17: Gefährliche Spuren

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Eine Hand legte sich an mein Kinn und drehte meinen Kopf nach oben zur Sonne. Ich musste die Augen schließen. "Finger weg", fauchte ich, als eine zweite Hand sich an meine Taille legte und biss herzhaft in den Finger der Hand, die mir am Nächsten war. "AU verdammt das Miststück beißt!" Im Nachhinein wusste ich, dass ich das lieber nicht hätte tun sollen denn jetzt wurde ich so heftig geohrfeigt, das mein Kopf zur Seite in den Sand tauchte. Einen Moment dauerte es, bis ich realisierte das ich soeben geschlagen worden war. Brennender Schmerz kribbelte auf meiner Wange und ich fühlte mein Herz überrascht klopfen. "Na wie gefällt dir das?", fragte die Stimme über mir herausfordernd und sein Schuh drückte fester auf meine Brust, bis ich nicht mehr atmen konnte. "Ich k-krieg k-keine Luft", keuchte ich und versuchte mich loszureißen, meine Lunge begann zu brennen wie Feuer. Höhnisch lachten sie auf. Panisch wand ich mich unter ihren Händen und Griffen, versucht nach Luft zu schnappen doch mein Hals schnürte sich nur noch mehr zusammen. Verzweifelt schlug ich mit dem linken Fuß nach oben und erwischte den mit dem Stiefel am Kopf, sofort stolperte er zurück und das Gewicht auf mir verschwand. Blitzschnell rollte ich von dem zweiten Jungen weg der neben mir kniete und sprang auf die Füße. Kurz drehte sich alles und ich hielt mir die Hand an meine schmerzende Wange. Ich hatte kaum Zeit, mir eine Taktik auszudenken, als sich schon der Große auf mich zu bewegte um mich wieder zu ergreifen. Rasch schnellte mein Fuß nach oben doch er packte ihn. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Ich konnte es auf den Tod nicht ausstehen wenn man mich festhielt und mein Fuß schnellte zu seinem Schritt. Ich hatte gar nicht so richtig begriffen was ich getan hatte, als er schon mit vor den Schritt gehalten den Händen wimmernd auf den Boden sank. Herausfordernd blickte ich zu dem zweiten, dessen Blick zwischen mir und seinem Freund hin und her glitt, als wäge er ab, ob er auf mich losgehen sollte. "Pack sie doch du Idiot. Wenn Newt erfährt was passiert werden wir verbannt", knurrte er wütend und wälzte sich auf dem staubigen Boden. So schnell konnte ich nicht reagieren, als sich mir jemand von hinten näherte und die Hände zusammen drückte. Schmerz pulsierte durch meinen Körper, als ich einen Tritt in den Bauch bekam und jemand presste seine Hand auf meinen Mund. Jetzt war ich in ernsthaften Schwierigkeiten. Wenn ich nach Newt schrie, würden sie alle drei verbannt werden. Drei Lichter weniger. Einen von ihnen kannte ich von den Baumeistern. Wäre ich dann nicht eine schlechte Person? Sie hatten das gleiche Schicksal wie wir alle, wenn ich sie verriet, wäre ihres besiegelt... Sie schoben mich in die Büsche, immer weiter weg von allen, die mir hätten helfen können, die Hand fest auf meinen Mund gedrückt. Eine Weile hörte ich nur die Schritte meiner drei Entführer und stolperte orientierungslos vorwärts, zweimal war ich bereits umgeknickt. Nur verschwommen erkannte ich nun eine Art kleine Lichtung, bevor ich achtlos auf den Boden geschubst und sofort wieder auf den Rücken gedreht wurde. Hier war es abgelegen und still, nichts außer dem Rascheln der Blätter über uns war zu hören. Was würden sie mit mir anstellen? Ich befürchtete das Schlimmste. "Werdet ihr mich umbringen?", fragte ich tonlos und sah dem Anführer der drei in die Augen. Ein schauriges Grinsen spielte nun um seine Mundwinkel und er griff in eine Schlaufe an seinem Gürtel, die unter einer Weste verborgen war. "Oh das werden wir Kleine. Aber davor-" Etwas silbriges blendete mich für einen Augenblick, als er seine Hand langsam unter der Weste hervor zu ziehen begann. "-werden wir viel Spaß zusammen haben" Unverhohlene Panik kroch in mir hoch, als ich den unterarmlangen, silbrigen Dolch aufblitzen sah. "Nein bitte", flehte ich, als der dunkelhaarige Junge gleichgültig mit der Waffe vor mir in der Luft herum zu spielen begann. "Haltet ihr linkes Handgelenk fest" Seine Lakaien gehorchten ihm ohne zu zögern und mein Unterarm wurde entblößt. "So meine Hübsche" Er ging vor mir in die Hocke und ich konnte mein Leben an meinen Augen vorbeiziehen sehen. Zumindest alles, woran ich mich erinnern konnte. Umso überraschter war ich, als ich einen stechenden Schmerz an meinem Handgelenk spürte und riss den Kopf hoch. Er ritzte ein lachendes Gesicht tief in meine Haut und sofort rann mein warmes Blut auf den kühlen Waldboden hinab. "Tötet ihr mich doch nicht?", fragte ich irritiert, bevor der Dunkelhaarige hinüber zu den Büschen nickte und mein Blick wanderte über den Waldboden. Nichts Auffälliges- erst jetzt erkannte ich die menschenlange, ausgehobene Kuhle in der Erde und mit einem Schlag wurde mir bewusst, das ich hier vermutlich nicht mehr lebendig herauskommen würde. "Du wirst Gally nicht mehr im Weg umgehen Frischling" Blinde Wut kroch in mir hoch. Taten sie das hier nur für Gally? Empört riss ich den Mund auf. "Ist das hier alles auf Gallys Anweisung?" Ich erhielt keine Antwort, dafür nur weitere Wörter und Buchstaben, die tief in meinen Unterarm geritzt wurden. "Macht ihr das für Gally?", wiederholte ich nun etwas mutiger und war im Begriff, zu versuchen, mich loszureißen, als ich eine Antwort erhielt. "Unter Anderem. Wir wollen auch unseren Spaß" "Spaß?" Sie waren irre, vollkommen krank. "Du kannst schreien, dich hört hier eh keiner" Ich nahm den Baumeister beim Wort. Ich hatte nur eine einzige Chance um mein Leben zu retten. "NEWT", schrie ich so laut ich konnte. "NEWT" Sofort holte einer der Jungs aus und das nächste, was ich spürte war ein brennender Schlag ins Gesicht. Alles begann sich zu drehen und ich lies meinen Kopf auf den Boden fallen. Rasch schloss ich die Augen, als ein weiterer Schlag mich aufs Auge traf. Benommen schüttelte ich verzweifelt den Kopf, um den Nebel in meinem Kopf abzuschütteln. Meine Augen öffneten sich wieder und ich sah das silbrige Blitzen über mir. Es war vorbei. Die bereits mit meinem Blut beschmierte Klinge des langen Messers drückte sich gegen meine Kehle und ich schloss die Augen ein letztes mal. "Sie hat bestimmt no-", begann der linke neben mir, als sein Anführer ihn unterbrach. "Shh" Ein leises Rascheln in naher Entfernung lies ein paar Vögel über unseren Köpfen aufflattern. Es klang beinah wie Schritte. "Schnell da rein", zischte es über mir und man begann mich durch Farne, Gras und Moos bis in den Schatten der Büsche zu schleifen. Mir war jetzt egal, was mit mir geschah. Mir war egal, ob jetzt Hilfe für mich kam. Ich wollte nur, das der Schmerz aufhörte, der unerträglich durch meine Adern pulsierte. Stille herrschte, die Gesichter der Jungen über mir waren vor schierer Panik verzogen. Schritte wurden lauter, kamen näher. Ich wusste, dass Newt mich holen würde. Er würde mich nicht sterben lassen. Der Blick aus meinen Augen war verschwommen, das Blut rauschte laut in meinen Ohren. Meine Wahrnehmung war von stechenden Schmerzen getrübt, die durch meine Adern pulsierten. Ich fühlte mich müder als je zuvor, meine Augenlider wurden schwerer. Die vor Angst verengten Griffe an meinem Körper nahm ich kaum mehr wahr. Würde ich nun sterben? War das der Tod? Er war friedlicher, als ich ihn mir je vorgestellt hatte. Taube Stille, lähmendes Nichts. Ein Rascheln erklang, als die Äste des Busches über unseren Köpfen auseinander geschoben wurden und warmes Sonnenlicht fiel plötzlich auf mein Gesicht. "Frischling"

Verborgen im SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt