"Stell dich nicht so an", erklang eine zornige Stimme über mir und ich wurde auf den kalten Steinboden zwischen den Toren geworfen. "Nein Alby es tut mir leid!", schrie ich verzweifelt doch fremde Hände schoben mich immer weiter in das Labyrinth, in dem ich in weiter Ferne Umrisse eines scheußlichen Ungetüms erkennen konnte. "Ich hab's nicht so gemeint!" Panik kroch in mir hoch und ich versuchte, zurück durch den Ausgang zu krabbeln. Der Weg wurde mir von großen schattenhaften Gestalten versperrt. "Newt!", schrie ich plötzlich ängstlich und versuchte den blonden Haarschopf auf der Lichtung auszumachen. Schreckliches Gekreische hinter mir erklang und die Tore vor mir begannen sich langsam zu schließen, kleine Steine unter ihrem Gewicht zermalmend. Schauriges Lachen von der Lichtung her schallte zu mir in den Gang, es ging unter in dem metallischen Schleifen hinter mir das immer lauter wurde, je näher es kam. "HILFE", schrie ich verzweifelt, als sich nun zwei Greifarme meine Schultern umklammerten. Vielleicht war es das brennende Stechen in meinem linken Unterarm, das mich erweckte, vielleicht auch der grässliche Albtraum, doch nun riss ich auf den kalten Holzdielen liegend den Kopf nach oben. Ich war in Newts Hütte in meinem wilden Albtraum aus dem Bett auf meinen verbundenen und verarzteten Arm gefallen. Prüfend zog ich ihn unter meinem Bauch heraus und stöhnte genervt auf, als ich die frischen roten Flecken entdeckte. Die Wunden waren wohl wieder aufgegangen. Wie spät war es überhaupt? War es Mittag? Abend? Oder gar der nächste Morgen? Mühsam auf mein Bett gestützt rappelte ich mich auf und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Lichtung schien leergefegt und ich wollte bereits daraus schließen, das es der nächste Morgen war, als zwei Lichter an meinem Fenster hastig in Richtung Tore vorbeirannten. Was alarmierte sie so? Neugierig trat ich aus der Tür und folgte unbelichtet ein paar Jungs in fünf Meter Entfernung, die sich offenbar der großen Gruppe, die sich an den Toren hinaus ins Labyrinth gesammelt hatte, anschließen wollten. Erst beim Näherkommen erkannte ich sieben seltsame lange Stöcke, die weit in den Himmel ragten. An ihren Enden schien etwas längliches festgebunden zu sein, wie eine Art zusammengerollter Stoff. Als ich mich etwas umblickte, erkannte ich alle Hüter die seltsamen Stöcke halten, während die anderen Lichter hölzerne Speere vor sich hielten. Alle tuschelten und murmelten, eine düstere Stimmung lag in der Luft. Mich beschlich eine jähe Vorahnung von dem, was nun geschehen würde, als ich zwei meiner Entführer auf dem Boden an Stricke angebunden vorfand. Plötzlich spürte ich einen brennenden Blick auf mir und ich hob den Kopf, nur um Newt direkt in die Augen zu sehen, der ebenfalls einen der langen Stöcke hielt. Blitzschnell versuchte ich hinter einer Gruppe Lichter zu verschwinden doch mir war klar, das er mich genau gesehen hatte. Er ließ auch nicht lange auf sich warten denn kurz darauf packte mich jemand am Oberarm und drehte mich ruckartig herum. "Was zum Teufel machst du hier draußen Frischling? Hast wohl ein Talent dich ständig in Schwierigkeiten zu bringen, was?!" Newt schien ehrlich wütend, seine haselnussbraunen Augen glitzerten aggressiv zu mir herab. "Ich-", begann ich und schloss den Mund wieder, als mir keine passende Ausrede einfiel und scharrte verlegen mit dem Fuß im trockenen Sand. "Du solltest nicht hier sein" Ich nickte und blickte wieder auf. "Wie gehts dir?", fragte der Stellvertreter Albys nun etwas sanfter und kurz zuckten meine Mundwinkel nach oben. "Besser" Er wollte bereits den Mund öffnen, um etwas zu erwidern, als hinter uns schmerzerfülltes Wimmern erklang und ich fuhr herum. Mein vermeintlicher Beinahe-Mörder kauerte zusammengekrümmt auf dem Boden, der silberne Griff des Dolches spitzte aus seinem Unterleib heraus. Mir war nicht bewusst gewesen, welche Qualen er seit vermutlich Stunden erlitt. "Wenn du dir den Spaß hier ansehen willst, kannst du gerne bleiben", murmelte Newt nah an meinem Ohr und seine Schulter strich an meine, als er sich an mir vorbei zu den Hütern schlängelte. Jetzt drückte er einem der Lichter in seiner Nähe den Stock in die Hand, während Alby sich zu ihm neigte, vermutlich um Anweisungen zu erteilen. Als der Anführer nun kaum merklich nickte, kam Newt hervor und eine Stille trat ein, wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Nichts war zu hören außer dem Rauschen der Blätter im Wind und den zwitschernden Vögeln hoch oben in den Baumkronen. Neugierig beobachtete ich Newt, gespannt darauf, was er als nächstes tun würde. Der Blick des hübschen Jungen fiel auf die zusammengekrümmte Gestalt auf dem Boden und plötzlich schien er etwas Kaltes und Hasserfülltes auszustrahlen. Sein Blick wanderte über den Körper zu seinen Füßen und er ging in die Hocke. Alle schienen den Atem an zu halten, ich spürte die Nervosität in meiner Brust flattern. Jetzt streckte er die Hand aus und drehte den Baumeister herum, sodass er auf dem Rücken lag. Ein schmerzerfülltes Keuchen war zu hören und Newts Gesicht verzog sich, als wäre er angeekelt. Blitzschnell stieß seine Hand vor und er riss, ohne zu Zögern, den silbernen Dolch aus dem Körper des Jungen vor ihm. Jener begann furchtbar laut zu schreien und Newt wich zurück, als er nach ihm aus zu holen versuchte. "Ich hab's nicht so gemeint Newt", wimmerte er, während unaufhörlich Blut unter seinem unter anderen Umständen bestimmt weißen Tshirt heraus sickerte. "Newt", sagte Alby bestimmt. Der schlaksige Junge trat zurück und ergriff den Stock, nachdem er den blutverschmierten Dolch auf den Boden hatte fallen lassen. "Bindet sie los", wies Alby zwei Jungs neben ihm an, die kurze Messer in ihren Händen hielten. Als hätten sie darauf gewartet, traten sie vor und durchschnitten die Seile, die um die Handgelenke der anderen zwei Missetäter gewickelt waren. "Tragt ihn rein. Die Mauern schließen sich bald, beeilt euch" Jetzt hoben sie den nun noch lebloser wirkenden Körper des Baumeisters an und passierten die Tore, trugen ihn bis in den Gang des Labyrinths, bevor sie zurückrannten. Nun bemerkte ich das böse Kribbeln in meinem Nacken und drehte kurz den Kopf. Gally stand neben den anderen Hütern, sein Gesicht so verzerrt vor Hass. Ich wusste in jenem Moment, als das Licht der Fackeln seine rachedurstigen Augen funkeln lies, dass er tatsächlich Derjenige war, der mich hatte loswerden wollen. Er hasste mich so sehr, dass er Lichter anheuerte um mich zu töten. Stocksteif verharrte ich in meiner Position und schluckte. Es würde nicht die erste oder gar letzte Attacke bleiben. Ein trauriges Wimmern am Boden zwang mich dazu, dem fesselnden Blick Gallys zu entkommen. Mir tat der Junge zwischen den offenen Mauern leid. Er litt furchtbare Schmerzen und was nun mit ihm geschah, lies mich an der Freundlichkeit Albys zweifeln. Ein kräftiger Windstoß, der tief aus dem Inneren des Labyrinths zu kommen schien, riss an unseren Haaren. "Wriggeln!", rief unser Anführer laut und sofort wurden die langen Stöcke herabgesenkt. Die zwei Jungs fuhren auf und versuchten sofort, einen Weg durch die Barriere vor ihnen zu finden, doch sie wurden weiter und weiter zurückgedrängt, während die Mauern sich ächzend immer weiter aufeinander zu bewegten. "Nein Alby!", schrie Einer von ihnen verzweifelt und suchte nach einem Ausweg neben ihnen doch die Speere machten es ihm unmöglich zu entkommen. Mein Herz schlug rasend schnell und ich spürte meine Hände feucht werden. "Wir wurden gezwungen!", rief der Zweite und sie hatten bereits die Mauern passiert, jetzt standen sie im Labyrinth. Fast waren sie geschlossen und ein letzter, verzweifelter Schrei hallte herüber, bevor die Tore sich mit einem sanften 'Klack' schlossen.
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Verborgen im Schatten
FanficY/n wacht an einem fremden Ort auf. Ohne Erinnerungen an ein Leben vor dem Schlaf. Eine Lichtung - voller Jungs, kein Mädchen unter ihnen zu entdecken. Zunächst wird sie eher unfreundlich empfangen, muss anzügliche Kommentare und dumme Sprüche über...