Ich spürte den stechenden Blick meiner Mutter in meinem Rücken. Er verfolgte jede Bewegung, jeden meiner Schritte. Ihren Augen entging nichts, auch nicht die verstohlenen Blicke, die Shawn und ich heimlich austauschten. Er stand einige Meter mit seiner Schwester entfernt und sie unterhielten sich mit einer hübschen Dame mit langen braunen Haaren, durch die sich bereits einige silbrigen Strähnen zogen. Dennoch schien er sich nicht auf das Gespräch konzentrieren zu können, denn immer, wenn ich zu ihm sah, ruhten seine Augen auf mir.
Glücklicherweise tummelten sich unter den Gästen der Gala einige Musikliebhaber, die nun zusammen für langsame Musik sorgten. Ein junges Paar hatte vor wenigen Sekunden die Tanzfläche eröffnet und nun folgten auch immer mehr Personen.
„Elizabeth", hörte ich die tiefe Stimme meines Vaters und kurz darauf legte sich eine Hand auf meine Schulter. „Hättest du nicht Lust mit deinem alten Vater Tanzbein zu schwingen?", warf er mir ein amüsiertes Grinsen zu. Ein Schmunzeln bildete sich in meinem Gesicht als er einen Schritt vor mich machte, sich leicht verbeugte und mir seine Hand reichte. „Darf ich um diesen Tanz bitten?"
„Es wäre mir eine Ehre", lachte ich und machte ebenfalls einen provisorischen Knicks, ehe ich seine Hand ergriff und mich von ihm auf die Tanzfläche führen ließ.
Meine Eltern waren beide begnadete Tänzer, sodass es mir wirklich schwerfiel in den ersten Minuten eine gute Figur neben meinem Dad zu machen.
Aber als ich mich schließlich an die Schrittabfolge gewöhnt hatte, wurde ich lockerer. Dennoch konnte ich meinen Blick einfach nicht von Shawn lassen und es machte mich ein wenig verlegen, dass es ihm genauso ging. Mittlerweile machte er auch kein Geheimnis mehr daraus, er beobachtete mich regelrecht. Sein Blick glitt an meinem Körper hinab und ich hatte Mühe mich zu konzentrieren. Ein unaufhaltsames Kribbeln breitete sich in mir aus.„Deine Mutter hat Bedenken", riss mich mein Vater aus meinen Gedanken und brachte mich dazu, den Braunhaarigen für eine Millisekunde aus den Augen zu lassen. „Bedenken", wiederholte ich das letzte Wort seines Satzes verächtlich. Meinem Dad entging nichts und somit auch nicht meine Reaktion auf seine Aussage. Er seufzte. „Sie meint, du hättest dich in letzter Zeit sehr zurückgezogen und oft gereizt reagiert."
Ich schnaufte genervt und woraufhin ich einen tadelnden Blick meines Vaters erntete. „Du weißt, wie Mom ist. Ich kann es ihr doch nie recht machen, besonders in letzter Zeit nicht. Ständig fragt sie, ob es schon Neuigkeiten von den Unis gibt, dabei habe ich mich gerade erst beworben und sie kritisiert an meinem Verhalten herum.", sprudelte es aus mir heraus, doch bevor ich weiter reden konnte, wurde ich unterbrochen.
„Sie sorgt sich um dich", verteidigte er meine Mutter. „Das letzte Jahr war für uns alle nicht leicht. Lass sie an deinem Leben Teil haben, Eli. Sie meint es nur gut und will nur das Beste für dich. Gib ihr nicht das Gefühl, dass sie dich auch noch verlieren wird."
Das Beste für mich.
Ich hatte das Gefühl nach diesen Worten keine Luft mehr zu bekommen. Sie will das Beste für mich. Meine Beine fühlten sich taub an. Sie meint es nur gut. Ich löste meine Hände von meinem Vater. Sie sorgt sich um mich. Ich trat einen Schritt zurück und starrte ihn an. Das letzte Jahr war für uns alle nicht leicht. „Ich glaube, ich gehe kurz frische Luft schnappen", sagte ich leise. Ich soll sie an meinem Leben Teil haben lassen. Ich drehte mich herum und verließ langsam den Saal. Ich soll ihr nicht das Gefühl geben, dass sie mich auch noch verlieren würde.
Einige Minuten später starrte ich auf die verschneite Straße vor dem Gebäude. Kein Krümmel fiel mehr vom Himmel und doch waren kaum Menschen zu sehen. Es war gegen 22.30 Uhr. Mir war eiskalt und meine Gedanken fuhren Karussell.
Meine Mutter wollte das Beste für mich, aber warum fühlte es sich dann nicht so an? Ich fühlte mich unter Druck gesetzt, und nicht umsorgt.
Etwas Weiches berührte meine Schultern. „Ich hab mir gedacht, dass du hier draußen bist", sagte jemand leise und legte mir von hinten eine Jacke um meine Schultern. Ich spürte wie sich ein Arm, um meine Taille legte und mich langsam zu sich zog. Der Duft eines mir bekannten Männerparfüms wickelte mich ein und benebelte endgültig meine Sinne. Nun konnte ich gar keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ich berührte den Arm, der noch immer um mich geschlungen war und nahm seine Hand in meine. Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen und atmete die kühle Nachtluft ein. Dann öffnete ich meine Augenlider und setzte mich langsam in Bewegung. Der Schnee unter meinen Schuhen knirschte mit jedem Schritt.
Shawn folgte mir schweigend, ohne zu wissen, wohin es ging. Er fragte auch nicht, er hielt einfach nur meine Hand fest.
Er drückte lediglich meine Fingerspitzen sanft, als wir an der nächstgelegenen U-Bahnstation auf die nächste Bahn warteten, die uns in einen anderen Stadtteil bringen sollte.
Wir hatten in der gesamten Zeit von der Gala bis zum Finanzdistrikt kein Wort gewechselt. Doch als wir schließlich vor den Treppen des Scotia Plazas standen, zog er mich am Handgelenk zurück. In diesem Augenblick glaubte ich schon fast, er wolle wieder einen Rückzieher machen. Aber Shawn drückte mir lediglich einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe er mich wieder losließ und mir ins Innere des Wolkenkratzers folgte.
Wir gelangen auf dem gleichen Weg wie das letzte Mal vorbei am Wachdienst und stiegen in den ersten Aufzug, den wir sehen konnten. Shawn drückte die Taste für den siebenundfünfzigsten Stock und mit einem leisen Bing schlossen sich die Türen. Danach konnte ich meinem Verlangen nicht widerstehen, machte einen Schritt auf ihn zu und legte meine Lippen auf seine.
Ich wusste nicht, woher dieses Gefühl plötzlich kam oder was in mich gefahren war, aber ich hatte mich auf einmal nach seiner Nähe gesehnt. Seinen sanften Berührungen, seinen weichen Lippen und nach seiner Zärtlichkeit.
Shawn druckte mich gegen die Wand des Fahrstuhls, doch während er dabei noch recht vorsichtig wirkte und dabei darauf bedacht war mir nicht weh zu tun, wusste er genau was er wollte. Denn er küsste mich immer inniger und er hörte auch nicht auf. Nicht einmal als sich die Türen des Liftes öffneten, dachte er daran sich von meinen Lippen zu lösen.
you taught me a secret language i
can't speak with anyone else.
- Elizabeth Parker-

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Twisted Fate | Shawn Mendes Fanfiction
Fiksi PenggemarElizabeth Parkers Leben ist ein wahres Märchen. Das behaupten jedenfalls die Schüler der Springfield Highschool. Doch schaut man genau hin, erkennt man die großen Lücken in Elizabeths scheinbar perfekten Leben. Denn zwischen den ganzen glamourösen...