Epilog Pt. 1: Herbst

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Es war Herbst. Der Himmel war grau und wolkenbehangen. Die Bäume verloren ihre bunten Blätter und die warmen, hellen Tage des Sommers waren schon lange vorüber. Ein leichter Nebel hing über dem Fluss und hatte sich auf dem Feld neben dem Dorf ausgebreitet. Die Straßen von Godric's Hollow wirkten trist und verlassen. Es war sehr kühl geworden und man konnte erwarten, dass in den nächsten zwei, drei Wochen der Winter einbrechen und es schneien würde. Obwohl der Herbst eine so schöne und bunte Jahreszeit war, war dieses Jahr alles etwas anders. Die Menschen verbrachten die meiste Zeit in ihren Häusern. Das Dorf wirkte traurig, einsam und still.

Doch ein Haus wirkte besonders freudlos. Es war das Haus der Dumbledores. Vor einigen Wochen hatte sich dort ein tragischer Unfall zugetragen. Es war das unschöne Ende eines wundervollen Sommers gewesen. Ein Sommer voller Aufregung, Abenteuer, Pläne, Aufbruchstimmung und Liebe. Ja, in diesem Sommer hatte Albus Dumbledore viel erlebt. Er hatte Erfahrungen sammeln können und neue Dinge gelernt. Er hatte viel über seine eigenen Gefühle erfahren, und wie sich Liebe anfühlte. Dieser Sommer hatte ihn für sein Leben geprägt. Und eigentlich konnte er sich glücklich schätzen, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Doch alles war anders.

Albus lag auf seinem Bett und starrte an die Decke. Das Fenster war weit geöffnet, sodass die kalte Herbstluft herein strömte. Albus, der ohne Decke und nur mit einem dünnen Hemd und einer Leinenhose bekleidet da lag, musste frieren, doch er nahm es nicht wirklich wahr. Sein Atem war durch die kalte Luft im Zimmer zu sehen und er hatte eine Gänsehaut. Und wenn er weiter so dort liegen würde, würde er sich erkälten. Doch das war ihm egal. Vieles war ihm egal. Er war viel zu tief versunken in seinen eigenen Gedanken, die seit dem Moment, da Ariana bei dem Drei-Wege-Duell von einem Fluch getroffenen wurde, nicht mehr still waren. Albus konnte kaum schlafen, er konnte kaum essen. Und dies sah man. Er hatte an Gewicht verloren und dunkle Ränder zierten seine Augen. Er gab sich selbst die Schuld an allem. Und gleichzeitig versuchte er immer noch zu verstehen, wie das alles überhaupt passiert war.

Ariana war fast gestorben. Und niemand wusste, wessen Fluch sie getroffen hatte. Niemand wusste, ob es Aberforth, Gellert, oder gar Albus selbst gewesen war. Doch die Tatsache war, dass er Ariana so stark getroffen hatte, dass sie wie tot zu Boden gefallen war. Doch sie konnte noch gerade rechtzeitig im St. Mungo Hospital gerettet werden. Dort war sie nun immer noch. Denn nun war das Geheimnis der Dumbledores gelüftet: sie hatten eine Schwester, die einen Obscurus hatte. Somit musste sie nun im St. Mungos bleiben; für immer. Kurz nach dem Unfall war auch ein neues Schuljahr in Hogwarts angebrochen, was bedeutete, dass Aberforth nun auch nicht mehr zu Hause war. Doch Aberforths Abwesenheit machte für Albus kaum einen Unterschied, denn dieser hatte seit dem Unfall kein einziges Wort mehr mit seinem Bruder gewechselt. Aberforth hatte ihn konsequent ignoriert und war ihm aus dem Weg gegangen. Doch das verübelte Albus ihm nicht. Denn er selbst wäre sowie so nicht in der Lage gewesen seinem Bruder Aufmerksamkeit zu schenken. Albus war sogar froh, dass Aberforth nichts mehr von ihm verlangt hatte. Er hatte die Tage nach dem Unfall nichts gemacht. Er war wie gelähmt gewesen. Er hatte es auch nicht geschafft, Ariana im St. Mungos zu besuchen. Zu groß war die Sorge, dass er bei ihrem Anblick den Verstand verlieren würde, da ihm klar werden könnte, dass es wirklich sein Zauber hätte sein können, der sie getroffen hatte.

Und Gellert... Nun. Gellert hatte sich auf und davon gemacht, als er Arianas vermeintlich leblosen Körper gesehen hatte. Niemand wusste, wo er war. Nicht einmal von seiner Großtante hatte Gellert sich verabschiedet (Bathilda Bagshot hatte alles versucht, um Albus und Aberforth zur Seite stehen zu können, doch Albus hatte niemanden an sich heran gelassen). Und dies war der Punkt, der Albus fast noch mehr belastete, als die Tatsache, dass möglicherweise er selbst fast seine eigene Schwester getötet hätte. Albus litt sehr unter Gellerts Abwesenheit. Er hatte geglaubt die beiden wären unzertrennlich. Er hatte gedacht, dass nichts sie unterkriegen könnte. Die beiden hatten sich alles anvertraut, sich geöffnet und sie waren sich so nah gekommen, wie nur möglich - emotional, intellektuell und körperlich. Das, was Albus und Gellert gehabt hatten, war etwas besonderes. Es war echt und pur, das hatte Albus sich nicht eingebildet. Es war Liebe. Und umso weniger konnte er nachvollziehen, dass Gellert sich aus dem Staub gemacht hatte. Genau dann, als Albus ihn am meisten gebraucht hätte. Genau dann, als eine Welle aus Emotionen, Sorge, Trauer und Selbstvorwürfen ihn übermannt hatte. Doch Gellert hatte ihn im Stich gelassen. Seit Wochen hatte Albus nichts mehr von ihm gehört. Und er fragte sich nur eines: warum? Was hatte Gellert dazu bewegt zu verschwinden und nicht wieder aufzutauchen? Warum hatte er sich nicht einmal gemeldet? Er konnte es nicht verstehen.

Doch gleichzeitig dachte er daran, dass er selbst sich ebenso wenig bei Gellert gemeldet hatte. Albus hatte zwar mehrfach einen Brief an Gellert begonnen; einige hatte er sogar fertig geschrieben. Aber er hatte sie nicht abgeschickt. Wieso? Traute er sich nicht? Hatte er Angst, dass Gellert die Wahrheit kannte und ihm sagen würde, dass Albus' Zauber Ariana getroffen hatte? Oder hatte Gellert vielleicht selbst die Sorge, dass es sein Zauber gewesen war, der Ariana getroffen hatte, sodass er nun befürchtete, dass Albus nichts mehr von ihm wissen wollte? Albus wusste es nicht. Er wusste nur, dass sich auf seinem Schreibtisch und auf dem kompletten Boden seines Zimmers zerrissene und zusammengeknüllte, beschriebene Pergamentblätter stapelten. Er wusste nicht, was er Gellert schreiben konnte und sollte und vor allem nicht wie. Da war alles und nichts. Und wenn er dann doch an ihn schrieb, war er hinterher doch nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Es war ein Teufelskreis.

Und jetzt hatte er erneut eine impulsive Eingebung Gellert zu schreiben. Er richtete sich auf, erhob sich von seinem Bett und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er nahm seine Feder und ein Blatt Pergament zur Hand und begann zu schreiben.

Gellert, -

Albus hielt inne. Noch vor zehn Sekunden hatte er einen klaren Gedanken fassen können. Einen, den er hätte aufschreiben können. Doch so schnell er in seinen Kopf geschossen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Albus ließ seinen Blick aus dem Fenster schweifen und beobachtete die fallenden Herbstblätter. Es wäre alles so viel einfacher, wenn er nicht so viel für Gellert empfinden würde. Es wäre so viel einfacher, wenn er ihn vergessen könnte. Dann könnte er wenigstens wieder ein halbwegs normales Leben führen. Er könnte sich neue Ziele suchen und diese verfolgen. Doch er konnte Gellert nicht einfach so vergessen. Und mit diesem Gedanken wandte er sich wieder an das Pergamentblatt vor sich.

- ich kann dich nicht vergessen. Ich will dich nicht vergessen. So sehr ich das auch versuche. Wo bist du? Ich brauche dich. Vielleicht ist es egoistisch, dir das zu schreiben, aber verhältst du dich mit deiner Abwesenheit nicht ähnlich egoistisch?
Es tut mir Leid, dass alles so eskaliert ist. Wieso bist du gegangen? Wieso bist du nicht geblieben? Wo auch immer du jetzt steckst, ich hoffe, dass es dir gut geht. Und gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass ich sauer auf dich sein müsste. Ich fühle mich verlassen. Was ist aus uns geworden? Ich dachte, dass wir alles gemeinsam schaffen. Wir hatten Pläne, wir hatten eine gemeinsam Zukunft.
Doch jetzt bist du weg. Und ich bin hier. Allein. Du fehlst mir. Ich will dich endlich wiedersehen. Werde ich dich je wiedersehen?

Albus seufzte, machte eine Pause und sah erneut aus dem Fenster. Würde er Gellert je wiedersehen? Er könnte sich auf die Suche nach ihm begeben. Doch vielleicht wollte Gellert gar nicht gefunden werden...

Gellert, ich liebe dich. Bitte komm zu mir zurück. Du fehlst mir und ich brauche dich.
In Liebe, Albus

Und keine fünf Minuten später landete ein weiteres zerknülltes Pergamentblatt auf dem Boden in Albus' Zimmer.

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Hallöchen ihr Lieben!
Willkommen im ersten Teil des Epilogs, denn ja, es wird mehrere geben, da ich beim schreiben von Teil 1 gemerkt habe, dass einer einfach nicht reicht (sonst wäre er wohl ungefähr drei Mal so lang, wie ein normales Kapitel geworden :D).
Ich hoffe, dass dieser erste Teil euch gefallen hat. Ich würde mich wie immer über ein kleines Feedback freuen! :) (Und ich hoffe, ihr habt euch beim lesen oder vor dem lesen den Song angehört. Der passt nämlich wunderbar zu Albus' Situation, finde ich.)
Habt einen schönen Tag! <3

Erised (Grindeldore FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt