"Ich war ein Idiot"

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Plötzlich klopfte jemand an meine Tür. "Ich habe dir doch gesagt, dass du darüber nachdenken sollst, was du falsch gemacht haben könntest!", rief ich lauter und schluchzte. "Logan, was ist passiert? Geht's dir gut?", hörte ich nun James Stimme. Was machte er denn hier? überlegte ich und stand kurz darauf vom Boden auf, um ihm die Tür zu öffnen. "Ich dachte dir ist etwas passiert Logan", sagte James besorgt und umarmte mich augenblicklich. Diese Umarmung fühlte sich richtig gut an und ich schlang ebenso meine Arme um James. "Hat dir jemand etwas angetan?", fragte er wieder in einem besorgten Ton als wir unsere Umarmung lösten. "Verletzungen?". "Nein James. Kendalls Verhalten hat mich hart getroffen", erklärte ich kurz und ließ ihn in meine Wohnung eintreten. "Ich weiß mich geht deine Beziehung mit Kendall nichts an aber was ist denn überhaupt passiert? Ich dachte ihr hättet euch nach der Sache mit dem Seitensprung wieder versöhnt?", fragte er und stellte seinen Rucksack in der Nähe der Tür ab. "Um die Sache mit dem Fremdgehen gehts gar nicht", fing ich an und ging kurz in die Küche, um uns beiden etwas zu trinken zu holen. "Wie erzähle ich das jetzt am besten, sodass du auch mit der ganzen Story mitkommst?", überlegte ich und stellte zwei Gläser mit Mineralwasser auf den Tisch. "Vor zwei Wochen habe ich mich dazu entschieden nach Texas zu meiner Mum zu fahren. Wir hatten eine schöne Zeit, doch nach einer Woche passierte etwas Tragisches mit dem ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht klarkomme. Ich mache es kurz und ohne Details. Mein Vater hat meine Mum und ihr ungeborenes Baby umgebracht und läuft noch immer frei herum", erzählte ich den ersten Teil der ganzen Geschichte und sah, dass James einen geschockten Blick hatte.

"Oh mein Gott. Mein herzliches Beileid Kumpel", sagte er und strich mit seiner Hand über meinen Rücken. "Danke James. Der ganze Vorfall ist erst eine Woche her und ich vermisse Mum so sehr", erzählte ich und fühlte wie sich wieder Tränen in meinen Augen bildeten. "Das ist sicher eine sehr schwierige Zeit für dich Logan. Hättest du früher etwas gesagt, dann wäre ich zu dir gekommen und wir hätten das beide durchgestanden", erzählte er und ich lächelte ihn mild an. "Danke James. Du bist ein wahrer Freund aber ich habe alles mit Presley und Jake geschafft. Auch wenn uns dreien die Beerdigung nicht leichtfiel", erzählte ich und wischte mir mit meinem Handrücken eine Träne von meiner Wange. "Ok, den Teil habe ich jetzt verstanden. Was hat das ganze jetzt mit Kendall zu tun?", fragte er gespannt und sah mich an. "Er war ebenfalls in Texas und hat das mit dem Tod von Mum mitbekommen. Ich kam erst vor ein paar Tagen hier in Minnesota an und kurz bevor du gekommen bist, war Kendall ebenfalls hier. Er kam unter dem Vorwand zu mir, dass wir wieder Sex haben, doch ich hatte keine Lust dazu und war auch nicht wirklich in der Stimmung dafür. Kendall verstand nicht was los war und dann habe ich ihn angeschrien und gesagt, dass er nicht weiß wie ich mich im Moment fühle und so weiter. Schließlich als ich ihn dann rausgeschmissen habe, sagte ich, dass er darüber nachdenken soll, was er falsch gemacht hat und dann warst du schon vor der Tür", erzählte ich alles im Schnelldurchlauf.

"Ok und was denkst du was Kendall nun macht?", fragte er und sah mich gespannt an. "Ich hoffe er sieht ein, dass es ein Fehler war, was er gesagt hatte".

Kendalls Sicht:

Habe ich Logans Gefühle ignoriert? Wäre es besser gewesen, wenn ich ihn in Ruhe gelassen hätte? Ich hätte ihn fragen sollen, wie es ihm geht und nicht wegen Sex zu ihm kommen sollen, kreisten meine Gedanken im Kopf herum. "Über was denkst du so angestrengt nach?", fragte Mum als sie mich aus meinen Gedanken wieder zurück in die Realität holte. "Vielleicht hat er einen Freund?", überlegte Katie und ich sah sie etwas überrascht an. "Wie kommst du denn auf die Idee?", fragte ich interessiert. "Kann doch sein. Da mir Mum erzählt hat, dass du schwul bist, ist die Annahme nicht so abwegig", erklärte sie. "Verstehe", sagte ich abschließend und nach dem Essen ging ich wieder nach oben in mein Zimmer. Sollte ich zu ihm gehen und mich entschuldigen? Sollte ich einige Tage abwarten und hoffen, dass sich diese Sache von allein erledigt? Nein. Ich sollte mich sofort auf den Weg zu Logan machen und diese Sache wieder gut machen. Denn Probleme lösen sich nicht von selbst auf und, wenn man sie ständig vor einem aufschiebt, schafft man es nicht mehr, sagte die Stimme in meinem Kopf als ich kurz darauf das Haus verließ und mich auf den Weg zu Logan machte.

Gerade um diese Zeit im Sommer brach die Dämmerung mit einem wunderschönen Sonnenuntergang ein. Er war genauso schön wie in meiner Traumvorstellung, wo ich mit Logan auf Malibu im Sand saß und wir uns küssten. Dieser Gedanke brachte mir schnell wieder ein kleines Lächeln ins Gesicht als ich die Straßen entlang ging. Eine halbe Stunde später kam ich nun endlich am Parkplatz des Wohnblocks an und nach kurzem Zögern entschied ich mich dazu zu klingeln. "Mitchell", antwortete Logan als ich durch die Sprechanlage mit ihm reden konnte. "Hey. Ich bins Kendall. Darf ich kurz reinkommen?", fragte ich und hoffte auf eine positive Antwort. "Worum geht's?", fragte er leicht genervt. "Ich möchte mich bei dir für meine Aktion entschuldigen", fing ich an und kurz darauf öffnete sich mit einem lauten Surren die Tür des Wohnblocks. Als ich durch die Türschwelle trat, sah ich, dass Logan im gleichen Moment die Wohnungstür öffnete und zu mir sah. "Hey Logan", begrüßte ich ihn, während ich die fünf Stufen bis zu seiner Tür nach oben ging. "Darf ich reinkommen?", fragte ich und sah ihn gespannt an. Ohne, dass er etwas sagte, trat er zur Seite, sodass ich eintreten konnte. "Ja... James?", sagte ich erstaunt als ich ihn am Tisch sitzen sah. "Hey Kendall", begrüßte er mich und machte eine Handbewegung. "Was wolltest du mir sagen?", fragte Logan und verschränkte seine Arme vor der Brust.

"Meine Aktion vorhin war echt scheiße von mir. Ich hätte dich fragen sollen, wie es dir geht. Wie alles in Texas abgelaufen ist. Ob sonst alles ok bei dir ist und auf keinen Fall dich zu etwas zwingen, was du nicht willst und keine Lust dazu hast", fing ich an. "Logan, es tut mir wirklich leid. Ich war ein Idiot", entschuldigte ich mich bei ihm und legte meine Hände auf seine verschränkten Arme. Er sah kurz auf meine Hände doch blickte danach in meine Augen. Logan schien nicht wütend zu sein. Ich bemerkte einen ruhigen Ausdruck in seinem Gesicht. "Also hast du eingesehen, was du falsch gemacht hast?", fragte er ruhig. "Ja Logan. Ich dachte nur an meine Bedürfnisse und habe deine komplett ignoriert", erklärte ich und sah auf den Boden. "Ich bin froh, dass du deinen Fehler schnell eingesehen hast", erwähnte er, führte mit seinem Finger mein Kinn nach oben und ließ mich ihn ansehen. "Braver Junge", sagte er und küsste mich daraufhin. Es fühlte sich so gut an ihn zu küssen und mir nun sicher zu sein, dass wir uns versöhnt hatten.

"Ich werde dann mal gehen, damit ihr miteinander Zeit verbringen könnt", erwähnte James als wir den Kuss lösten. "Wir haben noch die kommenden Wochen Zeit Logan", verabschiedete sich James und verließ den Wohnblock.

MFT 2/ AbschlussklasseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt