Verzicht auf Schlaf

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Zeitsprung Abend

Als wir nun schon eine Weile im Hotel waren und Mum im Nebenzimmer schon schlief, lag ich weiterhin wach im Bett und konnte kein Auge zu machen. Meine Gedanken waren bei Logan und, dass ich zu ihm gehen soll und bei ihm bleiben sollte. Einerseits war es eine gute Sache bei ihm zu sein andererseits hatte ich auch eine gewisse Angst, dass Logans Vater wiederkommen könnte und wir dann alle in der Falle sind. Kurz blickte ich ins Nebenzimmer und sah, dass Mum weiterhin schlief und es nicht bis morgen früh bemerken würde, wenn ich jetzt zu Logan gehen würde. Kurzerhand entschied ich mich dazu Logan anzuschreiben und auf eine positive Antwort zu hoffen. Derzeit war es gerade mal 1 Uhr morgens und ich hoffte, dass er noch nicht schlafen würde. Kurz nachdem ich ihm eine Nachricht geschrieben hatte, bekam ich eine Antwort.

"Bist du dir wirklich sicher, dass du jetzt zu mir kommen willst?"

"Nichts lieber als das Logan. Ich will für dich in dieser schwierigen Zeit da sein"

"Ich verstehe dich aber bist du dir wirklich sicher, dass du jetzt allein mitten in der Nacht zu mir kommen kannst? Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn dir etwas passiert"

"Mir wird schon nichts passieren. Darf ich nun zu dir oder nicht?"

"Ja aber bitte pass auf dich auf und komm, wenn du da bist in den Garten"

"Ok, mache ich. Bis gleich Logan"

Nachdem ich diese Zusage bekommen hatte, stand ich von meinem Bett auf, zog mich leise an und schlich mich danach aus dem Hotelzimmer. Außerhalb des Zimmers schlich ich langsam an den anderen Zimmern vorbei und nahm den Hinterausgang, um schneller aus dem Hotel zu kommen. Danach lief ich die einzelnen Straßen entlang, damit ich nicht viel Zeit verlor, um endlich bei Logan zu sein. Als ich Logans Haus schon erblicken konnte, verringerte ich mein Tempo, sodass seine Schwester nichts von alldem mitbekam. Dort angekommen, kletterte ich über den kleinen Zaun und ging danach langsam in den Garten.

"Du rauchst?", fragte ich Logan überrascht als ich ihn auf der Terrasse sitzen sah und eine Zigarette in der Hand hatte. "Normalerweise nicht aber ich brauchte irgendwas, um mich zu beruhigen", antwortete er und ich kam zu ihm. "Wie geht's dir?", fragte ich und setzte mich zu ihm. "Wie würde es dir gehen, wenn du erfahren hast, dass deine Mutter durch die Hand deines Vaters ermordet wurde?", fragte er und sah mich danach an. "Beschissen?", antwortete ich und sah ihn an. "Richtig", sagte er bloß und nahm einen Zug von der Zigarette. "Wirf endlich diese verdammte Zigarette weg", sagte ich sauer und dämpfte sie vor ihm auf der Terrasse aus. "Entschuldige", entschuldigte er sich und sah auf den Boden. "Rauchen bringt dir jetzt deine Mum auch nicht zurück", erwähnte ich und er sah mich mit einem traurigen Blick an. "Komm her", sagte ich bloß und umarmte ihn. Logan lehnte seinen Kopf an meine Brust und ich merkte nach kurzer Zeit, dass er weinte. Daraufhin drückte ich ihn fester an mich und strich über seinen Kopf. "Lass alles raus Logan", sagte ich beruhigend und gab ihm einen Kuss auf den Kopf.

Als er sich nach einer Weile beruhigt hatte, sah er mich mit verweinten Augen an und sah richtig kaputt aus. "Willst du nicht lieber schlafen gehen?", fragte ich vorsichtig als er mich weiterhin ansah. "Nein. Nachdem was gestern Nacht erst passiert ist, will ich das nicht". "Du brauchst dringend Schlaf Logan", erwähnte ich und merkte, dass er gähnte. "Nein brauche ich nicht", stritt er ab. "Früher oder später wirst du einfach umkippen, da du zu erschöpft bist". "Glaube mir, ich würde jetzt lieber am Tag als nachts schlafen", erwähnte er und sah auf den Boden. "Wie willst du das dann später machen, wenn du wieder in der Schule bist?", fragte ich verwirrt. "Das werden wir ja sehen", antwortete er und sah mich an. "Wie wäre es damit, wenn ich jetzt mit dir in dein Zimmer gehe und wir gemeinsam schlafen gehen?", fragte ich und Logan sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Was genau ändert das an meiner Aussage?", fragte er gespannt. "Naja. Du brauchst keine Angst allein haben, da ich bei dir bin. Ganz einfach", erklärte ich kurz. "Denkst du, ich habe Angst im Dunkeln als erwachsener Mann?", fragte er verwundert und sah mich etwas sauer an. "Nein aber ich vermute, du hattest richtig Angst als du gestern deinen Vater gesehen hast", sagte ich und sah ihn dabei an. "Ja, hatte ich", gab er zu und schüttelte den Kopf.

"Wie ist sie denn eigentlich... du weißt schon..." "Gestorben?", beendete Logan meinen Satz und sah mich mit einem emotionslosen Blick an. "Ja. Wenn du es mir erzählen willst, wenn du nicht kannst, dann ist es auch ok". "Dad hat mehrmals mit seinem Messer in ihren Bauch gestochen und kurz bevor er geflüchtet ist, hat er mit seinem Fuß ihr einen Tritt in den Magen verpasst und an diesen inneren Blutungen ist sie dann schließlich gestorben", antwortete er und ich sah ihn mit großen Augen an. "Das heißt sie..." "Hätte es ohne den Tritt geschafft. Ja", beendete Logan wieder meinen Satz. "Das ist ja schrecklich, sonst wäre sie jetzt..." "Am Leben. Ja", beendete Logan erneut meinen Satz. "Kannst du damit aufhören?", fragte ich und sah ihn genervt an. "Was meinst du?", fragte er unwissend. "Ständig meine Sätze zu beenden ohne, dass ich ihn ganz aussprechen konnte", erklärte ich kurz. "Oh klar", stimmte er zu. "Schlimm genug, dass er schon Mum umgebracht hat. Er hat noch einen Menschen auf dem Gewissen", fing Logan an. "Was meinst du Logan?", fragte ich verwirrt. "Meine Mum war schwanger", antwortete er und ich konnte meinen Ohren nicht trauen. "Deine Mum war..." "Schrei nicht so rum. Müssen doch nicht gleich alle hier in der Nachbarschaft erfahren", ermahnte er mich als ich lauter als zuvor sprach. "Entschuldige. Das heißt du hättest noch einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommen?", fragte ich und sah ihn an. "Wenn sonst nichts dazwischengekommen wäre, vermutlich ja", antwortete er und sah auf den Boden.

"Das ist echt tragisch. Glaubst du hat die Polizei deinen Vater schon festgenommen?", fragte ich unsicher. "Ganz ehrlich. ich denke nicht. Nicht, dass die Polizei zu unfähig dazu ist, sondern mein Vater einige Tricks kennt, um den Behörden aus dem Weg zu gehen, damit die ihn nicht so schnell fassen können", erklärte er. "Das heißt er läuft noch frei rum und hat bereits schon zwei Menschen auf dem Gewissen", erläuterte ich die ganze Situation. "Richtig". Kurz darauf fing es an zu regnen und wir entschieden uns dazu reinzugehen.

MFT 2/ AbschlussklasseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt