Isabel [9]

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Ich war mir nicht sicher, wann ich zuletzt so gut geschlafen hatte. Als mich schließlich das leise Gezwitscher von Vögeln weckte, die dicht an den schmalen Fenstern ihre Nester bauten, fühlte ich mich erholter denn je. Doch der Zustand hielt nicht lange an und schon bald rollte ich mich mit flauem Magen aus dem weichen Bett.

Ich würde heute eine Königin treffen und für mein Land plädieren. Der Gedanke daran erfüllte mich mit Sorge, da ich mich weder vorbereitet fühlte noch viel über den Krieg wusste. Wenn mein Vater eine Sache hinbekommen hatte, dann war das, mich von der anbahnenden Krise abzuschirmen.

Zu meiner Überraschung enthielt der Schrank voller Kleidungsstücke kein einziges Kleid. Nicht sicher, ob nicht doch jemand die Baumhäuser vertauscht hatte und mich verwechselt hatte, griff ich nach einem der Hemden, die ordentlich darin lagen. Als ich es vor mir ausbreitete, stellte ich fest, dass der elegante Schnitt eindeutig nicht für einen Mann vorgesehen war.

Nicht nur war die Taille enger geschnitten, auch wies sie einen höheren Kragen auf, um den ein dünnes weißes Band lag. Nach einigen Sekunden, in denen ich mit mir selbst kämpfte, ob ich nicht doch mein altes Kleid zu waschen versuchen sollte, griff ich mir schließlich, ohne lange nachzudenken, eine der dunklen Hosen aus dem Schrank und eilte die Treppe hinunter in den Waschraum.

Dort inspizierte ich meine Haare, die ich für ausreichend anerkannte, schließlich hatte ich sie erst am Vortag gewaschen. Dann ließ ich mir ein Bad einlaufen, um den groben Dreck, den ich den Abend zuvor nicht erreicht hatte, abzuschrubben. Das Vorhaben erwies sich als schwieriger als gedacht, da ich beim besten Willen nicht wusste, wie viel Seife und wie viel Druck ich benötigte. Wie machten das nur die Dienerinnen, ohne gerötete Stellen zu hinterlassen?

Als ich schließlich aus der Wanne stieg, fror ich genug, um mir nicht zu viele Gedanken über die Kleidung zu machen. Doch hier tat sich bald das Problem auf, dass die Schnürriemen der Hose weitaus komplizierter waren, als ich es erwartet hatte. Als ich schließlich damit fertig war und das Band des Hemdes in eine Art Schleife gebunden hatte, starrte ich in den kleinen Spiegel, der neben dem Waschbecken hing.

Das Hemd hatte ich nach einigen Debatten mit mir selbst in die Hose gesteckt, die sich bis zu meiner Taille hinauf erstreckte. Beide Kleidungsstücke waren enger als vermutet, sodass ich mir seltsam entblößt vorkam. Meine Haare, die mir frisch gekämmt über die Schultern fielen, waren auch keine sonderlich große Hilfe.

Ein kleiner Seitenblick auf mein altes Kleid jedoch reichte aus, um mir die Zweifel auszutreiben. Da ließ sich nun wirklich nichts mehr machen. Ich band mir mit einem Seufzen die hohen Stiefel zu, die man mir bereitgestellt hatte, da kam mir ein kleiner Gedanke.

Mit schnellen Schritten sprang ich die Treppe hinauf, überrascht davon, wie leicht ich mich ohne einen schweren Rock fühlte, dann stiefelte ich auf den Schrank zu. Schon nach kurzer Suche fand ich, wonach ich gesucht hatte: Eine Weste, die geradezu für die ausgestellten Ärmel des Hemdes gemacht war.

Erleichtert zog ich sie über, dann begab ich mich wieder hinunter, um das Ergebnis zu betrachten. Und tatsächlich, ich kam mir schon weitaus angezogener vor, denn der dunkelrote Stoff lenkte von der engen Hose und dem figurbetonten Hemd ab.

Zufrieden trat ich zurück, dann begab ich mich in den Salon, wo ich am Vortag einen Teller voller frischem Brot entdeckt hatte. Mit einem Seufzen ließ ich mich an den niedrigen Tisch sinken, dann tunkte ich die dünnen Scheiben in den Aufstrich, da ich kein Messer zur Hand hatte, und spülte das Ganze mit einem Glas Wasser runter.

Dann wanderte ich an eines der schlanken Fenster, in der Hoffnung, einen Blick auf diesen wundersamen Palast werfen zu können. Doch außer den Blättern der Bäume und ein paar vereinzelten Schemen konnte ich nichts erkennen.

𝚃𝚑𝚎 𝙴𝚖𝚎𝚛𝚊𝚕𝚍 𝚂𝚎𝚊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt