Wut. Eine Emotion die öfters in der letzten Zeit meine Verzweiflung und Trauer interpretiert. Denn das ist wahrscheinlich auch die einzige Interpretation die alle Gefühle dieser Art beinhaltet und für dessen Austritt man sich selten schämen muss.
Die Einzige Möglichkeit mich aus dieser Lage zu befreien, da ich nicht an das Wesen was sich an mir nährte rankam war wohl rollen. Ich musste mich abrollen so das es den halt verlieren würde, denn sicherlich scheint ihm so das Blutsaugen nicht angenehm zu sein mit ständigem Schwindel.
Meine Gedanken versetzte ich dann sofort in die Wirklichkeit um.
Eine der einzig sinnvollen Lektionen meines Trainings – nutze dein Geschick, an Stärke und Masse wirst du nie profitieren können.
Und da ist schon was Wahres dran.
Das Tier, auch wenn man sich nicht sicher sein konnte ob das überhaupt Tier genannt werden kann, dabei nennt man all das was man als abartig empfindet Tier, verlor das Gleichgewicht wie geplant und lag nach meiner Rolle die mich in eine stehende Position gebracht hatte Regungslos am Boden.
Die Benommenheit hielt nicht allzu lange an. Es sprang auf, war schnell und gezielt, wieder sprang es mir an die Kehle.
Es war zwar zielstrebig aber ungeschickt. Mit einem einfachen Schritt zur Seite wich ich ihm aus und es raste mit voller Geschwindigkeit weiter.
Es quietschte, so dass man Gänsehaut bekam als das Tier mit den ausgeprägten Krallen auf dem Asphalt abbremste. Ich wollte mir am liebsten die Ohren zuhalten, es ähnelte dem Kratzen über eine Tafel, ein ekelhaftes Gefühl.
Als das Tier wutentbrannt sich umdrehte konnte ich erstmals ein wirkliches Auge auf es richten.
Es war dunkel, lila oder bläulich. Ein Mischmasch, hatte aber kein Fell. Man sah einen deutlich ausgeprägten Brustkorb mit jeweils 6 Rippen, was den Oberkörper größer aber auch stabiler wirken ließ. Es lief aufrecht und hatte eine Hose an. Spitze Ohren und große verängstigte Augen zeichneten das Gesicht. Die Haare verwuschelt und eigentlich wie ein ganz normaler Mensch mit ein paar außergewöhnlichen Einzelheiten.
Ich schaute nochmal genauer hin und nun spiegelten die Augen keine Angst wieder sondern Entschlossenheit. Im gleichen Moment wo ich das erkannte, erkannte ich auch wessen Augen das waren. Das Ding hatte nichts mit Noah gemacht, dieses Ding ist Noah. Zumindest ist es alles was von ihm zurückgeblieben ist. Ein Monster.
Schon damals wurde versucht Hybriden zu erschaffen doch immer klappte es aus humanischen so wie genetischen Gründen nicht. Das mit den Knochen und dem heilen hatte ich euch doch schon mal erklärt.
Doch das so was dabei rauskommt… hatte damit wer gerechnet?
Er war nicht mehr wiederzuerkennen. Halb Tier - Halb Monster.
Nie hätte ich daran gedacht das es so enden kann.
Hat überhaupt jemand das schon mal überlebt?
Ich kann mich nicht daran erinnern jemals irgendwas von so einem Wesen gelesen zu haben oder irgendwo davon gehört zu haben.
Noah griff wieder an. Ich konnte ihm nicht wehtun. Auch wenn ich es wollen würde hätte ich wahrscheinlich nicht die Kraft dafür.
Ich kletterte zügig auf den nächsten Baum. Mir war nicht bewusst was ich erwartet hatte doch in der Hoffnung das Noah nicht klettern konnte wurde ich enttäuscht, denn ohne zu zögern folgte er mir.
Er wird alles können, was du auch kannst, sagte mir meine innere Stimme.
Er ist ein Hybrid.
Flink sprang ich wieder vom Baum.
Ich rannte, rannte um mein Leben.
Leider hatte ich nicht so eine super Vampirgeschwindigkeit wie es in vielen Filmen dargestellt wird.
Noah hatte diese schon, er war um einiges schneller.
Urplötzlich blieb ich stehen – ich hatte eine Idee.
Ich streckte die Hände von mir entzog jegliches Wasser der Wiese unter mir und musste wohl hoffen das dass reicht, da dank Noahs Grab um mich herum schon alle Bäume geschwächt waren. Schließlich habe ich ihnen damals zwar die Lebensenergie wiedergegeben aber ganz rein war sie nicht mehr und so viel war davon dann auch nicht mehr übrig gewesen.
Das Gras färbte sich braun.
Ich erhielt dafür eine wabernde Wolke aus dem Lebenssaft.
Kurz bevor Noah mich erreicht hätte, streckte ich die Hände auf ihn.
Dazu schrie ich noch so etwas wie: „Tut mir leid“, aber ob man das verstehen konnte bei meiner Panik und der sogleich in dem Fall hohen Stimme, ist eine andere Frage.
Es gab keinerlei Regung in seinen Augen, wie die die es beispielsweise bei meinem Bruder gab der mich damals töten wollte.
Warum müssen sich immer meine Verbündeten gegen mich stellen?
Es gab schon genug Tod!
Ich soll die Welt retten, vor was auch immer, und wie soll das passieren wenn jeder zweite mich hier töten mag?
Aber ist das nicht auch immer in den Filmen so?
Das hier ist aber leider kein Film, auch wenn viele Filme gut ausgehen und mir so die Hoffnung bleibt, das es auch für mich ein Happy End geben wird.
Bei dem ganzen Vampir Gedanken hin und her, hatte ich Noah ganz vergessen.
Der befand sich bewusstlos in der Blase.
Es war schrecklich ihn so ansehen zu müssen.
Überall der Dreck, der sich nun auch ein wenig von den Klamotten löste.
Der Anblick versetzte mir einen Stich ins Herz.
Allein wenn ich daran dachte, dass es nicht schmerzfrei ist.
Wenn wir sterben, spüren wir alles.
Nur das wir eben kurze Zeit später wieder aufwachen.
Noah ist gerade ertrunken. Der einzige Gedanke der mir ein angenehmeres Gefühl gab war die Tatsache, das dass vor mir nicht Noah war.
Trotzdem bestand die Hoffnung das Noah da noch irgendwo drin ist.
***Corbin’s Sicht ***
Seit dem ich den Saal verlassen hatte, hatte ich kein einziges mal zurückgeblickt.
Mein Leben hatte von einer zur anderen Sekunde keinen Sinn mehr.
Das ganze Leben wurde ich darauf vorbereitet eines Tages das Königreich zu übernehmen, doch nun, alles futsch.
Ich muss auch mal die positiven Seiten der Sache sehen.
Ich kann selbst über mein Leben entscheiden!
Ab sofort werde ich immer eigene Entscheidungen treffen können.
Ich werde Ella suchen müssen, ich muss ihr alles erklären!
Auch wenn ich selbst noch Probleme hab das zu verstehen.
Es gibt Menschen in dieser Welt die meine Schwester Tod sehen wollen, oder was auch immer mit ihr anstellen wollen.
Ich muss sie warnen. Das ist doch meine Pflicht als großer Bruder?
Ich muss meine Schwester beschützen.
Ich hab ja eh nichts mehr zu tun.
Sie haben sowieso mein Leben zerstört, das schreit nach Rache!
…auch wenn mich interessiert, wie sie das angestellt haben. Aus einem Vampir kann niemals ein Werwolf werden.
Und ich bin sicherlich einer.
Fragen über Fragen, und die einzige die mir helfen kann ist Ella.
Wenn sie mich nicht auch verstoßen sollte.
Ihr Bruder, nein… ich, ich wollte sie töten.
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