Avalante

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„Danke Elena!" Der junge Blutelb strich grinsend über den feinen Stoff seiner neuen Kleidung und schenkte der jungen, über beide Ohren strahlenden Veela hinter sich durch den Spiegel ein breites Lächeln.
Alleine hätte er es wahrscheinlich nicht zustande gebracht, sie sich anzuziehen.
Genau dafür gab es nun diese bezaubernde junge Frau an seiner Seite, wie Harry etwa eine halbe Stunde zuvor von Lucifer erfahren hatte. Die von jetzt an nicht nur dafür sorgen würde, dass seine Kleidung richtig saß, sondern dass er auch ansonsten alles hatte, was er sich wünschte.
Obwohl der junge Fürst sich schon jetzt sicher war, dass Elena eher so etwas wie eine Freundin für ihn werden könnte anstatt nur eine Bedienstete.

Sie war ihm sofort sympathisch mit ihrer aufgeweckten guten Laune und erinnerte ihn irgendwie an Dobby.
Harry zupfte erneut etwas an dem feinen Stoff herum und betrachtete sich eingehend.
Er trug nun fünf etwa hüftlange dünne weiße übereinandergelegte Seidenhemden ohne Knöpfe und unterschiedlichen Schnitten, damit die Schichten deutlich zu erkennen waren und darüber eine dunkelgraue elegante Oberbekleidung mit weiten Ärmeln die einer Robe sehr nahekam.
Ein recht breiter Stoffgürtel in demselben Grau der zudem eng um seine Teile gebunden war, hielt alles an Ort und Stelle.
Die Kleidung war ab dem Gürtel nach unten offen, reichte ihm bis ungefähr zu den Knien und gab den Blick auf eine ebenso dunkelgraue Stoffhose frei, zu der er schwarze elegante Schuhe von Elena gereicht bekommen hatte.

Harry schmunzelte und strich sich eine lange schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Nur noch die Blitznarbe auf seiner Stirn erinnerte daran, wer er noch vor kurzer Zeit gewesen war.

„Ihr seht wundervoll aus, mein Fürst." Elena lächelte erfreut, „... kann ich sonst noch etwas für euch tun?"

Harry schüttelte leicht den Kopf und drehte sich zu der Frau um, „... nein. Ich denke nicht. Danke Elena!"

Die Veela nickte, verbeugte sich kurz und verließ daraufhin die Privatgemächer ihres Königs, währenddem sich der Grünäugige neben seinen Seelengefährten auf den großen Balkon stellte und ehrlich erstaunt über das weite Reich des Teufels blickte.
Ebenso wenig wie er sich den Herrscher über die Hölle so vorgestellt hatte, hatte er sich die Hölle nicht so hell und freundlich vorgestellt.
Lucifer gluckste leise, als er die Gedanken seines Gefährten aufschnappte, wandte sich ihm zu und verwickelte ihn in einen leidenschaftlichen Kuss.

Als sie sich etwas später wieder voneinander lösten, konnte sich der Jüngere ein leises Kichern einfach nicht verkneifen und meinte lächelnd. „Diese Gedankenverbindung ist eine lustige Sache und ganz schön praktisch-", dann wurde er wieder etwas ernster, „...was meintest du eigentlich mit der Aussage bezüglich meines Namens?"

Der Fürst der Hölle lächelte sanft.
„Nun - da wir Gebunden sind, musst du dir noch Gedanken darüber machen, wie du von nun an heißen möchtest-."

Harry runzelte die Stirn. „Man kann das entscheiden?!"

Der Ältere lächelte amüsiert. „Ja. Allerdings nur innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Bindung. Dann erweitern sich alle magischen Stammbäume, die mit den nun gebundenen Partnern zu tun haben dementsprechend von selbst. Ebenso wie sich alles andere in der magischen Welt dieser Veränderung anpasst. Alle magischen Verträge, die deine Person betreffen wie dein Verlies bei Gringotts zum Beispiel.
Würdest du deinen Namen nicht ändern wollen, macht die Magie automatisch nach diesen 48 Stunden einen Doppelnamen daraus."

Der Elb spitzte die Lippen und dachte einen Moment lang über Lucifer's Worte nach. „Ich habe also die Möglichkeit mein altes Leben, auch was den Namen Harry Potter betrifft, vollständig hinter mir zu lassen?" Harry grinste und schüttelte in Gedanken leicht den Kopf.
„Wenn ich ehrlich bin, finde ich das Harry nicht wirklich - na ja - Fürst Lucifer Darion Satanus ~ und Harry-", der Grünäugige schielte zu seinem Gefährten, „... kann ich nur den Nachnamen ändern?"

Der Teufel schmunzelte. „Nein. Ich finde den Namen wirklich fabelhaft, an den du zuletzt gedacht hast."

Der Blutelb lächelte freudig. „Dann also - Hadrian Satanus.
So können mich meine Freunde immer noch Harry nennen." Der Grünäugige lachte leise. „Und was machen wir jetzt?"

„Was hältst du denn davon das Schloss kennenzulernen? Du kannst den magischen Vertrag deiner Namensänderung unterschreiben - außerdem hast du doch mit Sicherheit Hunger?"








Der junge Elb seufzte glücklich, schob sich das nächste Stück seines Safran-Zitronenhähnchens in den Mund und schloss genießend die Augen.
Sein Gefährte hatte wie immer recht gehabt - er hatte wirklich Hunger.
Vor allem jetzt nach ihrer Wanderung durch den Palast.

Er war aus dem Staunen gar nicht mehr heraus gekommen. Hatte ihn Riddle Manor schon regelrecht überwältigt - so war Avalante einfach nur atemberaubend.

Sowie alles, was er mit dem Wort Hölle in Verbindung brachte, hatte er sich auch diesen Ort einfach anders vorgestellt. Sehr zu Lucifer's Belustigung, der sich über die immer neuen düster feurigen Bilder in Harrys Gedanken, wie er sich sein zu Hause vorstellte, köstlich amüsiert hatte.

Doch die Realität war ein gigantisches lichtdurchflutetes königliches Reich aus hellem Stein, goldenen Elementen, Türmchen, Gärten, lange geschwungene Treppen, helle warme Farben, weite hohe Räume und bodentiefe Fenster. Eine Welt der Fantasie entsprungen und voller Magie.
Das, was sich die Menschen unter der Hölle vorstellten, gab es laut Lucifer jedoch tatsächlich und war eine verriegelte Welt unter Avalante, bestehend aus Lava und Feuer.

Die Kerker!

In denen Lucifer selbst die schlimmsten Verbrechen bestrafte.

Doch die wollte der Teufel ihm erst zu einem späteren Zeitpunkt zeigen.
Und dagegen hatte der junge Elb absolut nichts einzuwenden gehabt.


Nachdem Harry hinunter geschluckt hatte, ließ er gefühlt zum hundertsten Mal seinen Blick umherwandern, währenddem er sich etwas zurücklehnte und Aaron, der dösend neben seinem thronähnlichen Stuhl lag, hinter dem Ohr kraulte.
Sein Dämon hatte ihre Mahlzeit auf einer höher gelegenen Terrasse anrichten lassen, von wo aus sie einen wundervollen Blick auf Bäume, Blumen, bewachsene Steinmauern und einen kleinen Wasserfall hatten.

„Es gefällt dir-", Lucifer legte ebenfalls sein Besteck zur Seite und lehnte sich mit einem Glas Wein in der Hand zurück. Eine Feststellung!

Hadrian schenkte seinem Liebsten ein warmes Lächeln und nickte bestätigend. „Es ist wirklich herrlich hier - ja!"

Der Ältere gluckste leise und betrachtete den jungen Elben wissend, „... und trotzdem beschäftigt dich deine Welt mehr als alles andere-."

Harry verzog sein Gesicht und senkte verlegen den Kopf. Atmete geräuschvoll aus. „Ja ... schon.
Ich habe Tom gefragt, ob ich ihm nicht irgendwie helfen kann-.
Es ist doch - trotz allem auch mein Kampf. Auch wenn ich es nicht will.
Was ist eigentlich mit Bellatrix?!"


Eine Weile herrschte eine angenehme Stille zwischen ihnen, bis Lucifer diese mit seiner warmen sanften Stimme durchbrach. „Ich verstehe, was dich so beschäftigt. Schließlich ist es die Welt, in der du aufgewachsen bist.
Aber bist du dir sicher, dass du für diese Welt deine Gesundheit erneut aufs Spiel setzen möchtest?
Was dieses Miststück von Frau anbelangt - niemand Menschliches überlebt den Zusammenstoß mit einem wütenden Höllenhund. Sie wird schon bald vor mir knien und auf mein Urteil warten!"

Hadrian nickte, „... ja. Ich weiß, dass ich immer noch Freunde habe die wirklich zu mir stehen - auch wenn es nicht so viele sind, wie ich angenommen habe.
Ich will nicht, dass sie womöglich ihr Leben in diesem sinnlosen Krieg lassen. Und Tom und die anderen haben mich gerettet. Sie verdienen meine Hilfe!
Außerdem will ich Dumbledore fallen sehen!" Ein unheilvolles Glitzern erschien in den Augen des jungen Fürsten.

Dieser lächelte und nickte. „Gut, dann werden wir uns etwas überlegen!"

Heaven or Hell (BxM) HarryPotter-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt