51: Veränderungen

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"Mach das Tor zu", sagte ich unfreundlich und Teresa drehte sich herum, um das Tor zum Stall der Böcke zu schließen. Paul drückte dem Mädchen eine Rute in die Hand und zwinkerte mir vielsagend zu, bevor er mit den Lämmern in Richtung Nordweide verschwand. "Was soll ich damit? Sie hauen?", fragte Teresa irritiert und blickte abwechselnd zwischen der Rute und den Böcken hin und her, die träge zu grasen begannen. "Nein natürlich nicht. Du sollst sie damit treiben", antwortete ich und konnte es kaum fassen, wie dämlich sie sich tatsächlich anstellte. Aber auch ich brauchte ein paar Sekunden, um die Schafe in Bewegung zu bekommen, bis sie endlich hinter mir her in Richtung Weiher trotteten. "Teresa, nicht hau- NICHT HAUEN", rief ich schrill, als sie die Rute hob und neugierig auf einen der Böcke blickte. "Hatte ich nicht vor, entspann dich", antwortete sie gelassen und drehte den langen Stock zwischen ihren Fingern. Dieses Mädchen würde mich noch den letzten Nerv kosten. "Sei bloß froh das ich dich aushalte", knurrte ich, schlug das Gatter hinter den Böcken zu und band ein Seil zwischen die Bretter. "Ehrlich gesagt solltest du froh sein das ich dich aushalte" Ich rollte mit den Augen und flüchtete rasch hinüber an das andere Ende der Weide, um Teresas unerträglicher Gegenwart zu entkommen. Das schwarzhaarige Mädchen lies sich ein paar Meter entfernt von mir ins Gras sinken und ich blickte an ihr vorbei zu den Toren, die sich gerade mit einem lauten Schleifen öffneten. Zwei kleine Gestalten, Minho und Thomas, rannten nun hinein durch die riesigen Mauern und verschwanden. Was sie wohl finden würden? Gelangweilt lehnte ich mich gegen den Zaun und schloss die Augen, während mir die Sonnenstrahlen das Gesicht wärmten. "Seit wann rennen die ins Labyrinth?", erklang Teresas sanfte Stimme sofort und ich beschloss, sie zu ignorieren. "Es kann ja nicht ewig so weitergehen irgendwann müssen sie doch was finden" In der Tat, schon längst. Minho hatte eine gesamte Karte des Labyrinths in einer geheimen Hütte tief im Wald aufbewahrt. Obwohl ich es besser wusste, würde ich ihr die Wahrheit nicht sagen. Newt hatte mir vertraut und es lohnte sich nicht, diesen Privileg zu missbrauchen und es dem Mädchen zu sagen, das ich ohnehin nicht leiden konnte. "Warum-" "Wenn du nicht die Klappe hältst dann stopf ich sie dir", knurrte ich mit geschlossenen Augen und sie verstummte großzügig. "Hör mal ich weiß, dass du und Thomas mehr wisst als wir alle anderen hier und-" "Korrekt", unterbrach sie mich und überrascht schlug ich die Augen auf. "Wir wissen in der Tat mehr. Und du wirst es nicht erfahren" Ein überlegenes Grinsen lies ihre Mundwinkel nach oben zucken und ich kniff feindselig die Augen zusammen. "Du weist schon das du verbannt werden kannst wenn-" "Wenn du ihnen unsere Unsympathie schilderst? Wohl kaum", unterbrach Teresa mich erneut und ich öffnete den Mund. "Es mag zwar sein, das Newt zweiter Anführer ist aber er wird mich nicht verbannen. Dafür weiß ich zu viel" Sie hatte Recht. Newt würde sie tatsächlich nicht ohne guten Grund verbannen, dafür kannte ich ihn zu gut. "Wie auch immer", grummelte ich, lehnte den Kopf gegen den Zaun und schloss meine Augen wieder. Ich war in keinster Weise mehr an einem Gespräch mit Teresa interessiert. "Und was machen wir jetzt den ganzen Tag? Nur rumsitzen?", fragte sie doch ich ignorierte sie vehement. "Weist du, du würdest gut daran tun mit mir zu kooperieren. Ich könnte dir wertvolle Inf-" "Nicht interessiert" Wenn sie nicht bald Ruhe geben würde, musste ich zu Winston. Oder Newt. Einfach zu irgendwem der sie mir vom Leib halten konnte. Passender Weise erblickte ich in dieser Sekunde Clint und sprang auf. "Hey Clint!" Der Junge drehte sich irritiert, bis er mich erblickte und rasch kam er angejoggt. "Was gibts, Y/n?", fragte er freundlich und äugte kurz neugierig hinüber zu Teresa, die nur missmutig zu uns starrte. "Teresa meinte, das sie die Sanis furchtbar interessieren und wollte fragen, ob sie den restlichen Tag mit euch verbringen könnte", sagte ich rasch, als sie aufsprang und sich neben mich stellte. "Wie bitte? Hab ich gar-" "Ja hast du. Clint?", fragte ich und der Sani kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. "Klar ich meine- wenn sie will-" "Oh ja sie will. Sie besteht darauf" Rasch band ich das Gatter auseinander, schubste Teresa hindurch und winkte den Beiden mit einem zuckersüßen Lächeln. "Okay Ta- Te- Teresa?", fragte Clint vorsichtig und das Mädchen nickte bestätigend. "Wie du weist, sind Sanis für die medizinische Versorgung zuständig und-" Ihre Stimmen wurden leiser, während sie in Richtung Sani-Zelt abzogen. Erleichtert lies ich mich ins Gras fallen und blickte in den wolkenfreien, strahlend blauen Himmel. Wenigstens für den Moment war die Welt in Ordnung. Und während die Schafe so über die Wiese hüpften, sich spielerisch ankämpften, das Gras aus der Erde rissen und lustige Laute machten, konnte man glatt meinen es wäre tatsächlich alles normal. Nur für jetzt existierte das Labyrinth, die drohend dunkle Wolke in meinen Gedanken von der Befürchtung ohne einen Ausgang und die Griever nicht. Mit dieser beruhigenden Umgebung entspannten sich meine Muskeln langsam, die träge Müdigkeit zog an mir und langsam glitt ich in die tiefe Dunkelheit meines Unterbewusstseins.

"Lass das. Hey. Hör schon auf damit" Genervt schob ich die weiche Schnauze des Schafes aus meinem Gesicht und drehte mich im Gras herum. Eine Gänsehaut wanderte über meinen Rücken und die Luft war merklich kühler geworden. Es musste einige Stunden später sein denn auch die Sonne war bereits am Rand der Mauern angelangt. "Scheiße", murmelte ich und setzte mich stöhnend auf. Bald würde es Abendessen geben. Überrascht zuckte ich zusammen, als es plötzlich laut rumpelte. Erneut erzitterte der Boden unter mir und verwirrt sprang ich auf. Mir wurde klar, dass das Schaf vorhin nicht der einzige Grund für mein Erwachen gewesen sein musste. Irgendetwas war anders, irgendetwas stimmte nicht. Das Donnern kam keineswegs aus dem wolkenfreien Himmel, es hallte von den Wänden wieder und der Ursprung - lag im Labyrinth. Ich spürte, wie etwas Panik in mit hochkroch und blickte mich suchend nach anderen Lichtern um. Niemand war am Essensplatz, den Hütten oder den Ställen. Hatten Minho und Thomas einen Ausgang gefunden? Waren sie mit den Lichtern ohne mich gegangen? Panisch rannte ich durch das hohe Gras und unruhig schwankte mein Blick durch die Gegend, bis er an den Toren hängen blieb. Erleichtert rannte ich schneller durch das hohe Gras und die Lichter drehten sich kurz um, als ich zu ihnen stieß. Newt starrte hinaus ins Labyrinth, als ein erneutes Donnern die Erde erzittern lies, gefolgt von einem lauten Quietschen. "Was zur Hölle-", murmelte Chuck durch die aufgeregten Gespräche der Lichter und trat neben mich. "Normal bewegen sich die Mauern am Tag nie. Irgendwas-" "-Stimmt nicht", vollendete ich den Satz des kleinen Lichters und er nickte bestätigend. "Da!" Wir reckten die Köpfe, als Thomas und Minho weit hinten im Labyrinth um die Ecke bogen und blitzschnell in unsere Richtung kamen. Sie waren furchtbar verschwitzt und hielten sich die Seiten, als sie bei uns eintrafen. "Was ist da draußen los Thomas?", fragte Newt den Frischling sofort und Minho grinste mir zu. "Hast mich vermisst?" "Wie könnte ich nicht?", schmunzelte ich zurück und er zwinkerte. "Wir glauben wir haben was gefunden eine- eine Art Ausgang", keuchte Thomas und stützte sich auf die Knie. "Ja - oder Thomas weiß nicht was er getan hat. Genau wie üblich", erklang Gallys laute Stimme aus der Menge der Lichter und ich knirschte mit den Zähnen. Konnte er nicht einmal den Mund halten?

Verborgen im SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt