54: Der Plan

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Erschöpft lehnte ich mich gegen Newts Brust und starrte in die Ferne. Seine Hütte brannte noch nach Stunden lichterloh und dicke Rauchschwaden zogen in den pechschwarzen Himmel. Alle vier Tore standen noch immer sperrangelweit offen und jederzeit konnten die Griever zurückkehren. Jeder war sich dessen bewusst und ich spürte an meinem Rücken, wie Newts Muskeln sich noch immer nicht vollkommen entspannten. Minho und Chuck lehnten mit Newt und mir an der Mauer hinter den Löchern. Mittlerweile zählte es kaum mehr, ob man mich und Newt nun zusammen sah, oder nicht: Albys Regeln waren nun nichtig. Was wohl mit ihm geschehen war? Ich wusste, dass er gemeinsam mit Thomas, Minho, Chuck und den Anderen verschwunden war. Trotzdem hatte ich seine große Gestalt nirgendwo entdeckt und Newt hätte ihn niemals verletzt zurückgelassen. All dies deutete nur auf eines hin: er war unter den Toten, die von Gallys Männern auf das riesige Feuer der Versammlungshütte in diesem Augenblick verbrannt wurden. Er hatte die Kontrolle übernommen und Newt war besser dran, wenn er sich nicht gegen ihn wehrte. Wir wussten, dass Gally seine Schiene durchziehen würde und beinahe alle Überlebenden waren auf seiner Seite. Immer wieder fielen mir die Augen zu doch ich zwang mich, nicht einzuschlafen. Was, wenn die Griever tatsächlich wieder zurückkehrten? "Wir sollten uns ausruhen", murmelte Minho neben uns und ich spürte Newt über mir nicken. "Entspann dich Y/n. Falls sich was ändert, weck ich dich", murmelte er leise in meine Haare und voller Erleichterung entspannte sich mein Körper endlich vollständig. "Morgen früh sieht die Lichtung wieder ganz anders aus" Die Stimme des Anführers klang so hoffnungsvoll, dass ich meinte er versuchte sich selbst zu überzeugen anstatt mich. Wir wussten alle, dass unser Leben nicht wieder zum Alten zurückkehren würde. "Danke Newt", flüsterte ich und schmiegte meinen Kopf an seinen Oberarm. Langsam aber sicher driftete ich in einen unruhigen, aber tiefen Schlaf. Er war von schrecklichen Bildern meiner verstorbenen Freunde und Erinnerungen vor dem Labyrinth geprägt.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte ich einen seltsamen Geschmack auf der Zunge, meine Glieder waren steif und meine Ohren dröhnten. Irritiert blinzelte ich ins Sonnenlicht und der stechende Geruch von verbranntem Haar hing in meinen Klamotten. "Sie ist- wach Newt", hörte ich Minho's Murmeln und ein gequältes Stöhnen erklang über meinem Kopf. Erst jetzt fiel mir auf, das ich noch immer in Newts Armen lag und langsam erhob ich mich, um meine schmerzenden Glieder zu strecken. "Gally wird Thomas und Teresa in ein paar Minuten holen- wird Zeit für den Plan" Minho klang so ausgeschlafen und motiviert dass ich mich einen Moment fragte, ob er sich überhaupt an den vergangenen Abend erinnerte. "Y/n- du musst mit Chuck los", gähnte der zweite Anführer und ich sah mich nach dem kleinen Lichter um. Zusammengerollt lag er neben Minho an der Mauer, eine sanfte Brise zerzauste seine kleinen Locken und etwas Speichel lief ihm am Mundwinkel hinab. Er sah so friedlich aus. "Chuck?", fragte ich sanft und schüttelte ihn leicht an der Schulter. "Chuck wir müssen los" Unter Gähnen öffneten sich langsam seine Augen und ich schluckte - sie hatten kaum etwas von der lebendigen Art, die sie sonst in sich trugen. "Was denn- ist schon- ist schon morgen?", murmelte er und starrte an mir vorbei auf die zerstörte Lichtung. "Beeilt euch!", rief plötzlich Pfanne und wir fuhren herum. In der Ferne erkannte man eine Garde aus ein paar der verbliebenen Lichter, die schnellen Schrittes in unsere Richtung kamen. "Los los los!" Ohne Zeit zu verschwenden nahm ich Chuck an der Hand und zog ihn hinter die Büsche, die in Richtung des ehemaligen Essensplatzes führten. Wir durften keine Zeit verlieren. Mucksmäuschenstill schlichen wir durch die zerfetzten Planen, an umgestoßenen Bänken und Tischen vorbei, über riesige Blutlachen und zerbrochenes Geschirr. Es war wie das Set eines Horrorfilms - nur ohne Film. "Nimm das Nötigste und dann auf zu den Toren!", zischte ich und Chuck nickte, bevor er im Abteil der Küche verschwand. Kurz darauf erklang leises Klappern und rasch riss ich einen der drei riesigen Rucksäcke von der Holzwand um damit zum kleinen Lichter zu laufen. "Tu alles da rein" Als ich gerade eine Hängematte zusammenrollte, schallten aufgeregte Rufe über die Lichtung und ich filterte Teresas Gekreische heraus, gefolgt von einem kurzen Pfiff. Das Signal. "Wir müssen!", rief ich, riss ein langes Messer hoch, packte Chuck am Arm, der soeben herzhaft in ein Brotlaib gebissen hatte, und riss ihn mit mir. Gallys Männer standen mit dem Rücken zu uns, vor ihnen türmten sich zwei Holzpfeiler auf und an einem von ihnen kämpfte Teresa wütend verbal gegen den Hüter der Baumeister. Thomas lag am Boden und ich streckte den Arm aus, um Chuck anzuhalten. Wir mussten warten, bis der Frischling angriff. Innerhalb von Sekunden fing ich Newts Blick auf und biss mir auf die Lippe - so wie er dort stand, wie der seichte Wind seine blonden Haare zerzauste, die Sonne sein markantes Gesicht anstrahlte und seine Augen zu mir herüber funkelten, sah er aus wie ein wunderschönes Gemälde. Sobald wir hier raus waren, würde ich bei ihm bleiben. Egal, was kommen würde. "Okay bindet den Frischling fest", befahl Gally doch seine Männer blickten nur zögernd hinab auf die leblose Gestalt zu ihren Füßen. Wenn sie nur wüssten... "Ich hab gesagt bindet ihn fest!" Langsam bückten sie sich und in jenem Moment, in dem sie ihn hochzogen, schlug er zu. "JETZT", schrie ich und Chuck rannte an Gallys Männern hinüber zu Newt und den Anderen. Hastig wollte ich ihm folgen und hatte beinahe Thomas passiert, als man mich plötzlich am Handgelenk packte und zurück riss. "Y/n gegen Thomas", erklang eine fremde Stimme über meinem Kopf und ich erstarrte: Newt riss blitzschnell einen der beiden Säbel aus Minho's Weste und umklammerte den Griff, während er den Lichter hinter mir verstörend aggressiv anstarrte. "Lass. Das. Mädchen. Los" Mein Herz raste, während die Hand an meinem Unterarm nervös zu schwitzen begann und alle Augen sich auf uns richteten. "John- du lässt sie besser los", sagte Minho langsam und zückte den zweiten Säbel, genauso wie Teresa, Thomas, Pfanne und Chuck Waffen auf uns richteten. "Ihr habt unsere Männer getötet, ich töte euer heiß geliebtes Mädchen", antwortete die Stimme über mir rachsüchtig und plötzlich spürte ich eine kalte Klinge an meinem Hals.

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