Ein plötzliches Poltern brachte mich dazu dem Polizisten keine Antwort zu geben. Wir beide schauten zur Tür.
Er sah verunsichert aus. "Wollen Sie nicht nachschauen?", auch in meiner Stimme fehlte die sonst so lebhafte Leichtigkeit, es klang ein wenig bedrückt.
"Ich denke, es wird nur ein Ordner umgefallen sein.", antwortete er mit einer gespielten Gelassenheit. Das hatte sich aber definitiv nicht danach angehört, und das wusste er. Ein erneutes Poltern ließ uns wieder zusammenfahren. "Sicher?", fragte ich. Und anstatt er mir antwortete, rutschte er mit seinem Stuhl zurück und stand auf. Schleichend lief er zur Tür um sich seine Ängstlichkeit so gut es ging nicht anmerken zu lassen. Aber er hatte sich getäuscht, es war definitiv auffällig.
War das nicht der Moment in Filmen in denen Menschen wie ich auf mysteriöse Weise gerettet werden? Es bricht jemand in den Knast ein, und holt seinen Kumpel raus? Der einzige der das in meinem Fall sein könnte, wäre Yet. Alles andere ist unrealistisch, und aus diesem Grund, ist das definitiv nicht meine Rettung.
Ich klammerte mich unbewusst an den Tisch. Ich hörte Stimmen durch die Tür. Viele, ,durcheinanderrufende Stimmen. Dann war es still. Ich wusste auch nicht woher die in mir aufsteigende Panik kam, aber als die Tür wiedermals aufgerissen wurde, zuckte ich zusammen und stellte mit bedauern fest das es nur der Polizist von gerade eben war. Bedauern? Ja, ich war vollkommen überzeugt das eine Bestie durch die Tür gestürmt kommt und mich beschuldigt ihr Leben auf irgendeine Art und Weise zerstört zu haben. Ach das erinnert mich an was.
Mitten in meinen Gedankengängen wurde ich unterbrochen denn die Tür wurde wieder aufgerissen. Ach übrigens, in der Zeit, in der ich in meinen Gedanken vertieft war, hatte sich der Kerl schon wieder hingesetzt und mir mitgeteilt das alles in Ordnung sei und wir ganz entspannt fortfahren können.
Als die Tür geöffnet wurde, drehte sich der Uniformierte schwungvoll zu ihr um mit einem 'Was ist denn nun schon wieder?!' Gesichtsausdruck, der vollkommen verschwand als er das sah, was ich sah.Ich halluzinierte, ganz eindeutig.
Das, was die Tür aufgerissen hatte, kam mir leider ziemlich bekannt vor. Und aufgrund dessen, will ich ganz und gar nicht wissen warum die Leute die vor 2 Minuten noch so hysterisch gesprochen hatten, nun plötzlich still sind. Ich musste schlucken. Im Türrahmen, stand Noahs zweites Ich.
Soviel dazu das gleich jemand hinein spaziert, der mich beschuldigt sein Leben zerstört zu haben, ich würde fast behaupten ich hätte es geahnt.
Vorsichtig sah ich zu dem Polizist vor mir, er tat gar nichts, eine Art Schock Starre. Wie kommt Noah hierher, und vor allem, wie in aller Welt kommt er in diesem Zustand her?
Was ist mit seinen Eltern? Ich möchte mir das gar nicht ausmalen.
Zögerlich stand ich auf. Mein Stuhl kratzte über den Boden. Es war ein Geräusch das sich lauter anhörte als es war, bei dieser herrschenden Stille.
Vielleicht das das Vieh, das als Provokation, doch ohne Vorwarnung stürzte es auf mich.
Ich schaute mich entsetzt um, packte den Stuhl, holte Schwung und wartete den richtigen Moment ab bevor ich zuschlug.
Der Stuhl knallte direkt in sein Gesicht und splitterte dort. Ich verspreche, es geschah aus alleinigen Überlebensinstinkt. Erst nachdem ich realisierte was ich getan hatte, schlug ich die Hand vor den Mund. Jedoch war meine Besorgnis überaus unbedeutend wenn man bedenkt das Noahs Kopf der zur Seite schnellte, sich kurz wie ein Hund schüttelte und mich nun böse fixierte. Oh - Oh...
Ich wusste nicht wie ich ihn aufhalten sollte, letztes mal hatte ich ihn fast getötet. Außerdem waren zu viele Menschen hier, ja was heißt zu viele, jedenfalls die oberste Regel lautet immer noch 'unentdeckt bleiben', auch wenn Noahs zweites Ich wenig Wert darauf legt.
Jetzt wo meine Gedanken zurück bei der Tatsache das ich nicht alleine war, waren, schenkte ich dem Offizier meine Aufmerksamkeit. Mit zitternden Händen hielt er eine Waffe in der Hand. Ich wusste nicht wie lange er schon so da stand, aber dadurch das er sah, das ich ihn sah fühlte er sich wohlmöglich in seinem Handeln bestätigt. Es war erstaunlich wenn man bedenkt das trotz des Zittern seiner Hände klar war, was sein Ziel war, und das er es treffen würde. Ich hechtete los, und Noah auch. Mir war nicht ganz klar ob ich mich vor Noah schmeißen, auf den Polizist werfen oder einfach nur in die Kugel rennen wollte. Es war eine Mischung aus allem. Währenddessen versuchte Noah sich keinesfalls zu retten, er hatte anscheinend nur Augen für meinen Tod.
Mir war durchaus bewusst das solch eine Kugel mir nichts hätte anhaben können, bis auf den Schmerz. Aber wie sah es mit Noah aus? Er ist zwar ein Hybrid, aber genau deshalb hat er ganz andere Eigenschaften. Es muss nicht heißen das sich nur die Eigenschaften verstärkt haben. Jeder hat Schwächen, und so wird auch Noah eine haben. Und ob es die Schusswaffen sind, wollen wir garantiert vorerst nicht ausprobieren.
Ich weiß nicht, ob es Instinkt war, die Tatsache das ich Lebensmüde bin oder einfach nur die Liebe, die mich dazu führte, aber es war umsonst.Ich möchte wohl leider behaupten, das ist einfach mal zu tollpatschig bin um solch positive Gedanken in die Tat umzusetzen.
Eine Stimme schrie sowas wie: "Stopp!", und wurde kurze Zeit unaufmerksam, stolperte volles Programm über meine eigenen Füße, nur leider war der Tisch in meiner Landebahn richtig Fußboden und ich schloss die Augen um mich vor dem vorhersehbaren zu schützen. Aus den Augenwinkeln könnte ich noch unbewusst wahrnehmen das Noah nach diesem Ausruf sofort gestoppt hatte und nun Kerzengerade da stand. Ihr wünschte mir, er wäre weiterhin auf mich losgegangen. Hätte sich zu mir auf den Boden gestürzt und seine bösen Absichten ausgelebt, aber nein, so traf die Kugel genau ihr Ziel.
Der Aufschrei, das üble Kreischen was ich schon von meiner ersten Begegnung mit ihm kannte, gab mir Gewissheit. Mein Auge hatte sich nicht irgendwas eingebildet. Es war pure Realität.