Will of the Force - Tano Chronicles Part 3

Kapitel 8 - Falsche Gier

Heute war wieder einer der Tage, an welchem es Kyra zu viel wurde.
Erneut stand sie kurz zuvor an der Zimmertür von ihrer Mutter und klopfte. Wieder und wieder.
Es kam ihr vor wie ein paar Minuten, doch beim Blick auf die Uhr merkte sie, dass sie über eine halbe Stunde dort stand und um Einlass bat.
"Mahri ...", flüsterte sie irgendwann leise. "Bitte ... ich will dich nur einmal sehen."
Ja, sie wollte ihrer Mutter eine Chance geben, so wie sie es ihrem Meister versprochen hatte.
Aber wie soll man jemandem eine Chance geben, der sich nicht einmal zeigte oder zeigen wollte?
Nicht einmal der eigenen Tochter?

Ihr kamen dabei immer wieder die Bilder auf Mandalore in den Kopf.
Sie hatte alles für ihre Mutter getan.
Sicher dachten die anderen, dass sie in Sundari über sich hinaus wuchs.
Denn sie selbst war von ihrer eigenen Zielstrebigkeit überrascht gewesen.
Was sie danach jedoch zu Boden schmetterte und tiefe Wunden hinterließ, war ihre eigene Mutter.
Sie hatte sie angegriffen, und Kyra wollte einfach nicht gelten lassen, dass Ahsoka beeinflusst wurde.
Jeder konnte sich wehren, wenn er gegen seine Familie antreten musste.
Niemand kann einfach so sein eigen Fleisch und Blut angreifen und umbringen wollen.
Das war nicht möglich ... oder etwa doch?

Kyra schüttelte sich und versuchte damit, den Gedanken aus dem Kopf zu bekommen.
Wie sollte sie je wieder das Vertrauen zu ihrer Mutter aufbauen können?
Jedenfalls nicht, wenn sie nicht einmal in ihrem eigenen Haus zu ihr konnte.
Irgendwann gab Kyra es auf und verließ seufzend den Flur vor dem Zimmer ihrer Eltern.
Erst, als sie einen Gegenstand auf dem Tisch im Wohnbereich entdeckte, stoppte sie.
Der war vorher noch nicht da, dachte sie sich und ging zu dem Möbelstück.
Das, was darauf lag, sah aus wie ein Würfel. Mit Verzierungen, vergoldetem Stahl und einem blauen Inneren. Schimmernd wie ein Kristall.
Er passte gerade noch so in ihre Hand, als sie diesen Gegenstand inspizierte.

Irgendetwas an diesem Gegenstand war seltsam. Die Macht durchströmte diesen besonders stark.
Sie wusste von den älteren Hütern, welche noch den Orden der Jedi miterlebt hatten, dass es quaderförmige Gegenstände gab, welche wie besondere Speicher funktionierten.
Ihr fiel nur einfach nicht der Name dieser Dinger ein.
Sie zermarterte sich den Kopf darüber, wie der Name der Würfel war, bis sie jemanden am Eingang des Hauses spürte.
"Hier wohnt also die große Ahsoka Tano", schmunzelte Asajj Ventress, die sich lässig am Türrahmen anlehnte.
"Was wollt Ihr hier?", fragte Kyra trotzig.
"Kleines, selbst ein Blinder würde spüren, dass dieses Haus wie verwunschen ist", antwortete die Dathomirianerin.

Wehleidig sah Kyra zurück in den Flur, der wegen des fehlenden Lichtes dunkler wurde, je näher man sich der Tür von Ahsokas Schlafraum näherte.
"Ich meine damit nicht nur wegen deiner Mutter", fügte Ventress noch hinzu.
"Er hat mir alles genommen", sagte Kyra nachdenklich, und Ventress spürte den Frust in dem Körper der Padawan wachsen.
"Meine Mutter und meinen Vater. Sie beide sind fort."
"Deine Mutter ist noch immer am Leben. Und auch wenn sie sich gerade nicht zeigt ... es wird der Moment kommen, an dem sie dir wieder zeigen wird, dass du ihr wichtig bist", riet die Dathomirianerin ihr.
"Und was ist bis dahin? Shadow wird nicht aufhören, bis er sein Ziel erreicht hat. Seinen ach so feinen Frieden", klagte Kyra.

"Was ist deine Idee?", fragte Ventress nun herausfordernd. "Kopflos durch die Gegend laufen? Ihn halbherzig suchen, um dann zu merken, dass er zu mächtig ist?"
"Ja!", antwortete Kyra forsch. "Weil das das einzige ist, was ich derzeit tun kann. Ich muss stärker werden."
"Du musst stärker werden?", erwiderte Ventress aufmerksam.
"Ich will mehr. Ich muss mehr lernen, um Shadow das Handwerk legen zu können. Ich weiß, dass das nicht der Weg der Jedi war. Aber die Jedi sind tot!"
In Kyra funkelte es gefährlich. Das sah auch Ventress.
"Du nimmst die Wut also als Antrieb. Du lässt dich von ihr leiten, um mehr Macht zu bekommen?"
Genervt zuckte Kyra mit den Schultern. "Wenn es der einzige Weg ist ..."