In Teufelsküche

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"Alfie!" Emanuel springt seinem Freund mit Elan in die Quere, als dieser gerade durch die Wohnungstür hereinspaziert. Alfred registriert Emanuels mit großer Überraschung, die sogleich in Ärger umschwingt.

"Wo zum Teufel bist du gewesen? Ich hab fast die ganze Woche nix von dir gehört!"

Emanuel fährt zusammen. "Ich ähh...ja gut, ich war eine ganze Weile weg, aber das lag nur daran...ich hatte da eine Kleinigkeit erledigen."

"Aha. Hatte diese Kleinigkeit zufällig einen tiefen Ausschnitt?" hakt Alfred nach, als er seinen Mantel aufhängt.

Emanuels Wangen laufen blau an. "Wie bitte? Ich..mein Gott, so denkst du also von mir?! "

Alfred meidet weiterhin den Augenkontakt. "Wär nicht das erste Mal."

Emanuel gibt sein bestes, sich nicht aufzuregen. "Wär's dir lieber gewesen, ich hätt vorher Bescheid gegeben?"

"Hätt sich als vorteilhaft erweisen." murmelt Alfred und wirkt auf seltsame Art gekränkt.

Juckt dich doch sonst auch ned, denkt Emanuel, aber er sagt es nicht laut. Dann könnte er Lilith ja gleich seine Seele überreichen. "Es gab keine Fisimatenten, falls'd dir deswegen Sorgen machst. Geschwängert hab ich niemanden. Banküberfall gab's auch keinen."

Alfred gibt schon gar nicht mehr Antwort und bewegt sich in Richtung Küche. Emanuel eilt ihm hinterher. "Halt! Wart mal kurz! Ich kann das erklären...Es ist so, ähm...ich war weg weil....ich hab eine Überraschung für dich."

Alfred stolpert zurück und schaut ihn fragend an. "Für mich?"

Emanuel strahlt über das ganze Gesicht. "Ja! Komm...komm mit."

Alfred wird durch den Flur geführt. Erst in der Küche lässt Emanuel von ihm ab und positioniert sich vor dem Küchentisch. "Tada!!" Mit einer ausladenden Geste weist Emanuel auf einen kleinen runden Teller. Darauf thront eine verkünstelte Süßspeise aus Zucker, Palatschinken und Sauerkirschen.

"Oh." ist alles, was Alfred dazu einfällt und er beugt sich neugierig zu dem Teller hinab.

Emanuel schiebt ihm eifrig einen Stuhl zurecht. "Komm, setz dich! Probier's mal! Oder halt, ne Gabel brauchst du noch. Brauchst was zu trinken? Ich kann nicht versprechen, dass es perfekt ist, aber-"

"Ho Brauner. Noch bin ich kein D-Zug." lacht Alfred, nachdem er Platz genommen hat. Zögerlich deutet er auf das Gericht. "Jetzt willst du mir nur noch erzählen, dass du des selbst gemacht hast."

"Na Logo." antwortet Emanuel stolz. Übermütig schiebt er Alfred eine Gabel hin. Er zieht für sich selbst ebenfalls einen Stuhl heran und schaut dem Freund gespannt beim Essen zu.

Alfred isst langsam und gewissenhaft. Aus seinen Gesichtszügen kann Emanuel kein Fazit herauslesen. In seinem Kopf funkt es ungeduldig wie auf einer offenen Festplatte, was nichts an seinem erwartungsvollen Grinsen ändert, welches ihm breit im Gesicht klebt.

"Und?" hakt er irgendwann nach, als er es nicht mehr aushält und scheitert daran, nicht aufdringlich zu wirken.

"Das ist sehr gut." lautet Alfreds Bewertung.  "Ich hab schon länger keinen Kaiserschmarrn mehr gehabt." Er schiebt gleich eine weitere Gabel hinterher und Emanuel fühlt sich, als habe man ihm alle Reichtümer der Welt zu Füßen gelegt.

"For allem keinen mit Kirffen." fügt Alfred mit vollem Mund hinzu. Er schluckt runter. "Dann bist du tatsächlich für mich in der Küche gestanden. Ich wusste gar ned, dass du sowas kannst." gesteht er schließlich und zwinkert Emanuel amüsiert zu. "Hast einen Kochkurs belegt und warst deshalb weg?"

Keine Ruhe in Frieden [Roman]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt