56: Vom Labyrinth in den Untergrund

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"Versprich mir das du hier bleibst", verlangte Newt und sein Blick durchbohrte mich beinahe. "Ich versprech's", antwortete ich mit einem beruhigenden Lächeln und legte meine Hände an seine Wangen. "Wenn du mir versprichst, vorsichtig zu sein" Er grinste kurz und für einen Moment war seine draufgängerische, sorglose und gefährliche Ausstrahlung zurück, in der ich auf der Lichtung ertrinken hatte wollen. "Ich versprech's" Unbemerkt lies ich meine rechte Hand seinen Rücken hinab wandern und zog vorsichtig das lange Messer aus der hinteren Tasche seines Gürtels. Ich würde mein Versprechen brechen müssen wenn ich für die Sicherheit meiner Freunde garantieren wollte. Sicher war sicher... Sanft drückte Newt seine Lippen auf meine und seine Arme schlangen sich um meine Taille, zogen mich an seinen Körper, verzweifelt nach Nähe, Trost und Geborgenheit suchend. Die Gefühle, welche uns vereinten, die uns zusammenhielten und süchtig nacheinander machten. Ich konnte und würde ihn nicht verlieren. "Okay AUF GEHT'S" Thomas hob seinen Speer, Alle folgten seinem Beispiel und rannten um die Ecke. Ein letztes Mal schloss ich Newt in die Arme,
schob das Messer unter mein Shirt und lehnte meine Stirn gegen seine. "Bis gleich", grinste der hübsche Junge und zwinkerte mir zu, bevor er den Anderen ins Massaker folgte. Blitzschnell packte ich Chuck am Arm und riss ihn zurück zu mir hinter die Mauer. "Du bleibst hier! Wohin denkst du das du gehst?", wollte ich tadelnd wissen und drückte ihn neben mir zu Boden. "Aber- "Kein Aber!" Vorsichtig lugte ich um die Ecke. Die Lichter waren zahlenmäßig überlegen und ich biss mir stolz auf die Lippe, als ich Newt entdeckte, wie er seinen Speer tief in einen der Griever rammte. Mit vereinten Kräften stießen die Lichter das Monster vom schmalen Weg und mit einem entsetzlichen Kreischen stürzte es hinab in die Tiefe. "DER SCHLÜSSEL" Erschrocken fuhr ich auf doch es war zu spät - Chuck rannte los. "CHUCK KOMM ZURÜCK!!!" Panisch riss ich das Messer hervor und stürzte hinter dem kleinen Lichter her. Erst jetzt erblickte ich das metallene Rohr, welches auf den Abgrund zurollte. Seine rotbraunen Locken flatterten, als er sich unter dem Griever durchwarf und den fallenden Schlüssel packte. "CHUCK" Panisch riss ich ihn an seinen Füßen zurück und wurde von Kämpfenden angerempelt. "CHUCK GEH ZUM AUSGANG!", rief ich und der kleine Junge rannte zum runden Tor, gefolgt von Teresa. Ich hatte kaum Zeit, mich herumzudrehen, als schon ein metallener Arm nach mir ausholte. Mit einem lauten Klirren schlug Newt mit seinem Speer dagegen und ich wusste, was jetzt kommen würde. "DU HAST'S VERSPROCHEN" "ABER CHUCK NICHT", schrie ich durch den Kampflärm hindurch und stach auf ein pechschwarzes Auge ein. "HEY IST DAS MEIN MESSER?!", wollte Newt wütend wissen und ich nickte, bevor ich mich rasch duckte und der Spritze auswich. "VERDAMMT Y/N" Gemeinsam drängten wir den Griever zurück, als plötzlich vier Neue angerannt kamen. "Thomas! ES GIBT EINEN CODE! 8 ZIFFERN!", schrie Teresa vom Ausgang hinter uns und ich blickte zum Frischling. "ES GIBT 8 ABSCHNITTE" Er nickte und hieb mit dem Speer gegen einen Griever. "MINHO, IN WELCHER- AH!" Erschrocken wich der dunkelhaarige Junge zurück, als eine Kralle nach ihm packte und stattdessen Newt an der Wange erwischte. Ein kleiner roter Schnitt zog sich über seine Haut. Ich hatte kaum Zeit, ihn zu bemitleiden, denn schon wurde ich zurückgeschleudert. "MINHO IN WELCHER REIHENFOLGE ÖFFNEN SICH DIE ABSCHNITTE!?!", rief Thomas und der Hüter runzelte kurz verwirrt die Stirn, als er plötzlich von einem Griever zu Boden gedrückt wurde. Seine nächsten Rufe der Zahlen hörte ich nicht, ich war zu sehr damit beschäftigt mich vor Grieverarmen und -zähnen zu retten. Eines der zwei verbliebenen Monster hinderte Minho an der letzten Ziffer und plötzlich stürzte Jeff vor. Ohne Nachzudenken stieß er seinen Speer in den Rumpf des Ungetüms und der Läufer konnte aufspringen. Als der Griever zu kreischen begann, spürte ich eine Hand an meiner Taille und Newt riss mich mit den anderen Lichtern in das Loch zum noch immer geschlossenen Ausgang. Zwei neue Ungetüme kletterten an den Mauern hinab und sprangen auf den schmalen Gang. Wir waren zurückgedrängt und wenn nun kein Wunder geschah, würden wir es nicht hier raus schaffen. Was, wenn dieser seltsame Code einfach nur ein Countdown war um alles hier hochzujagen? Thomas und Minho hatten dem Schlüssel womöglich zu schnell vertraut. "JEFF!", schrie Winston doch man konnte nichts mehr für den Sani tun - er wurde verschleppt und verschwand . Es zischte und das Tor sprang auf. "KOMM" Newt riss mich am Arm mit in das schwarze Loch in dem man gerade einmal stehen konnte. Die erste Steinmauer fiel und sperrte einen der zwei Griever aus. Als die nächste herabschnellte, warf Newt reflexartig seinen fest umklammerten Speer und traf - mit ohrenbetäubendem Kreischen wich das Ungetüm zurück und es platschte unschön, als es von der zweiten Steinmauer zerquetscht wurde. Erschrocken quiekte ich auf, als das Loch, in dem wir uns befanden, sich blitzschnell schloss. Der Atem der Anderen ging flach, aufgeregt und panisch den nächsten Schritten entgegensehend. Ich spürte Newts Hand nach mir greifen und unsere Finger verschränkten sich, während ich mich langsam mit meiner freien Hand nach vorne tastete. Mein Herz schlug laut, als ich als Erste in die pechschwarze Dunkelheit trat. "Zeit das wir hier rauskommen", murmelte Thomas und gemeinsam wanderten wir vorsichtig durch den finsteren Tunnel bis zu einem kleinen, gedämpften, viereckigen Licht. Es schien das Licht eines winzig kleinen Fensters zu sein und als ich danach tastete, spürte ich eine Klinke. Hoffnungsvoll drückte ich sie herab und immer mehr Adrenalin rauschte mir in den Ohren. Das war unser Weg in die Freiheit, weg von all dem Leid und den schrecklichen Erfahrungen der Lichtung. Die Tür war nicht verschlossen. Vermutlich war dahinter eine grüne Wiese oder ein zweites Labyrinth. Wir hielten den Atem an, doch als sie aufschwang, war nichts dergleichen zu entdecken. Es war ein trister Gang, flackernde Fabriklichter hingen an der Decke, Leitungen wanden sich an den Mauern entlang. Es schien ewig so weiterzugehen. "Das ist die Freiheit?", fragte Chuck leise und ich versuchte, mir meine Enttäuschung ihm zuliebe nicht anmerken zu lassen. "Dort vorne ist eine Tür", sagte ich hoffnungsvoll und zeigte auf einen schwarzen, kleinen Spalt etwas entfernt. Als wir näher kamen, entdeckte ich eine rote Warnlampe in der Mauer eingeschweißt. "Was zur Hölle-", begann Thomas doch wir sahen es alle gleichzeitig: Hinter dieser Tür schrillten Alarmglocken, Fenster waren eingeschlagen und als wir hineintraten, erkannten wir das ganze Ausmaß dieses 'Ausganges'. Beinahe alle Scheiben waren zerbrochen oder von kleinen, runden Löchern durchbohrt. Einige Menschen in weißen Kitteln lagen bewegungslos auf dem blutverschmierten Boden, Rauchfäden stiegen aus den seltsamen Apparaten und vernebelten teilweise die Sicht. "Was ist hier passiert?", flüsterte ich verstört, während ich Chucks Hand nahm, um ihn von einer toten Frau wegzuziehen. Langsam gelangten wir in einen riesigen Raum ohne Tageslicht, 20 dünne, große Monitore waren an handliche Tastaturen angeschlossen und auf ihnen waren Werte abzulesen. Vorsichtig stieg ich über einen Arm und kam näher - mir gefror das Blut in den Adern.

Verborgen im SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt