𝟶𝟼 ✄ 𝙺𝚘𝚗𝚏𝚛𝚘𝚗𝚝𝚊𝚝𝚒𝚘𝚗

1.7K 73 12
                                    

Angespannt saß ich auf der Couch und wartete darauf, dass Carlie hier auftauchte. Erst hatte ich überlegt, ob ich zu Chilly fahren sollte, um sie dort zu konfrontieren. Doch ich entschied mich dagegen, denn so würde Ben auch noch davon Wind bekommen. Natürlich hätte es sein können, dass Carlie erst gar nicht hier auftauchte, weil sie wusste, dass sie Mist gebaut hatte, doch da ich sie kannte, wusste ich, dass sie nicht so schnell eine Nacht bei Ben verbringen würde.

Erst gegen zehn hörte ich einen Schlüssel in der Tür, durch welche kurze Zeit später die Brünette kam.
„Hey!", rief sie aus dem Flur, wo sie wahrscheinlich gerade ihre Schuhe auszog. Dass Carlie so unschuldig tat und nicht direkt das Thema Liebesbrief ansprach, machte es nur noch verdächtiger. Ich beschloss mitzuspielen.
„Na, warst du bei deinem Lover?"

Als meine beste Freundin sich daraufhin stumm auf die Couch setze und sich nicht mal gegen das Wort Lover wehrte, wusste ich, dass sie es getan hatte.
„Ist das dein Ernst?", fragte ich nun mit aller Wut, die sich in mir angestaut hatte.
Sie schaute mich daraufhin nur mit großen Augen an, wohl wissend, dass sie es nicht hätte tun sollen.
„Leo, es tut mir leid."

Ich wusste, dass sie das auf gar keinen Fall aus Bosheit getan hatte, vermutlich dachte sie, dass sie mir damit einen Gefallen getan hatte.
„Jetzt tut es dir leid, aber du hättest vorher darüber nachdenken müssen!"
Ich stand auf und verließ das Wohnzimmer, denn ich konnte sie im Moment nicht sehen.
„Er weiß aber nicht, von wem der Brief ist!", rief sie mir noch hinterher, doch als Antwort bekam sie nur eine zuknallende Tür.

Ich seufzte und ließ mich auf mein Bett fallen, welches einen dumpfen Knall verursachte. Wieso war ich auch so blöd gewesen diesen Brief zu schreiben?

Selbst wenn Mason nicht wusste, von wem der Brief kam, konnte er es sich wohl denken. So viele weibliche Freunde hatte er nicht.

Ich war sauer auf meine beste Freundin und das wusste sie auch, weshalb sie auch nicht versuchte in mein Zimmer zu kommen. Wir hatten uns erst einmal richtig gestritten, weswegen es eine ungewohnte Situation war, am nächsten Morgen alleine zu frühstücken. Ich hatte nicht sonderlich gut geschlafen, denn ich hatte von Mason geträumt, wie er nicht mehr mit mir reden wollte. Declan und Chilly hatten mich in dem Traum auch nur ausgelacht, während Carlie gar nicht erst Teil des Traums war.

Die Brünette hatte unsere gemeinsame Wohnung schon früh verlassen und hatte bloß einen kleinen Zettel, auf dem "Es tut mir leid" draufstand, hinterlassen. Ich schätze, sie frühstückte heute in unserem Café, damit sie mir nicht persönlich begegnen musste.
Als ich aus dem Küchenfenster schaute, sah ich, dass sie tatsächlich mit ihrem eigenen Auto gefahren war, was so gut wie nie vorkam.

Eher lustlos machte ich mich für den Tag fertig und lief demnach auch mit wenig Motivation über den Campus.
„Leonie?", rief eine mir bekannte Stimme und ich sah Jenny, die auf mich zukam.
„Hey", antwortete ich bloß, in der Hoffnung, dass sie mich weder auf meinen plötzlichen Abgang gestern noch auf mein heutiges Auftreten ansprach.
Doch diese Hoffnung wurde kurz darauf zunichtegemacht.
„Alles okay? Du musstest gestern so plötzlich los." Sie blickte mich besorgt an. „Also, wenn ich irgendwas angesprochen habe, was..."
Ich unterbrach sie sofort:
„Nein, alles gut, du hast mich nur an etwas Wichtiges erinnert."
Zwar schaute Jenny mich immer noch skeptisch an, doch als ich ein Lächeln aufsetzte, fragte sie nicht weiter nach.

Die Vorlesung war glücklicherweise an jenem Tag sehr interessant, weswegen ich mich auch nicht von meinem vibrierenden Handy ablenken ließ. Nicht mal einen Blick warf ich darauf, um zu sehen, von wem die Nachrichten stammten.
Umso überraschter war ich später, da ich bereits vergessen hatte, dass ich Nachrichten erhalten hatte, als ich Masons Namen auf dem Display erkannte. Darunter waren nicht nur Nachrichten von ihm, sondern auch verpasste Anrufe.

Plötzlich wurde mir übel vor Nervosität und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Zurückrufen wollte ich nicht, weswegen ich erstmal die Nachrichten las.

Leonie?

Du glaubst nicht,
was ich gefunden habe.

Ich weiß nicht,
was ich damit anfangen soll.

Kannst du vorbeikommen?

Bitte!!

Seine Nachrichten machten mich für den Moment skeptisch, denn immerhin schien es nicht so, als würde er ahnen, dass es meine Gefühle waren, die er gelesen hatte. Doch vielleicht täuschte ich mich auch nur.

Angespannt, ohne ihm zu antworten, fuhr ich zu seinem Haus. Ich war nicht mal aus dem Auto ausgestiegen, als die Tür sich öffnete und der Braunhaarige mir aufgeregt winkte. Langsam stieg ich aus und atmete nochmal tief durch, ehe ich zu Mason trat.
„Hey, also was hast du gefunden?"
Natürlich wusste ich es, doch ich wollte nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen.

Er wartete mit seiner Antwort, bis wir im Wohnzimmer ankamen. Dort griff er nach einem blauen Umschlag, den ich noch nie in meinem Leben zuvor gesehen hatte.
„Das war in meinem Briefkasten." Seine Aufregung stand ihm im Gesicht geschrieben und er führte sich ein wenig wie ein kleiner Schuljunge auf, als er mich dazu drängte, den Umschlag zu öffnen.

Ich schluckte, als ich die mir bekannten Worte las. Es waren wirklich meine Worte, die ich so eben in den Händen hielt und die Mason einige Zeit zuvor gelesen hatte.

Als ich meinen Blick hob und Mason mich erwartungsvoll anstarrte, wurde ich noch nervöser, als ich sowieso schon war.

„Hör zu Mason, ich kann dir das erklären."

PAPER HEARTS - mason mountWo Geschichten leben. Entdecke jetzt