𝟶𝟸 ✄ 𝙸𝚍𝚎𝚎𝚗 𝚊̀ 𝚕𝚊 𝙲𝚊𝚛𝚕𝚒𝚎

2.7K 85 14
                                    

„Mason?" Carlie wiederholte seinen Namen ungläubig. Ich quittierte ihre Frage mit einem Nicken und guckte dabei in meine noch nicht leere Tasse. Ihre Reaktion wollte ich nicht sehen.

Meine beste Freundin schwieg eine Weile und es herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns. Man hörte nur das Geschirr klappern, welches Chester gerade aus der Spülmaschine räumte.

„Weiß er davon?", fragte die Brünette nach einer Weile. Ihre Stimme war ruhig, was ich nicht erwartet hatte. Ich hätte gedacht, sie würde komplett ausflippen. Als ich als Antwort den Kopf schüttelte, richtete ich meinen Blick zum ersten Mal wieder auf sie. Carlie schien zu überlegen, starrte auf ihre Hände.

„Nein“, sagte ich nun, da ich mir nicht sicher war, ob sie mein Kopfschütteln überhaupt gesehen hatte. Mir war bewusst, dass meine Gefühle für meinen besten Freund vermutlich unsere Freundschaft zerstören würde. Die Anderen in der Gruppe müssten dann darunter leiden. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

„Also willst du einfach so tun, als wäre alles normal?", fragte Carlie unsicher.
„Eigentlich schon." Ich zuckte mit den Schultern.

Gerade wollte Carlie zu einer Antwort ansetzen, als das Glöckchen an der Tür wieder klingelte.
Da ich den perfekten Blick auf die Tür hatte, Carlie hingegen saß mit dem Rücken zur Tür, sah ich, dass ein uns bekanntes Gesicht das Café betrat.

Chester freute sich, den jungen Mann zu sehen und zeigte mit seinem Finger in unsere Richtung, woraufhin der Besucher uns bemerkte. Es schien als würde er das kurze Gespräch mit Chester beenden, um anschließend zu uns zu laufen.

Mit einem kurzen Blick gab ich Carlie zu verstehen, dass sie zu dem Thema nichts mehr sagen sollte. Die Brünette verstand und drehte sich in Richtung des Eingangs, um den Grund dafür herauszufinden. Als sie den besagten Grund entdeckte, grinste sie und er tat es ihr gleich.

„Was machst du denn hier?", fragte sie ihn, als er sich neben sie setzte.
„Ich hatte Lust auf den besten Kaffee der Welt", gab er augenzwinkernd von sich.
„Dir auch einen wunderschönen Tag, Chilly", sagte ich, als er nicht die Anstalten machte, mich zu beachten. Sein Blick war starr auf Carlie gerichtet. „Und, was geht bei euch so?", fragte er daraufhin, was mich leicht nervös machte. Ich hoffte, dass Carlie nichts verraten würde. Doch glücklicherweise hielt sie dicht.

„Wir waren shoppen!", sagte sie grinsend und deutete dabei auf die Tüte, die auf dem Fußboden ihren Platz gefunden hatte. Ben griff neugierig nach der Tüte, doch Carlie stoppte ihn.

„Wer sagt, dass da etwas drinnen ist, was du sehen darfst." Ich lachte, als ich Bens enttäuschten Blick sah.
„Keine Sorge", sagte ich zu ihm, „Du verpasst nichts." Als Carlie daraufhin empört die Luft einzog, begann auch Ben zu lachen.

Chester, der in diesem Moment kam, um Ben seinen Kaffee zu bringen, schaute nur amüsiert.
„Was gibt es hier denn so lustiges?", fragte er neugierig. Carlie, die sich gerade das letzte Stück ihres Croissants in den Mund gestopft hatte, antwortete:
„Die Beiden haben sich gegen mich verschworen."

„So wie immer", erwiderte Ben grinsend, was Carlie dazu brachte, die Augen zu verdrehen. Chester nickte verstehend und nahm Carlies Teller mit, als er wieder ging.

Zu dritt redeten wir noch eine Weile, was mich glücklicherweise endlich ablenkte. Insbesondere, dass Carlie gegenüber Ben nichts erwähnt hatte, beruhigte mich enorm.

Nach einer Weile verabschiedeten wir uns von Chester und gingen zu gemeinsam aus dem Café. Ben fragte uns, ob wir noch mit zu ihm wollten, doch als Carlie meinte, dass wir noch etwas zu erledigen hätten, ahnte ich, was mir blühte. Wir waren noch lange nicht fertig mit dem Thema.

Also verabschiedeten wir uns auch von Ben und liefen zu meinem Auto. Carlie hasste es Auto zu fahren, weswegen ich meistens fahren musste.

Die Fahrt verlief ruhig. Carlie schaute nachdenklich aus dem Fenster und auch ich versuchte kein Gespräch aufzubauen. Mir war die ganze Situation mehr als unangenehm. Ich fragte mich, was durch Carlies Kopf ging, denn sie hatte sich kaum dazu geäußert. Eigentlich hätte ich einen sarkastischen Kommentar oder ähnliches erwartet, doch diese blieben aus. Ob gerade das, mir Sorgen bereitete?

Da meine beste Freundin und ich uns eine Wohnung teilten, was bei den teuren Mietkosten in London auch nur nachvollziehbar war, war immerhin die unangenehme Autofahrt schnell vorbei.

Irgendwie wäre es mir lieber gewesen, wenn wir noch zu Ben gegangen wären. Zumindest Carlie hätte der Brünette mitnehmen können, sodass ich wenigstens vorübergehend meine Ruhe hatte. Doch als ich hinter mir die Tür unserer Wohnung schloss, war die Ruhe vorbei und Carlie sprach das Thema an, welches mir seit Tagen bereits Bauchschmerzen bereitete.

„Wie lange schon?", fragte sie, während sie ihre Schuhe auszog. Diese Frage war schwierig zu beantworten, da ich erst vor kurzem realisiert hatte, dass ich für meinen besten Freund, den ich jahrelang wirklich nur als besten Freund gesehen hatte, Gefühle hatte.
Diese Gefühle waren plötzlich einfach da gewesen.

Erst letztens bemerkte ich, dass ich nervös wurde, wenn sich unsere Blicke trafen. Doch ich wusste, diese Situation war aussichtslos, denn er würde mich niemals als etwas anderes sehen, als seine beste Freundin.
Zudem kam auch noch, dass ich absolut nicht sein Typ war. Ich kannte seine Vorliebe für Dunkelhaarige und wenn ich mich nicht gerade dazu entschloss, mir meine blonden Haare zu färben, hatte ich keine Chance.

„Keine Ahnung", antwortete ich ihr, nachdem ich mir ebenfalls die Schuhe ausgezogen hatte. Einen genauen Zeitpunkt konnte ich ihr wirklich nicht sagen.

„Und du willst ihm wirklich nichts sagen?" Carlie hatte sich auf das Sofa geschmissen und schloss die Augen. Wahrscheinlich war sie geschafft von dem kurzen Shoppingtrip. Sonderlich viel Ausdauer hatte sie nicht, weshalb das kein Wunder wäre.

„Damit er mich für komplett bescheuert hält?" Ich setzte mich ebenfalls aufs Sofa, was Carlie dazu brachte, die Augen wieder zu öffnen.
„Unausgesprochene Gefühle fressen einen doch nur auf." Ich verdrehte die Augen. Als ob Carlie jemals jemanden ihre Gefühle gebeichtet hätte.

„Aha, also sollte ich es ihm, deiner Meinung nach, einfach sagen?"
Sie dachte kurz nach, ehe sie sagte:
„Du teilst sie ihm einfach mit, ohne das er erfährt, dass es deine Gefühle sind."

Ich lachte, denn auf eine solche Idee konnte auch nur Carlie kommen.
„Ein anonymer Liebesbrief, oder was?" Ich schüttelte den Kopf. Das war vollkommen schwachsinnig.

Doch als Carlie anfing zu grinsen, sich sogar die Mühe machte, sich richtig hinzusetzen, wusste ich es.
Sie meinte das vollkommen Ernst.

PAPER HEARTS - mason mountWo Geschichten leben. Entdecke jetzt