𝟸𝟹 ✄ 𝚄̈𝚋𝚎𝚛𝚛𝚊𝚜𝚌𝚑𝚞𝚗𝚐 𝚊𝚖 𝙼𝚘𝚛𝚐𝚎𝚗

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Ich hatte nicht gut geschlafen. Erst war es überhaupt schwer einzuschlafen, da mir ziemlich viel durch den Kopf ging und dann wachte ich auch mehrmals in der Nacht auf. Immerhin hatte ich nichts Seltsames geträumt. Glücklicherweise war es Wochenende, sodass ich wenigstens nicht allzu früh aus dem Bett musste.

Doch als ich mich dann gegen zehn Uhr aus dem Bett raffte, erwartete mich bereits die erste Überraschung an dem Tag.

„Guten Morgen", begrüßte Ben mich grinsend und kam gerade aus dem Badezimmer. Seine Haare waren nass, sodass ich vermutete, dass er gerade duschen war.
„Was zur Hölle machst du hier, hast du kein Zuhause?" Ich rieb mir die Augen, nicht aus Verwunderung, sondern aus Müdigkeit. Doch anstatt mir zu antworten, schob er sich nur an mir vorbei und verschwand in Carlies Zimmer.

Verwirrt schüttelte ich den Kopf und lief in Richtung Küche, wo Carlie sich gerade einen Kaffee machte. Ich räusperte mich, weswegen sie zusammenzuckte und mich erschrocken anschaute.
„Erschrecke mich doch nicht so", sagte sie bloß und schaute wieder zur Kaffeemaschine.
„Willst du mir erklären, wieso Ben gerade frisch geduscht aus unserem Badezimmer kam?", fragte ich sie neugierig und auch die Brünette fing an zu grinsen.

Angewidert verzog ich mein Gesicht, woraufhin Carlie anfing zu protestieren.
„Nicht wieder was du denkst, viel besser!", sagte sie und betonte dabei den letzten Teil ihres Satzes.
Ich akzeptierte ihre Aussage, bis mir allmählich klar wurde, was sie sagte.
„Warte, hat er-" Ich konnte meine Frage nicht mal zu Ende aussprechen, denn sie fiel mir bereits ins Wort.
„Ja, er hat mich endlich gefragt!" Carlie schrie sie fast schon, doch sie riss sich wieder zusammen, als sie sah, dass Ben gerade angelaufen kam.

„Alles okay?", fragte er verwirrt und schaute uns besorgt an.
„Mhhh." Ich konnte mir einen neckenden Kommentar nicht verkneifen. „Hast du endlich die Eier dazu gehabt, sie zu fragen?" Ich hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme, was ihn nervös auflachen ließ.
„Wieso muss immer der Mann, den ersten Schritt machen?" Er schnappte sich eine Tasse und machte sich ebenfalls einen Kaffee. Ich war immer die Einzige, die keinen Kaffee trank.

„Schau doch, was passiert ist, als Leonie, den ersten Schritt gemacht hat", plapperte Carlie und hielt sich daraufhin die Hände vor den Mund. „Sorry."
Doch ich winkte nur ab.
„Du hast ja recht."

Natürlich wollte Ben das nicht auf sich sitzen lassen, doch er wusste auch, dass er gegen uns zwei keine Chance haben würde, so zuckte er bloß mit den Schultern und machte sich einen Kaffee.

Carlie und ich gingen währenddessen ins Wohnzimmer, wo auch der große Tisch stand, an den wir uns setzten.
„Ich versteh trotzdem nicht, wieso er noch hier ist."
Meine beste Freundin verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee.
„Sorry Mama, nächstes Mal frage ich dich erst, ob er über Nacht bleiben darf."
Sie verdrehte die Augen, während ich lachen musste.

„Ich hatte gerade eine richtig gute Idee." Ben kam mit seiner Tasse Kaffee und einer Scheibe Brot aus der Küche. Der fühlt sich hier schon wie zu Hause.
„Wir können ja jetzt auf ein Doppeldate gehen." Stolz präsentierte er seine Idee, als er sich neben Carlie setzte.
„Oh ja!", rief ich begeistert, denn immerhin war Jack einer von Bens besten Freunden. Doch Carlie schien nicht so begeistert von der Idee zu sein, denn sie schaute bloß kritisch.
„Hallo, wo bleibt deine Begeisterung?" Ben legte seinen Arm um Carlie und zog sie zu sich, doch sie grummelte bloß.

„Ich mag Jack irgendwie nicht." Sie schaute erst mich, dann Ben entschuldigend an.
„Ich weiß, dass das dein Freund ist, Leo. Aber irgendwas stört mich an dem Kerl."
Sie drückte sich von Ben weg, der sie nur verwirrt anschaute. „Aber wenn es euch glücklich macht, dann bin ich natürlich dabei." Sie lächelte leicht.

Doch als sie merkte, dass wir beide mit ihrer Erklärung nicht ganz zufrieden war, fuhr sie fort. „Naja, er ist zwar nett und alles, aber seine Art ist irgendwie so aufdringlich." Sie zuckte mit den Schultern.
„Okay, da hast du recht." Ben nickte. „Er hat schon eine komische Art, mit der nicht jeder klarkommt."

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch irgendwie brachten mich Carlies Aussagen zum Nachdenken. Wenn ich ehrlich war, war ich mit jemanden zusammen, den ich kaum kannte.
„Leo, nimm mir das nicht übel." Carlie schaute mich traurig an, vermutlich, weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. „Ich freue mich natürlich für euch und vielleicht irre ich mich auch bloß."

„Ich nehme dir das doch nicht übel." Ich winkte ab. „Jeder darf doch seine Meinung haben." Carlie schaute mich immer noch kritisch an.
„Ich mag deinen Freund auch nicht so", witzelte ich und musste lachen, als Ben mich irritiert anschaute.
„Bitte, was?", fragte er empört.
Auch Carlie fing an zu lachen, da er anscheinend nicht kapierte, dass es nur ein Scherz meinerseits war.

Wir frühstückten zu Ende, doch ich war völlig in Gedanken verloren, während Ben und Carlie damit beschäftigt waren, sich verliebte Blicke zuzuwerfen. Ekelhaft.

Doch die Beiden so zu sehen, brachte mich nur noch mehr zum Nachdenken.
Immerhin waren sie das perfekte Beispiel für ein Bilderbuchpärchen. Natürlich wollte ich keine so ekelhaft kitschige Beziehung wie die Beiden haben, doch Jack hatte sich gestern nicht mal die Mühe gemacht, mir zu schreiben. In dem Moment war ich froh, dass ich ihm gestern nicht noch eine Nachricht geschrieben hatte. Wahrscheinlich hätte er auch diese nicht beantwortet.

„Ich bin wieder in meinem Zimmer, wenn ihr mich sucht", verabschiedete ich mich, während sowohl Carlie als auch Ben mir verwundert hinterherschauten.

PAPER HEARTS - mason mountWo Geschichten leben. Entdecke jetzt