Frische Luft Teil 1.

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Harry ließ sich erschöpft auf die hölzerne Parkbank fallen, seufzte leise und richtete seinen geschlossenen Blick gen Himmel um das warme Gefühl der Sonnenstrahlen auf seiner Haut besser genießen zu können.

Lucifer hatte recht. Die frische Luft tat ihm gut, außerdem konnte er von Stunde zu Stunde wieder befreiter und tiefer durchatmen. Was er hier draußen nun umso deutlicher spürte.
Wer hätte gedacht, dass Harry Potter seine Genesung mal Tom Riddle, alias Lord Voldemort und seinen Gefolgsleuten zu verdanken haben würde. Er nicht!
Ganz zu schweigen von dem fürsorglichen Verhalten des Höllenfürsten, der sich in diesem Moment etwas eleganter neben ihm auf der Bank niederließ.

Der Grünäugige konnte regelrecht den glücklichen Blick des Älteren auf sich spüren, was ihm selber ein kleines ehrliches Lächeln ins Gesicht zauberte.
Und überbrückte von sich aus die letzten Zentimeter zwischen ihnen, um sich an der Seite seines Seelengefährten anlehnen zu können. Die Versuche des Teufels, ihn mit der Situation nicht zu überfordern, waren herzerwärmend. Harry hatte sich dafür entschieden, es dem Älteren mit Vertrauen und Nähe zu danken, denn bis jetzt hatte es noch nie jemanden interessiert, ob er mit etwas überfordert war. Oder überhaupt alles, was ihn persönlich betraf.

Nun gab es jemanden, bei dem er nicht der Starke sein musste. Bei dem er sich fallen lassen konnte und sich sicher war aufgefangen zu werden. Es war ein tolles Gefühl. Welches er noch nie so intensiv empfunden hatte. Bis jetzt zumindest. Nicht einmal bei Sirius. Obwohl dieser immer versucht hatte, so gut es ihm eben möglich war, für ihn da zu sein.
Aber an seinen verstorbenen Paten wollte er nicht denken. Nicht jetzt. Dafür war der Moment einfach zu schön. Den wollte er mit einem unausweichlichen Gefühlsausbruch, den er immer hatte, wenn er an seinen Paten dachte, auf keinen Fall zerstören.

Lucifer's Arm fand seinen Weg über die Schulter des Jüngeren. „Und? War das Frühstück jetzt so furchtbar, wie du es dir ausgemalt hast?", fragte er währenddessen ganz beiläufig, doch das Schmunzeln in der Stimme war nicht zu überhören.

Der Gryffindor ließ die eingeatmete Luft geräuschvoll entweichen. „Nein.", antwortete er ergeben, „... ich muss gestehen, nicht einmal ansatzweise. Sie sind alle so - normal. Menschlich ... sogar Tom. Ich weiß auch nicht. Außerdem habe ich ein anderes Verhalten mir gegenüber erwartet. Doch die benehmen sich ja teilweise, sogar so kindisch wie manch anderer, den ich kenne."
Fast augenblicklich tauchte ein Bild von Fred und George Weasley, den Chaoszwillingen, vor seinem inneren Auge auf und schüttelte leicht belustigt den Kopf.

Der Teufel gluckste leise. „Ja, es ist schon lustig mit anzusehen wie Tom versucht seine aufkommenden Kopfschmerzen mit den Fingern an seiner Schläfe weg zu massieren, währenddem er ein Gesicht zieht, als hätte er in eine Zitrone gebissen."

Auch Harry musste leise kichern, während er das Panorama dieser idyllischen Umgebung in sich aufnahm. Der Anblick eines wehleidig aufstöhnenden dunklen Lords mit Kopfschmerzen, verursacht durch seine Todesserfreunde, war aber auch irgendwie einzigartig.

„Laut dem Lord führt ein Waldweg um den Weiher. Wollen wir ein wenig spazieren gehen?"

Der Schwarzhaarige lächelte und ließ sich von Lucifer auf die Beine helfen. Nicht gewillt die Hand des jeweils anderen wieder loszulassen, machten sie sich in angenehmes Schweigen gehüllt auf in Richtung des kleinen Mischwaldes, in dem es laut dem Hausherren einen Weiher mit Pavillon geben soll.

Der Jüngere bemerkte nicht, wie er die ganze Zeit über aus den Augenwinkeln beobachtet wurde. Viel zu angetan war er vom Anblick seiner Umgebung. Noch nie in seinem Leben hatte er einen so herrlichen Garten gesehen.
Sich immer mal wieder kreuzende Kieswege, auf welchen sie soeben entlang spazierten. Ein gepflegter Rasen und Blumengärten, in denen die verschiedensten Blumen in allen möglichen Farben blühten.
Hin und wieder wuchsen Bäume und exotische Sträucher am Rand des Weges oder luden mitten auf der Wiese ein, sich darunter im Schatten niederzulassen.
Die Größe und Schönheit raubte dem Schüler regelrecht den Atem.

Erst das gedämpfte Lachen riss ihn aus seinen Gedanken und sorgte dafür, dass er sich leise entschuldigend dem Mann neben sich zuwandte. Doch dieser schien alles andere als verstimmt zu sein und streichelte mit seinem Daumen beruhigend über den Handrücken seines Gefährten.

„Ich kann es ehrlich gesagt gar nicht erwarten, dir meinen Palast mit seinen Gärten zu zeigen."
Das verführerische Lächeln wurde noch ein wenig breiter, „... ich bin mir schon jetzt absolut sicher, dass du sie lieben wirst."

Harrys Wangen bekamen einen leichten Rotschimmer und etwas verlegen senkte er den Blick, „... schon irgendwie dumm, nicht wahr - in meinem Alter nur durch den Anblick eines Gartens, alles um sich herum zu vergessen." Kam es leise genuschelt von diesem.

Der Fürst hob beide Augenbrauen, blieb stehen, drehte sich zu seinem Gefährten, der ebenfalls verwundert stehen geblieben war, um, nahm dessen Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf die des Grünäugigen.

Harry keuchte überrascht in diesen ersten unerwarteten, aber unglaublich sanften Kuss hinein und schloss, nachdem er zuerst seine Augen aufgerissen hatte, diese genießend. Aus dem keuchen wurde ein leises stöhnen, was den Höllenfürsten dazu veranlasste seine Zunge durch die leicht geöffneten Lippen schlüpfen zu lassen und jeden Millimeter des neu eroberten Raumes zu erkunden.

Harrys Finger hatten sich schon nach wenigen Sekunden haltsuchend im Hemd des Älteren verkrallt.

Diese Gesten des Zuspruches ließen den Fürsten die Zunge des Jüngeren ermutigend mit der seinen anstupsen und zu einem sinnlichen Tanz auffordern.

Die anfängliche Unsicherheit des Gryffindor und seine zurückhaltenden Nachahmungen seiner eigenen Zunge wurden sekündlich selbstsicherer und fordernder, was dem Teufel selber ein leises Stöhnen entlockte.
Doch schon einen Augenblick später löste der Dämon sich von seinem schwer atmenden Gefährten, schließlich war dessen angeschlagene Lunge noch nicht wieder vollständig geheilt und zog ihn stattdessen in eine sanfte, beschützende Umarmung.

Harry fühlte sich, als würde ihm jeden Moment das Herz aus seiner Brust hüpfen, ganz abgesehen von den unzähligen Schmetterlingen in seinem Bauch.
Lucifer vergrub währenddessen die Finger einer Hand in den schwarzen seidigen Haarsträhnen im Nacken des Jüngeren und flüsterte in den verwuschelten Haarschopf, „... ich glaube, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber bin, dass du dich an so einer Kleinigkeit wie einem Garten erfreuen kannst.
Es ist wundervoll, dich zu beobachten und das Leuchten in deinen Augen zu sehen. Denn nach allem, was dir widerfahren ist, ist es keine Selbstverständlichkeit. Und ich werde von jetzt an alles in meiner Macht stehende tun, nur um so einen glücklichen Ausdruck in deinem Gesicht sehen zu können."

Harry schluckte trocken. Richtete seinen Blick langsam nach oben und sah in dieses warme flüssige Silber, nicht fähig darauf etwas zu antworten.

Der Dämon lächelte, drückte dem jungen Gryffindor einen kurzen sanften Kuss auf die Lippen und löste sich wieder von diesem, um ihren Weg fortzusetzen. Natürlich nicht ohne die Hand des Kleineren erneut in die seine zu nehmen.
So liefen sie eine Weile schweigend Seite an Seite den Weg entlang und hatten schon ein gutes Stück des Weges um den Weiher zurückgelegt, als Harry abrupt stehen blieb und mit geschlossenen Augen einfach nur tief durchatmete.
Er hatte, seit sie weiter gelaufen waren, versucht sich über das was er fühlte klar zu werden, zu benennen und seine wirren Gedanken zu ordnen.

„Bin ich doch zu weit gegangen?", drang die leise, ruhig gestellte Frage an sein Ohr, was ihn schließlich dazu veranlasste seine Augen wieder zu öffnen und auf sein Gegenüber zu richten.

Heaven or Hell (BxM) HarryPotter-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt