tage an mir klebten und ich mir nichts sehnlicher wünschte als ein heißes Bad.

„Wir sollten bald ankommen. Zumindest hat eine der Fae das angedeutet", teilte ich schließlich den drei Nachzüglern mit.

Von Cara bekam ich ein weiteres Nicken, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob sie mich überhaupt gehört hatte. Yan, der auf der anderen Seite der Gräfin marschierte, murmelte irgendetwas als Antwort, vermutlich zu sich selbst, und der Piratenkapitän schenkte mir ein Brummen.

Nun seufzend akzeptierte ich die Antworten, dann nahm ich wieder etwas mehr Tempo auf und schloss zu Prinzessin Isabel und Drysden auf, auch wenn alles in mir protestierte. Die Stimmung hier vorne war auch nicht viel besser, obwohl zuerst etwas mehr Enthusiasmus geherrscht hatte.

Die Prinzessin hatte, ähnlich wie Cara, den Blick stur nach vorne gerichtet, aber immerhin kommentierte sie ab und zu etwas, was sie sah. Drysden reagierte meistens so einsilbig wie möglich, die Stirn in ganz leichte Falten gelegt. Die letzten Minuten, bevor ich mit der Nachricht zu Cara, Yan und Emerald gekommen war, hatte ich genutzt, um meinen Freund genauer unter die Lupe zu nehmen.

Mittlerweile war ich mir sicher, dass er unter Schmerzen litt, doch ich konnte beim besten Willen nicht lokalisieren, wo. Das logischste wären wohl auch die Füße oder Beine gewesen, doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass es das nicht war. Drysden trainierte seinen Körper und seine Fähigkeiten mehr als jeder andere, also schien es mir unwahrscheinlich, dass ein einfacher Marsch ihn aus dem Konzept bringen konnte.

„Wir sind fast da", erklärte eine der Fae – Elen? – mit einem Nicken nach vorne.

Ich unterdrückte es, einen Kommentar über die Tatsache, dass sie das schon einmal gesagt hatte, zu machen, und folgte stattdessen ihrer Geste. Und tatsächlich, in der Ferne schien der Weg plötzlich heller zu werden. Vielleicht lichtete sich dort der Wald und ließ die letzten Sonnenstrahlen auf den Boden durch, sodass ich endlich wieder mehr als Schemen und Umrisse erkennen konnte.

Als wir schließlich näherkamen, erkannte ich, dass es sich keinesfalls um Sonnenlicht handelte. Stattdessen wurde der Weg, der endlich etwas breiter wurde, von einer Art Steinen beleuchtet, die, wie ich bei näherem Hinsehen erkannte, von innen heraus zu leuchten schienen. Sie alle warfen weiches, gelbes Licht auf den Boden und die umliegenden Bäume.

Gerne hätte ich mir diese Steine näher angesehen, doch die Fae strebten ein hohes Tempo an und ich wagte es nicht, zurückzufallen. Ein paar Schritte vor mir konnte ich erkennen, wie die Prinzessin ebenfalls den Kopf wandte und fasziniert auf die leuchtenden Steine blickte. Ich beobachtete sie für einige Momente, während mir einmal mehr in den Sinn kam, dass sie noch beinah ein Kind war.

Die Sorge, die mich bei dem Gedanken beschlich, hielt jedoch nicht lange. Denn sie wurde schnell von Nervosität verdrängt, als mir auffiel, dass der Weg mit jedem Schritt breiter wurde, die Leuchtsteine größer, um für ausreichendes Licht zu sorgen.

Doch trotz dieses Zeichens dauerte es noch mehrere Minuten, bis plötzlich und unvermittelt die Bäume verschwanden und wir uns am Rande von etwas, das wohl als Dorf durchgehen konnte, befanden. Dieses Dorf begann direkt am Rande der Lichtung und bestand aus einer großen Straße, mit Leuchtsteinen beleuchtet, von der kleinere Straßen abzweigten.

𝚃𝚑𝚎 𝙴𝚖𝚎𝚛𝚊𝚕𝚍 𝚂𝚎𝚊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt