Newt fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare und ich blickte betreten zu Boden. Falls Alby mich in das Labyrinth verbannen sollte, wäre ich verloren. Allein beim Gedanken an die scheußlichen Monster, die zwischen den riesigen Wänden ihr Unwesen trieben, schlich eine Gänsehaut über meinen Körper. "Boah Frischling", durchbrach Newt meine finsteren Gedanken und ich hob den Kopf und zwang mich, den Blick nicht abzuwenden. "Wie schlimm?" "Wie schlimm was?", fragte ich irritiert und der Junge rollte mit den Augen. "Wie schlimm hast du ihn verletzt?" "Keine Ahnung ich hab ihn nur-" Newt zog fragend die Augenbrauen hoch und verschränkte die Arme. "Ge- getreten", vollendete ich schließlich meinen Satz und Newt seufzte erleichtert, alle Spannung löste sich aus der Luft. Verwirrt von seiner Reaktion runzelte ich die Stirn. "Ich dachte, du hast ihn umgebracht oder ihm den Arm abgehackt bei deinem Blick", lachte mein zweiter Anführer und ich spürte, wie von mir selbst die Angst und Nervosität abfiel. "Alby wird dich nicht verbannen nur weil du jemanden getreten hast. Du kommst wahrscheinlich ins Loch für ein paar Tage aber nichts schlimmeres", meinte er und legte seine Hand auf meinen Rücken, um mich zum Gehen zu bewegen. "Und jetzt lass uns raus aus dem Regen sonst holen wir uns ne Lungenentzündung"
Alle Blicke lagen auf mir, als ich mit Newt ein paar Minuten später den Essensplatz erreichte und sofort kehrte Totenstille ein. Wir dachten alle dasselbe. "Komm", befahl Newt und lies sich neben Alby nieder. Rasch folgte ich ihm und nahm neben dem blonden Jungen Platz. Unser Anführer löffelte- unbekümmert von der allgemeinen Unruhe um ihn herum- gemütlich seine Suppe weiter. Während Newt meinen Teller nahm und etwas von der gelben, dicken Suppe hineingab, begann augenblicklich das Getuschel auf den Bänken unter den Planen. "Keine Sorge, wenn du aus dem Loch draußen bist, sind die alle wieder ganz normal", meinte Newt unbekümmert neben mir bevor er sich einen großen Löffel der Suppe einverleibte. Hoffentlich hatte er recht, lange hielt ich das nicht aus. Als ich meinen Teller komplett ausgelöffelt hatte, saß ich schweigend da und hielt den Blick auf meinem Wasserglas. Ich spürte, das die allgemeine Aufmerksamkeit stetig auf mir lag. "Hey Alby. Wann kriegt sie ihre Strafe?", erklang plötzlich eine vertraute Stimme hinter uns und ich drehte mich herum, nur um Gally zu entdecken, der mich finster anstarrte. "Strafe? Wofür?", fragte unser Anführer überrascht und Gally zeigte mit dem Finger auf mich. "Sie hat einen meiner Leute verprügelt" Albys Blick flog zu mir und ich riss den Mund auf. "Ich hab ihn nicht verprügelt! Ich hab lediglich-" "Er liegt in der Krankenstation, Frischling", unterbrach mich Gally und ich kniff die Augen zusammen. Stille war um uns herum eingekehrt und es war offensichtlich, das die Lichter auf diesen Moment gewartet hatten. "Kommt später zu meiner Hütte, wir besprechen das unter uns", meinte Alby bestimmt, sich der vielen Augenpaare, die auf uns lagen, bewusst. "Ich werde darauf warten", knurrte Gally, warf mir einen mordlustigen Blick zu und verschwand zwischen den Lichtern, die sich ebenfalls erhoben hatten um ihren Arbeiten nachzugehen. Auch ich kletterte von der Bank, als mich plötzlich jemand an der Schulter tippte und ich drehte mich herum. Winston stand mit schuldbewusster Miene vor mir und scharrte unruhig mit den Füßen. Oh oh. "Heh Frischling also es ist so-" Er unterbrach sich selber und kratze sich am Hinterkopf. "Also ich muss dich leider aus deinem Dienst befreien bis wir Genaueres wissen" Mir klappte der Mund auf. "Was?!", fragte ich entgeistert und Winston zuckte mit den Schultern. "Ist nun mal so" Sein Blick fiel auf etwas hinter mir und ich drehte mich herum, nur um Gally genugtuerisch grinsend an einem der Bäume lehnen zu sehen. Mistkerl. "Aber Winston-", begann ich, doch der Junge war bereits spurlos verschwunden. "Alby?" "Winston hat seine Gründe und er ist dein Hüter", antwortete der Anführer jedoch bestimmt und erhob sich. "Bei Einbruch der Dunkelheit findet das Treffen statt. Du wirst nicht verbannt", fügte er beruhigend hinzu, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte und erleichtert seufzte ich. Newt hatte Recht gehabt.
So schnell ich konnte, rannte ich über den Rasen, versucht, nicht laut aufzuschreien. Ich wurde verfolgt. Plötzlich spürte ich, wie mich eine Hand packte und zurück riss. "Nein!", rief ich und fiel ungelenk zu Boden. "Hab dich", keuchte Chuck und stützte sich auf seinen Knien ab. "Das war unfair ich bin fast ausgerutscht!", antwortete ich schwer atmend und Chuck grinste. "Gefangen ist gefangen du hast verloren" Blitzschnell steckte ich mein Bein aus und drückte meinen Fuß in Chuck Kniekehlen. Er fiel mit einem überraschten "Ups!" neben mir zu Boden. "Wer hat jetzt verloren?", lachte ich und Chuck grinste augenrollend. Die Sonne war bereits hinter den hohen Toren verschwunden und langsam aber sicher kroch ein dichter Nebel von den Mauern bis in die Mitte der Lichtung. "Bald wird es dunkel", hörte ich den kleinen Jungen neben mir sagen und ich nickte bedrückt. "Meine letzten Minuten in Freiheit" "Alby wird dir bestimmt helfen. Gally hat keine Chance gegen dich", meinte Chuck aufmunternd und ich runzelte die Stirn, während ich mich aufrappelte. "Ach Chuck. Gally ist Hüter, bei Weitem länger hier als ich und hat Albys Vertrauen. Ich hab nichts von all dem" "Sieh nur", rief Chuck plötzlich und mein Blick folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger. "Sie haben alle Schafe wieder eingefangen!" In weiter Ferne erkannten wir mehrere Gestalten, die mit langen Stöcken einige Schafe vor sich her trieben. Sie waren auf dem Weg zum Stall der Weibchen, Chuck hatte Recht. Es war ein Wunder, dass ich nicht hatte helfen müssen - schließlich wurde mir angehängt, sie freigelassen zu haben. Immer schneller verdrängte die Dämmerung den ereignisreichen Tag und ich blickte mich suchend um. "Du brauchst keine Fackel. Du musst dich nur beeilen", sprach mein Freund neben mir meine Gedanken aus und ich nickte. "Bis später, wir sehen uns beim Essen" Schnellen Schrittes hastete ich durch die eintretende Dunkelheit und versuchte, auf dem bereits vom Nebel nassen Gras nicht auszurutschen. Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen. Da! Ich entdeckte eine große Hütte in der Ferne und auch die fünf Gestalten, die offenbar wartend davor standen. Warteten sie auf mich? Ich dachte, wir sollten zu Albys Hütte? Nun noch schneller rannte ich an den Gattern entlang und passierte die kleine Baumgruppe. Schwer atmend hielt ich schließlich zwei Meter entfernt von den Lichtern an und erkannte, das es alles Hüter waren. Auch Newt blickte mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir und ich senkte schuldbewusst den Blick. Ich war zu spät. Kein guter Start für meine Verteidigung. "Schön da jetzt alle da sind können wir die Versammlung eröffnen", erklang Albys Stimme in dem Moment, als ich den Mund zu meiner Verteidigung öffnete und unser Anführer hielt die Tür auf. Langsam schlenderte ich den anderen Lichtern hinterher, die sich jetzt auf einer vorderen Bank niederließen. Ich wollte mich schon neben Winston setzen, als Newt mich am Handgelenk packte und wieder nach oben zog. "Du darfst hier nicht hin. Dort drüben ist dein Platz" Er nickte in Richtung eines einzelnen Hockers in der Ecke des Raumes und irritiert lief ich darauf zu. Es erinnerte mich etwas an einen Gerichtssaal, wo der Angeklagte allein sitzen musste. Als ich mich niederlassen wollte, erschallte Albys Stimme. "Die Versammlung ist eröffnet"
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Verborgen im Schatten
FanficY/n wacht an einem fremden Ort auf. Ohne Erinnerungen an ein Leben vor dem Schlaf. Eine Lichtung - voller Jungs, kein Mädchen unter ihnen zu entdecken. Zunächst wird sie eher unfreundlich empfangen, muss anzügliche Kommentare und dumme Sprüche über...