Kapitel 29 - Nicht nach Plan

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In keiner Sekunde ihres noch so jungen Lebens war Kyra so heiß wie gerade. Schon der Blick auf die Temperaturdaten, den sie an Bord des kleinen Schiffes von Hondo Ohnaka werfen konnte, war grausam.
Es zu fühlen, war noch grausamer.
Sie kannte Hitze, so war es nicht. Auch auf Shili konnten die langen Sommer gnadenlos sein. Aber irgendwie war es nie unerträglich. So als ob die Macht und das, was den Planeten umgab, darauf achteten, dass ebenjener und seine Bewohner nicht überlastet wurden.
Die Winde waren dennoch erfrischend kühl, das Gras war warm, aber nicht ausgetrocknet, und die Flüsse und sehen produzierten zusammen mit den gelegentlichen Sommerstürmen eine kühlende Atmosphäre. Die Nahrung, die Felder, sie alle wurden immer von Schäden verschont, wodurch es im Herbst nur wenige Ernteausfälle gab.
Als sie aber den ersten Schritt hier auf Tatooine aus dem Schiff machte, schlug ihr die stickige, sengende Hitze wie mit einer großen Faust in das Gesicht.
Verflucht, wie kann man hier atmen?, dachte sich Kyra. Es ist kein Wunder, dass Dahro hier weg wollte.
Sie sah sich um und alles, was sie entdecken konnte, war Sand. In allen erdenklichen Gelb- und Braun-Tönen. Es gab keine Bäume, die Schatten spenden konnten. Wie auch, es fehlte an allem: Erde, Regen, Wasser. Nichts davon war weit und breit zu sehen. Sie las nur davon, dass es in den Tiefen der Erdschichten etwas Wasser geben konnte, was aufwendig an die Oberfläche gefördert werden musste. Doch das reichte nicht, um die Natur mit der Flüssigkeit zu versorgen. Es reichte nicht einmal für die Bewohner dieser Staubkugel.
Den Rest machten die Evaporatoren, die das bisschen Feuchtigkeit aus der Luft sammelten und zu Wasser umwandelten. So waren es die Feuchtfarmen, die ab und an Geld mit etwas überschüssigem Wasser verdienen konnten.

“Und du bist dir sicher, dass deine Idee erfolgversprechend ist?”, fragte Hondo neben ihr in einem beiläufigen und beinahe gleichgültigen Ton.
“Überlasst das mir”, antwortete Kyra knapp, während sie ihre Kleidung präparierte. Sie sammelte alte Flicken und Schals und fügte diese schlampig zusammen, damit ihre Tarnung glaubwürdiger aussah.
Denn mit ihrer normalen Kleidung konnte sie natürlich nicht die Scharade des verirrten Mädchens bis zum Ende spielen, ohne aufzufallen.
Das war die einzige Möglichkeit, in den inneren Kreis von Jabba zu kommen.
Sie wusste, dass Shadow hier war. Ohne, dass er wie auf anderen Planeten Chaos anrichtete, so war die bedrückende Signatur in der Macht spürbar, je näher sie dem Palast kam.
Was ihr aber missfiel, war, dass sie ihr Lichtschwert nicht bei sich tragen konnte. Jabba war sicher schlau genug, trotz ihrer geplanten Geschichte nicht auf ihre zierliche Gestalt hereinzufallen. So verlor sie die naheliegende Möglichkeit, um Shadow niederzustrecken.
Also vergrub Kyra ihr Schwert unter dem Vorwand, nur noch eine Kleinigkeit an ihrer Tarnung ändern zu wollen, abseits des Trampelpfades zu Jabbas Palast unter einer Reihe von Steinen. Natürlich versicherte sie sich, dass keiner der Piraten sie dabei beobachten konnte, denn das war eine der ersten Lektionen, die sie von ihren Eltern lernte.
Einst hatte sie ihr Schwert im Wald verloren, kurz nachdem sie dieses konstruiert hatte.
Kyras Eltern waren erpicht darauf, von dem Mädchen geschworen zu bekommen, dass dieses die Waffe in ihren Händen nicht leichtfertig benutzte.
“Dein Schwert ist dein Leben”, sagten sie ihr. Aber - zwangsweise - nahm sie ihr Versprechen auf die leichte Schulter, und so ließ sie es bereits wenige Wochen später bei einem von Anakins Lektionen im Wald liegen. Sie merkte nicht einmal, wie ihr Schwert verloren ging. Es musste bei einer der Sprungübungen passiert sein.
Einen halben Tag war sie damit beschäftigt, nach der Waffe zu suchen. Inklusive der Standpauke, die sie von Ahsoka erhalten hatte.
“Kyra Tano!”, rief die Togruta aufgebracht. Mit den Händen auf die Hüften gestemmt stand sie vor ihr und starrte sie an.
“Mahri, es war nicht meine Schuld. Es musste …” Doch weiter kam sie nicht.
“Wie es passiert ist, ist irrelevant. Du hast nicht nur deine Klinge verloren, sondern auch nicht genug aufgepasst, als das Training beendet war.”
Es wurde bereits dunkel, aber Kyra musste trotzdem noch einmal in den Wald zurückkehren.
Natürlich fand sie ihre Waffe dort nach einiger Zeit, aber ihre Eltern ließen sie tagelang nicht vergessen, dass das nicht noch einmal vorkommen durfte.

Will of the Force - Tano Chronicles Part 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt