34. Teil

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Rikus Sicht

Als er die Küche verlassen hatte, legte ich mein Handy beiseite, legte meinen Kopf auf den Tisch und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich weinte so sehr, dass ich es gar nicht mitbekam, dass meine Tochter Henna die Küche betrat. Ich spürte es erst, als sie ihre Hand auf meine Schulter legte und sagte: "Papa, was ist denn passiert? Warum weinst du denn so sehr?", ich schluckte, hob meinen Kopf nach oben und sah ihr ins Gesicht. Sie wischte sofort meine Tränen weg und fragte noch mal nach.

Ich hatte es ganz vergessen, dass sie heute zu Hause war. Henna hatte heute frei, weil einige Lehrer von ihr krank waren. Ich erzählte ihr alles und sie sagte daraufhin: "Papa, bist du denn verrückt geworden? Wie kannst du sowas zu Samu sagen? Maya versucht euch gegeneinander auszuspielen und jetzt hat sie es wohl geschafft. Sie macht hier seit über einer Woche Terror beim Aufstehen und heute beleidigt sie Samu aufs übelste und dir fällt nichts besseres ein, als zu Samu zusagen, dass du erstmal mit uns ins Mökki ziehst. Geht's noch, Papa? Er liebt dich so sehr und du haust ihm noch eine rein, indem du ihn verlassen willst. Geht gar nicht. Du hättest ihn eher unterstützen müssen. Maya ist zwar meine Schwester und ich habe sie sehr lieb, aber momentan übertreibt sie es echt und sie kann nicht einfach Samu beleidigen. Ich selber hätte ihr auch eine Ohrfeige gegeben oder sie eher versohlt. Vielleicht solltest du das nachher mal tun, Papa. Versohle Maya mal richtig, damit sie da oben in ihrem Kopf wieder klar wird. Vielleicht redet sie dann auch mal endlich. Ihr Verhalten ist doch nicht normal. Und du gehst jetzt zu Samu und entschuldigst dich gefälligst für dein Verhalten. So, ich habe fertig.", ich schaute meine Tochter augenblicklich mit aufgerissenen Augen an. Sie hatte vollkommen Recht, aber ich konnte Maya doch nicht versohlen.

Ich hatte meine Kinder noch nie übers Knie gelegt. "Sorry Papa, dass ich dir gerade so sehr den Kopf gewaschen habe, aber dass was du zu Samu gesagt hast, geht wirklich nicht."
"Du hast recht, Henna und ich bin dir auch nicht böse. Ich habe bei Samu wirklich falsch reagiert. Ich werde ihn natürlich nicht verlassen. Danke, Henna. Die Standpauke von dir hat mich wachgerüttelt."
"Das ist gut, Papa. Und jetzt gehst du sofort zu Samu. Ich mache schnell die Milchflasche für Lenni. Er hat nämlich Hunger.", ich nickte und stand auf.

Anschließend verließ ich die Küche und lief nach oben ins Schlafzimmer. In der Stube war er nämlich nicht, also konnte er nur im Schlafzimmer sein und so war es auch. Oh mein Gott! Sein Gesicht war knallrot und total nass vom Weinen. Seine Augen waren geschlossen. Ich lief schnell zu ihm und fühlte sofort seine Stirn. Verdammt war sie heiß. Darauf hätte man Eier braten können, so heiß war sie. Ich rüttelte leicht an ihm und sagte immer wieder, dass er Aufwachen sollte, aber das passierte nicht. Ich griff sofort nach meinem Handy und rief seinen Hausarzt an. Er kannte das schon bei Samu. Wenn Samu einen Weinkrampf hatte, bekam er immer hohes Fieber. Verdammt. Ich war daran Schuld. Ich hätte sowas nicht zu ihm sagen sollen.

Sein Hausarzt versprach mir sofort bei uns vorbeizukommen. Ich selber sprang auf und holte das Ohrenthermometer, was Samu besaß. Ich steckte es vorsichtig in sein Ohr. Nach 3 Sekunden piepste es und zeigte mir eine Temperatur von 41 an. Ich erschrak, stand erneut auf, lief ins Bad und nahm seinen Waschlappen an mich und machte ihn mit kaltem Wasser nass. Anschließend lief ich zurück ins Schlafzimmer und legte den Waschlappen auf seine glühende Stirn. Dadurch rekelte Samu sich leicht. Puh! Gott sei Dank.

"Mein Kopf tut so weh, Riku."
"Scht, Samu. Dein Hausarzt kommt gleich und gibt dir was. Es tut mir so leid, Honey.", und dabei legte ich meine Hand an seine Wange. Meine Tränen liefen augenblicklich und in diesem Moment kam Henna ins Schlafzimmer. "Papa, was hat er?"

Ich erzählte ihr alles und danach klingelte es an der Haustür. Sie lief nach unten und ließ den Hausarzt ins Haus. Er kam mit ihr zusammen ins Schlafzimmer, aber ich schickte Henna wieder raus, weil ich wusste, wie Samu auf Spritzen reagierte. Sie sollte ihn so nicht sehen und dafür hatte sie auch vollstes Verständnis. Der Hausarzt bat mich Samu auf die Seite zu drehen, aber Samu wehrte sich natürlich mit aller Kraft dagegen, obwohl er 41 Grad Fieber hatte. Er hatte so sehr Angst vor Spritzen. Ich versuchte mein bestes, indem ich sanft auf Samu einredete. "Bitte, Samu. Dein Fieber muss gesenkt werden, bevor du vollkommen dein Bewusstsein verlierst. Das Fieber ist zu hoch.", er schüttelte mit seinem Kopf, versuchte mich wegzudrücken, aber ich war doch in diesem Moment stärker als er und schaffte es ihn auf die Seite zu drehen. Sofort vergrub er sein Gesicht an meiner Schulter und erstickte somit seinen Schrei, als sein Hausarzt ihm die Spritze gab. Er zitterte am ganzen Leib. Samu tat mir gerade so leid und ich war daran Schuld, weil er meinetwegen so geweint hatte. Nach der Spritze ließ Samu von mir los, drehte mir den Rücken zu und hörte dem Hausarzt zu, was er ihm zusagen hatte.

"Herr Haber. Hören Sie auf Mitweinen oder ich weise sie gleich ins Krankenhaus ein. Sie wissen es ganz genau, dass ein Weinkrampf für sie gefährlich werden kann." Samu nickte und beruhigte sich langsam. "Bekommen Sie das in den Griff mit ihrem Partner, Herr Rajamaa oder soll ich ihn einweisen ins Krankenhaus?"
"Wir schaffen das zusammen. Danke."
"Okay!", sagte er und verschwand aus dem Schlafzimmer und anschließend aus dem Haus. Ich strich Samu vorsichtig über den Rücken, aber er zuckte mich weg. Es war mir klar, dass er sauer auf mich war und das zurecht. "Es tut mir so leid, Honey. Du hast vollkommen recht, was Maya betrifft und ich hätte so nicht reagieren dürfen. Ich liebe dich, Samu und ich werde dich nicht verlassen. Bitte verzeih mir."
"Kannst du mich bitte alleine lassen, Riku."

"Ja, aber bitte weine nicht mehr. Ich möchte dich nicht verlieren, Samu.", er nickte, sah mich dabei aber nicht an. Ich verließ das Schlafzimmer mit hängenden Schultern. Ich lief nach unten, setzte mich auf die Couch und weinte dort wieder bitterlich. Ich hatte Samu sehr wehgetan und es war meine Schuld, dass er jetzt so hohes Fieber hatte. Meine Tochter Henna setzte sich zu mir und nahm mich einfach in ihre Arme. Ich schluchzte laut an ihrer Schulter und sie sagte zu mir, das alles wieder gut werden würde. Ich hoffte es so sehr. Und wenn Maya nach Hause kommen würde, würde ich erstmal mit ihr ein ernstes Wort sprechen. Vielleicht würde ich auch was tun, was ich noch nie getan hatte. Ich war sehr wütend auf Maya.

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