Kapitel 130 - Ein Rätsel? - Teil 2

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Hinter dem gigantischen Steintor wartete zunächst eine Verlängerung der Höhle, die sich nach hundert Metern aber plötzlich massiv verjüngte. Am Ende blieb noch ein enger Tunnel übrig, den sie nur hintereinander betreten konnten.

Vor dem Eingangsbereich des Tunnels drehte sich Feiying bedeutungsschwer um und Bahe, Alucard und Stallion nickten ihm wissend zu. Dann betraten sie nacheinander den schmalen Gang.

Feiying nutzte ununterbrochen seine Fähigkeit zum Erkennen von Fallen, während er gleichzeitig mit einem der Leuchtkristalle die unmittelbare Umgebung vor ihnen ausleuchtete. Doch selbst nach gut fünfzig Metern, blieb noch immer jedwedes Problem aus. Es war fast schon gruselig wie glatt alles ablief.

Hochkonzentriert gingen sie weiter und aus quälenden Sekunden wurden Minuten, während der Countdown zum Ende ihrer Spielzeit immer weiter vor sich her tickerte. Anfangs hatte Bahe noch die Schritte gezählt, aber irgendwann dann doch aufgegeben. Bestimmt einen Kilometer später, als Bahe gefühlt zum hundertsten Male über Feiyings Schulter spähen wollte, riss dieser plötzlich die Hand nach oben und bedeutete ihnen stehen zu bleiben.

„Vor uns wird der Höhlengang etwas breiter und wenn mich nicht alles täuscht, eröffnet sich zwanzig Meter vor uns endlich der nächste Raum", flüsterte Feiying nach hinten. „Haltet euch bereit."

Bahe und die anderen Beiden nickten, ehe sie gemeinsam vorwärts schlichen. Schon bald wurde der Gang breit genug, so dass Alucard zu Feiying aufschließen konnte und Bahe ließ sich neben Stallion zurückfallen. Feiying sollte auch mit seiner zweiten Vermutung Recht behalten. Denn ziemlich genau zwanzig Meter weiter eröffnete sich ihnen ein kleiner Raum von gerade einmal fünfzehn Metern Durchmesser.

Im Eingangsbereich blieben sie jedoch vorsichtig stehen und leuchteten den Raum zunächst mit ihren Leuchtkristallen aus.

Vor ihnen entdeckte Bahe mit dem zunehmenden Licht als erstes mehrere Steinsärge. Insgesamt zehn an der Zahl, die kreisförmig im zehneckigen Höhlenraum angeordnet waren. Wobei ihm an dieser Stelle auffiel, dass der Raum aktiv aus dem Fels herausgeschlagen worden war. Die Felswände, genauso wie der Boden und die Decke wirkten glatt und gleichmäßig, ganz anders als die bisherigen Höhlenwände in diesem Dungeon.

In der Mitte des Raums befand sich, aus Stein gehauen, ein zehneckiges Podest. Rundum führte eine einzelne felsige Stufe zu diesem Mittelpunkt des Raums und ermöglichte so den Zugang zu dem steinernen Buch, welches auf dem zehneckigen Podest thronte.

Zehneckig waren auch die Schalen, die an alten Ketten voller Spinnweben hingen, die von der Decke baumelten. Für einen Moment überlegte Bahe, wofür die Schalen wohl sein mochten, als ihm plötzlich ein Gedanke kam und er schnell fragte: „Hat jemand Feuer?"

„Das fragt ausgerechnet derjenige, der mit Feuerbällen spielt?", kommentierte Stallion spöttisch.

„Ich versuche es einfach mit meinen Feuersteinen...", murmelte Bahe mehr für sich selbst, als für den Rest und ging schnurstracks zur ersten zehneckigen Schale, die sich etwa auf Schulterhöhe ganz in der Nähe des Eingangsbereichs befand. Mit dem Paar Feuersteinen aus seinem Speichergegenstand schlug er bald die ersten Funken in Richtung der Schale und kaum eine Sekunde später entflammte der Inhalt und spendete einen wohlig warmen Lichtschein im näheren Umkreis.

„Feuerschalen, natürlich", sagte Alucard verstehend und fragte Feiying: „Hast du im Raum irgendwelche Fallen oder versteckten Mechanismen entdecken können?"

„Nein", antwortete Feiying. „Entweder in diesem Raum ist alles vollkommen in Ordnung oder meine Fähigkeit reicht einfach nicht aus, um irgendetwas entdecken zu können."

„Das reicht mir", sagte der Dieb und schritt zur nächsten Feuerschale.

Wenig später brannte auch diese und gemeinsam machten sich daraufhin alle daran die kleinen Feuer zu entzünden. Als Bahe die letzte Feuerschale schließlich entzündete, konnten sie zum ersten Mal seit Tagen die Leuchtkristalle wegpacken, was eine ganz andere Stimmung in ihrer Umgebung erzeugte.

„Hah... endlich mal wieder ein Hauch von Zivilisation", seufzte Stallion.

Bahe schmunzelte und Alucard und Feiying nickten. Ihnen allen waren die vielen Tage in diesem dunklen Dungeon sehr aufs Gemüt geschlagen.

„Also, zehn Särge", stellte Alucard fest. „Das sollten wohl die Grenzbewahrer sein."

„Ich schau mal nach, was auf dem Buch steht", sagte Stallion, der es nicht mehr aushielt.

Bahe und die Anderen schlossen sich ihm schnell an und gemeinsam betraten sie das Podest. Für einen Moment hielten sie inne, in der Erwartung irgendeines Ereignisses. Doch auch diesmal geschah nichts.

Neugierig widmeten sie sich danach dem steinernen Buch, welches von großen metallenen Ringen zusammengehalten wurde. Bahe stellte fest, dass es im Großen und Ganzen eher einer Ansammlung mehrerer Steintafeln ähnelte, als einem Buch mit filigranen Seiten.

Außerdem waren die Ringe entweder im Laufe der Zeit beschädigt worden oder sie wiesen absichtlich am obersten Punkt eine Öffnung auf. Da sich die Lücke jedoch in allen Ringen wiederfand, schien die zweite Option wahrscheinlicher.

Bahe entschloss sich, diesen Gedanke für später bereit zu halten und schaute sich stattdessen lieber die oberste Tafel des steinernen Buches an. Eine zentimeterdicke Staubschicht verhüllte die Steintafel, so dass man nichts erkennen konnte. Bahe wollte gerade den Staub und Dreck vergangener Jahrhunderte wegwischen, doch Alucard kam ihm zuvor.

Unter dem Staub kam eine äußerst filigrane Schrift zum Vorschein und Alucard musste noch ein, zwei weitere Male nachhelfen, bis er die Staubschicht so weit entfernt hatte, dass man die Worte lesen konnte. Neugierig reckte Bahe daraufhin den Kopf und begann eifrig zu lesen:

Ihr habt unseren Respekt, denn bezwungen habt ihr die erste Ebene

Mit all ihren selbstlosen Verteidigern, sie waren Gigantos Schwarms Ergebene

Er selbst opferte sich für diesen Seelenpakt

Und machte sie zu Widerkehrern in einem verzweifelten Akt

Wir alle brachten Opfer, doch er und die Seinen waren die Ersten

Der Rest stieg hinab, überzeugt davon, seine einsame Rolle war am Schwersten

Gemeinsam webten wir Barrieren und versiegelten den Pfad nach dem so viele Wesen gierten

Doch ließen wir einen Weg für den Fall, dass wir uns irrten

Zu lange waren wir ausgesetzt dem Bösen in all seinen Facetten,

Vielleicht lag unser Geist ja längst in Ketten.

Wir wussten, bezwingen konnten wir nicht das unheilvolle Grauen,

So seid gewarnt, mit jedem Schritt weiter greift das pure Böse nach euch mit seinen Klauen

Ihr steht nun vor der Qual der Wahl

Bleibt oder flieht aus diesem Saal

Legt euch zur ewigen Ruh und schwindet von diesem Ort

Oder löst Gigantos Schwarms Rätsel und macht euch auf zum unheilvollen Hort

Doch wir warnen euch zu bleiben, ihr werdet verfolgt werden von Angst und Verderben

Wenn die Toten erwachen und die dämonischen Geister eure Seelen gefährden



Teil 1/1!

RiBBoN


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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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