„Carlie!", rief ich, als ich hörte, wie sie aus dem Bad kam, aber keine Anstalten machte, mich aufzusuchen, um mir von Masons Besuch zu berichten.
Ich hörte, dass sie langsam in Richtung Küche lief und sah, dass sie unsicher um die Ecke schaute. Sie schaute auf meine Hände, in der einerseits mein Glas und andererseits die Flasche mit dem Alkohol war.„Darf ich auch was?" Sie deutete auf die Flasche und ihre Stimme war leise. Kritisch beäugte ich sie, denn eigentlich hätte ich es lieber, sie würde mir endlich davon erzählen. In der Hoffnung, dass sie nach einem großen Schluck gesprächiger war, holte ich ihr ein Glas aus dem Schrank und schüttete ihr ebenfalls was ein. Dankend nahm sie es entgegen und trank den hochprozentigen Alkohol auf ex. Ich staunte nicht schlecht, denn Carlie trank fast nie was, weil es ihr einfach nicht schmeckte. Sie hatte es wohl bitter nötig, wenn sie dieses ekelhafte Zeug freiwillig trank.
„Kannst du mir versprechen, mich nicht direkt umzubringen?" Carlie schaute bedrückt in ihr leeres Glas und wartete ungeduldig auf meine Antwort.
„Umbringen werde ich dich sicher nicht, ob ich dich nicht schlage, kommt auf die Situation an."Noch immer wagte es meine beste Freundin nicht, mich anzusehen und mittlerweile befürchtete ich das Schlimmste. Die Brünette holte tief Luft, nachdem sie das Glas in die Spüle gestellt hatte und begann zu erzählen.
„Am Anfang haben wir bloß ganz normal geredet. Er hat sich sogar nach dir erkundigt." Sie schaute mich mittlerweile an. „Irgendwann wurde er merkwürdig. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber ich hatte das Gefühl, dass er mit mir flirtet." Carlie stoppte und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie wartete meine Reaktion ab, ehe sie fortfuhr. Ich stand bloß wie angewurzelt da. „Ich bin nicht darauf eingegangen und habe mich normal mit ihm weiter unterhalten. Doch ich bin ehrlich, ich hatte bereits da ein schlechtes Gewissen."
Alles was Carlie mir gerade erzählte, fühlte sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Mason hatte wohl Gefallen an dem Gedanken gefunden, dass Carlie ihm angeblich den Brief geschrieben hatte.
„Es tut mir leid, Leonie", fing sie ihren nächsten Satz an. „Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber er hat mich nochmal geküsst." Meine beste Freundin schien ihre Erzählung beendet zu haben, zumindest schwieg sie. Ehrlich gesagt reichte es mir auch schon. Mir wurde schlecht und ich konnte die Brünette nicht anschauen. Mir war in jenem Moment egal, wie sie reagiert hatte, denn es würde nichts an der Situation ändern.
„Oh Gott, ich muss hieraus."Ich ignorierte Carlie, die verzweifelt meinen Namen rief. Ob ich sauer auf sie war, wusste ich nicht. Ich wusste im Moment gar nichts. Mein Kopf war leer und ich steuerte wie ferngesteuert einfach aus dem Gebäude raus. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Immerhin konnte ich nicht mal zu Mason gehen, wo ich sonst immer hinging, wenn ich nicht zu Hause sein wollte.
Zu Chilly wollte ich ebenfalls nicht. Wir waren zwar befreundet, doch waren wir nie richtig eng miteinander gewesen, im Gegensatz zu Carlie. Sie war dauernd bei ihm, wenn er nicht gerade unser Sofa belagerte.
Meine einzige Chance war wohl Declan, der glücklicherweise ebenfalls wohnte und spielte. Da ich bereits etwas Alkohol intus hatte, wollte ich es nicht riskieren mit dem Auto zu fahren, weswegen ich die öffentlichen Verkehrsmittel nutzte. Glücklicherweise hatte ich mein Handy dabei, in dessen Hülle immer Geld war, sodass ich völlig legal fahren konnte.
Declan staunte nicht schlecht, als ich vor seiner Tür stand. Er sah mir wohl an, dass es mir nicht allzu gut ging, denn er schaute mich besorgt an.
„Was ist los, Leo?" Kaum hatte er die Tür verschlossen, schaute er mich erwartungsvoll an. Anstatt ihm zu antworten, lief ich in sein Wohnzimmer, in dem mir sein Hund direkt entgegenkam. Ich streichelte ihn und für einen kurzen Moment schien ich alle Sorgen vergessen zu haben.Doch dann setzte ich mich aufs Sofa und erzählte Declan alles. Ich ließ kein Detail aus und ignorierte dabei die Tatsache, dass er es vielleicht Mason erzählen würde. In jenem Moment war es mir auch egal, denn es fühlte sich gut an, jedem mein Herz auszuschütten. Dass Declan zu dem Zeitpunkt sowieso mit Mason zerstritten war, hatte ich komplett vergessen.
„Okay, wow." Declan, dem normalerweise nie die Worte fehlten, saß eine Weile stumm da und schaute mich nur überfordert an. „Mason denkt echt, dass der Brief von Carlie kommt?" Er lachte auf. „Der Kerl hält auch viel zu viel von sich selbst. Es ist doch offensichtlich, dass sie einen anderen gut findet."
Man hörte heraus, dass Declan von seinem besten Freund genervt war und ich fragte mich, was zwischen ihnen vorgefallen war. Doch ich musste schmunzeln, denn anscheinend schien jeder bemerkt zu haben, dass Carlie Ben gut fand. Naja, jeder außer Mason.Declan versuchte einige aufmunternde Worte zu finden, doch scheiterte daran kläglich. Die Situation war wohl einfach aussichtslos. Zumindest aus momentaner Sicht.
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PAPER HEARTS - mason mount
Fanfiction━━ 𝗣𝗔𝗣𝗘𝗥 𝗛𝗘𝗔𝗥𝗧𝗦 🤍 Ein paar einfache Wörter, die alleine von keiner großen Bedeutung wären, stellen in einem Brief ganze Welten auf den Kopf. TEIL 1 DER PAPER-REIHE © CHVRZLLY, 2021