𝟹𝟶 ✄ 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚕𝚒𝚗𝚐𝚜𝚝𝚎𝚎

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„Carlie!", schrie ich von meinem Zimmer aus und rannte samt des Briefes in das Wohnzimmer, in welchem sich die Brünette befand. Doch sie öffnete nur verschlafen ihre Augen und grummelte, denn sie war tatsächlich innerhalb von kurzer Zeit eingeschlafen gewesen.

„Ich hab gerade so was Tolles geträumt", grummelte sie, ehe sie sich aufrichtete und gähnte.
„Jaja, du kannst später wieder von deinem Freund träumen." Ich schmiss mich neben sie, weswegen sie leicht zusammenzuckte, und hielt ihr den Brief unter die Nase.
„Ich will jetzt nichts lesen." Sie rieb sich die Augen, doch ich blieb hartnäckig und wedelte mit dem Papier vor ihrem Gesicht rum, bis sie es den Brief abnahm und anfing zu lesen.

„Was soll ich tun?", fragte ich verzweifelt.
„Dich gedulden, immerhin bin ich erst beim ersten Satz." Meine beste Freundin verdrehte die Augen und las sich den Brief seelenruhig durch, während ich, neben ihr, fast den Verstand verlor.

„Süß", kommentierte sie. „Ich finde es ja toll, dass meine Idee mit dem Liebesbrief die Runde macht." Sie lachte, was mich dazu brachte, laut aufzuschreien.
„Du sollst mir helfen und dir nicht selber Komplimente für deine Ideen geben!"
Ich vergrub meinen Kopf in ein Kissen und wartete darauf, dass sie mir endlich einen sinnvollen Rat gab, doch stattdessen legte sie den Zettel bloß weg.

„Leonie, ich kann dir da nicht helfen. Du musst selbst wissen, ob du Mason eine Chance geben willst, beziehungsweise, ob du nach knapp vierundzwanzig Stunden bereit für eine neue Beziehung bist." Kaum hatte sie ihren Satz beendet, fing ich an zu weinen, da ich absolut überfordert war.
„Nein Nein Nein, nicht weinen!" Carlie umarmte mich schnell, doch erreichte damit nicht das erwünschte Ziel.

„Schau mal", fing Carlie an. „Mason weiß nicht, dass du den Brief bereits gelesen hast, das heißt, du musst dich mit deiner Entscheidung auch absolut nicht stressen." Sie strich mir beruhigend über den Rücken. „Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um eine Entscheidung zu treffen."

Ich hob meinen Kopf und sah, dass Carlie, mir ermutigend zulächelte.
„Wieso ist bei mir alles so kompliziert und bei dir nicht?", fragte ich sie, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte und mir die Überreste der Tränen weggewischt hatte.
Die Brünette lachte bloß.
„Nur weil momentan alles gut bei mir läuft, heißt es nicht, dass es immer so sein wird." Sie starrte ins Leere. „Das Leben ist eine Achterbahnfahrt." Nun seufzte sie.
„Naja, das war jetzt genug Philosophieunterricht."

Ich musste schmunzeln, woraufhin Carlie triumphierend grinste.
Sie krabbelte aus ihrer Decke heraus und stand auf.
„Was machen wir jetzt?" Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und schaute mich fragend an.
„Ich glaube, ich muss den Kopf freibekommen."
Die Brünette hob erstaunt die Augenbrauen.
„Okay", murmelte sie, anscheinend wusste sie nicht, was ich tun wollte.
„Ich geh spazieren", erklärte ich deshalb und richtete mich ebenfalls auf.

Ohne auf eine Antwort, ihrerseits zu warten, zog ich mir sowohl Jacke als auch Schuhe an. Zwar verfolgte Carlie meine Handlungen, doch sie schwieg.
„Bis später", verabschiedete ich mich.
„Pass auf dich auf", sagte sie, ehe ich die Haustür hinter mir schloss.

Draußen war es kalt und zudem wehte auch noch der Wind. Immerhin regnete es nicht, was für London nicht gerade typisch war.

Ich lief eine Weile ziellos umher. Meine Füße trugen mich durch die Straßen Londons und ich bemerkte, wie ich mich immer weiter von Zuhause entfernte. Nichtsdestotrotz erkannte ich den Weg und ich musste unwillkürlich grinsen, als mir bewusst war, wohin ich, ohne darüber nachzudenken, lief.
Natürlich wusste ich, was mir mein Unterbewusstsein mir damit sagen wollte und ich wusste auch, was ich nun tun würde.

Es waren noch einige Meter, die ich gehen musste, doch jeder Schritt machte mich nur noch entschlossener. Als ich das, mir bekannte, Haus schon vom Weiten sah, spürte ich ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch. Ich schob es auf die Aufregung, doch wenn ich ehrlich zu mir war, hatte ich jenes Kribbeln schon mal vor einigen Monaten gespürt.

„Leonie?" Er öffnete überrascht die Tür, nachdem ich mit zittrigen
Händen, die nicht nur der Kälte geschuldet waren, geklingelt hatte.
„Hey Mason", begrüßte ich den jungen Mann und ich musste lächeln, als ich seine ungemachten Haare sah.
„Komm rein. Es ist kalt." Mason konnte die Tür nicht schnell genug schließen und er musste sich einmal kurz schütteln.

„Willst du einen Tee? Du siehst ziemlich verfroren aus." Mason musterte mich besorgt, schien jedoch zufrieden, als ich nickte. Während ich mir die Schuhe und die Jacke auszog, ging er in die Küche, um mir, einen Tee zu machen. Ich hörte bereits den Wasserkocher, als ich ebenfalls in Richtung Küche lief.
„Ich habe sogar deinen Lieblingstee hier." Er zeigte mir stolz die Packung des Tees, weshalb ich lächeln musste.
„Sehr aufmerksam von dir." Ich trat einen Schritt näher, löste jedoch meinen Blick nicht von ihm. Vermutlich grinste ich ihn gerade ziemlich blöd an, doch Mason war so fokussiert darauf, mir einen Tee zu machen, dass er, dies nicht zu bemerken schien.

Nachdem er mir also den Tee zubereitet hatte, setzten wir uns am en Küchentisch. Vermutlich weil Mason dachte, dass ich ungern auf jenem Sofa sitzen würde, auf dem Jack mich betrogen hatte. Um ehrlich zu sein, verlor ich in diesem Moment aber keinen Gedanken daran.

„Hat es einen Grund, weshalb du hier bist oder hattest du bloß Langweile?" Er lächelte sanft, ehe er seinen Kopf auf den Händen abstützte.
„Es hat einen Grund", fing ich an, weshalb er neugierig wurde. „Ich hab den Brief gelesen." Ich nippte an meinem Tee, um seine Reaktion abzuwarten.
„Hast du?", fragte er nach, schien jedoch wenig überrascht davon zu sein. Ich nickte und genoss, dass die warme Tasse Tee meine kalten Hände wärmte.
„Und?" Er hob gespannt die Augenbrauen.

Dafür stellte ich nun doch die Tasse ab, während ich einmal tief Luft holte.
„Überrascht hat mich das schon." Ich stoppte, um ihm, in die Augen zu schauen. „Aber der Text war schon sehr schön."
Vermutlich spannte ihn mein Gerede ihn ziemlich auf die Folter, doch er wartete darauf, dass ich fortfuhr.
„Ich brauche wahrscheinlich noch eine Weile, bis ich bereit für eine Beziehung bin", fuhr ich fort. „Aber ich möchte uns eine Chance geben."

PAPER HEARTS - mason mountWo Geschichten leben. Entdecke jetzt