16. Ohne Zweifel. Mein großer Bruder

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Er sah zu mir hoch, das konnte er nicht sein. Aber er war es. Ohne Zweifel. Mein großer Bruder. Wie..? Daraufhin sprach ich auch meine gedachte Frage aus: „Wie..?“

Er schüttelte den Kopf und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen. Auch nach Mutters und Schwesters Tod nicht, er war immer stark gewesen.

Das alles erklärte allmählich warum ich solange nichts mehr von meiner Familie gehört hatte. Das würde auch erklären warum Yet so auf Abstand gegangen war. Er wollte sich nicht verraten. Natürlich hatte er gewusst das meinem Bruder was zugestoßen war.  Alle wussten es. Jedoch hatte natürlich auch keiner damit gerechnet.

…Und wie war das möglich?

Ich konnte es mir nicht erklären. Verzweifelt schleppte ich mich zu meinem Bruder, und ließ mich neben ihn fallen. Er war entblößt, doch das interessierte hier niemand.

Ich umarmte ihn. Auch er schloss mich in seine Arme und hielt mich.

Wir beide weinten. Als ob ich nun schon genug erlebt hatte.

So hatte ich mir ein Wiedersehen garantiert nicht vorgestellt.

Jedoch musste ich jetzt stark sein. Gerade als ich mich aufgerappelt hatte um irgendwas zu unternehmen, sah ich Yet.

Er kam auf uns zu. Alle farbe war aus seinem Gesicht gewichen als er das sah was sich ihm Bot.

Ein toter Noah auf dem Boden, mein Bruder neben mir auf dem Boden und die rund 10 Menschen die verwirrt und Geistesabwesend zu mir schauten.

Ich beachtete ihn nicht sondern lief zu Noah, den ich am Arm packte und ihn hinter mir her zog. Es war so still, man hörte nur den auf dem Boden schleifenden Körper.

Als ich Yet genau gegenüber stand, schaute ich ihn an und sagte nur: „Kümmerst du dich um den Rest?“.

Er nickte steif. Ich wusste, es ließ sich nicht verhindern. Denn die Leute, die all das gesehen hatten mussten irgendwie zum Schweigen gebracht werden. Wie? – hatte mich nie interessiert, und auch jetzt wollte ich es nur ungern wissen.

Um den Teil mit meinem Bruder würde ich mich später kümmern, vorerst steht eine Beerdigung auf dem Plan.

Wie ein Psycho lief ich durch die Stadt, ganz in Trance. Im Schlepptau, Noah.

Mir war nicht klar wo ich hingehen kann. Die Auswahl ist auch nicht wirklich groß, mit so einer Leiche. Doch momentan war mir alles egal. Es war alles ein wenig viel. Mein Bruder. Yet. Noah…

Und Emma. Was ich mit ihr machen werde ist mir auch noch nicht ganz klar aber es wird nicht gut für sie ausgehen.

Natürlich ist nicht garantiert wie es mit mir ausgehen wird.

Nach langer Zeit kam ich an einem Feldweg entlang, mir war auch nicht wirklich bewusst wie ich es bis dahin unentdeckt geschafft hatte, jedoch hat es geklappt. Ich kletterte auf den nächstgelegenen Baum und musste Noah wohl oder übel unten liegen lassen, denn das war dann doch wohl eine Nummer zu groß für mich.

Von jetzt auf jetzt verließ mich plötzlich alle Kraft. Es ist als ob das vorher vorhandene Adrenalin literweise aus meinem Körper fließen würde. Ich wurde blitzschnell müde, und das einzige was ich wollte war schlafen – um den Rest würde ich mich später kümmern… bestimmt… sicherlich, irgendwann.

***Yet’s Sicht***

Das, was ich da erblickte war natürlich etwas… anderes, vorsichtig ausgedrückt. Chaos.

Chaos, das beseitigt werden wollte. Das, war mein Job. Ich muss der Prinzessin immer beistehen und das gehört dann dazu.

Es war klar, dass die Zuschauer ebenfalls quasi beseitigt werden mussten – ich machte es schnell und kurz.

Ich wusste genau, dass Ellas kleine Freunde vorhin auch dabei waren, um diese würde ich mich später kümmern. Denn sobald ich gekommen war, oder eher gesagt, seitdem die Luft rein wahr, nahmen sie die Beine in die Hand und weg waren sie.

Als ich mich um alle Organisatorischen Sachen gekümmert hatte, lag er da. Ihr Bruder. Wir suchten ihn schon seit 2 Wochen. Natürlich wusste ich das er verschwunden war. Was war nur mit ihm passiert? Wie ist das möglich? Er war ein Vampir… jetzt ist er eine Bestie?

Mein Meister. Niemals. Ich kann das nicht glauben…

Er war Ohnmächtig. Ich war mir nicht sicher zum wie vielten Mal heute schon.

Abwesend nahm ich mein Handy aus der Jackentasche, währenddessen waren meine Augen immer noch auf ihn gerichtet.

Ich wählte die Nummer – ich konnte sie im Schlaf.

„Ja?“, erklang es am anderen Ende der Leitung.

„Ich hab ihn gefunden.“, antworte ich ohne langes Vorspiel.

„Wo?“, kam es ebenso kurz angebunden.

„Wir kommen.“, war meine Antwort, und schon hörte ich das vertraute tuten.

Einmal atmete ich noch tief ein und stand dann mit einem Stöhnen auf. Ich packte den Prinz und warf ihn mir über die Schultern, es würde ein langer Tag werden, wahrscheinlich sogar eine lange Nacht.

Schon marschierte ich los.

Vampir sein, ist kein KinderspielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt