Kapitel 30 - Auf dem Kreuzer

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Es war ein seltsames Gefühl für Ahsoka, nach all den Monaten wieder ein Schiff zu betreten.
Sie stand inmitten von Klonen, Hütern und anderen Angestellten, um auf den Kreuzer gebracht zu werden, welcher die Reise nach Tatooine antreten sollte.
Die Togruta fühlte sich verloren, und das war nahezu ein Wunder.
Auch Lux beobachtete die Hüterin, während er in einer Seite des Kanonenbootes saß und versuchte, unbeteiligt zu sein.
Aber dennoch fiel ihm auf, dass Ahsoka wie ein Fremdkörper in dem Schiff war.
Sonst stand sie immer bei den Männern, nie war sie still. Außer sie war in ihren Gedanken.
Dieses Mal hielt sie sich allerdings komplett zurück und wurde auch nicht von den anderen Passagieren angesprochen. Nicht nur Lux schien also zu spüren, dass Ahsoka sich wieder zurückgezogen hatte.
Immer wieder dachte er darüber nach, was sie ihm zuvor gesagt hatte.
Wie sie ihm an den Kopf warf, dass sie bezweifelte, ernst genommen zu werden, wenn sie ihre Beziehung jetzt öffentlich gemacht hätten. Das brachte ihn jedes Mal zu dem Gedanken daran, ob wirklich alles so gemeint war wie Ahsoka es ihm in ihrer intimen Nacht mitgeteilt hatte.
Doch gleichzeitig dachte er an die Vehemenz in ihrer Stimme. So konnte niemand reden, der log oder sich nicht sicher war.
Seine Überlegungen drehten sich im Kreis, und alles, was er dagegen tun konnte, war, dass er mit Ahsoka sprach.
Nur wie? Sollte er sich einfach ansprechen und sagen, dass es ihm leid tat? Denn immerhin war sie der Grund dafür.
Dafür war er trotz ihres letzten Jahres zu stolz.
Also konnte er nur warten, bis sie sich ihm wieder öffnete.
Und außerdem waren jetzt andere Dinge wichtig. Kyra musste gefunden werden, und persönliche Differenzen hatten gerade nichts in der Mission zu suchen.

Innerhalb von zehn Minuten erreichten sie das große Schiff im Orbit, und versammelten sich noch einmal in der Einsatzzentrale direkt hinter der Brücke.
Was folgte, war eine Stunde Einweisungen und Briefings. Es war nicht einmal ein Jahr her.
Aber es kam Ahsoka wie eine Ewigkeit vor. Und sie wusste, warum sie schon früher, als sie noch eine Padawan war, diese Meetings hasste.
Staubtrockene Anweisungen, viel Plan, wenig Improvisation.
Sie versuchte, gar nicht mehr zuzuhören und sich auf die Tage vorzubereiten, die vor ihr lagen.
Der Flug nach Tatooine beziehungsweise in das benachbarte Gebiet dauerte drei quälend lange Tage.
Im Prinzip konnte sie genug Zeit mit Lux verbringen. Aber seit dem vergangenen Tag konnte sie sich nicht dazu bringen, ihn erneut anzusprechen.
Er war unsensibel und viel zu oberflächlich auf ihre Bedenken eingegangen. Natürlich liebte sie ihn. Und sicher sollte es in der Zukunft den Moment geben, wo sie sich öffentlich dazu äußern wollte.
Aber dieser Moment war noch nicht jetzt. Zumindest nicht in ihren Augen.
Dass ihr Bruder davon wusste, war bereits unangenehm genug. Weil es eine weitere Schwachstelle bedeutete.
Ein weiterer Riss in ihrer so mühsam erbauten Mauer, welche sie darin schützte, aber auch diejenigen, welche sie liebte.
Kyra, Lux, Plo Koon, Rex ... sie und die gesamten Hüter, denen sie ihr Leben blind anvertrauen konnte. Früher zumindest.
Jetzt traute sie sich nicht einmal mehr selbst.

Den ersten Tag verbrachte sie in ihrem Quartier, still sitzend, was für ihr jüngeres Ich damals vermutlich nie möglich gewesen wäre.
Erst am zweiten Tag wagte sie sich das erste Mal aus dem Zimmer. Sie fand sich schließlich vor einem der riesigen Fenster kniend wieder, welches sie vor den Weiten des Alls schützte.
Die weißen Streifen des Hyperraums vermischten sich mit dem dunklen Blau des Universums.
In den alten Archiven des Tempels las sie einst davon, dass es Jedi gab, welche von diesem Schauspiel verrückt geworden waren. Doch sie fand es entspannend und auf eine bestimmte Art fokussierend.
Vielleicht war sie in ihrer Meinung genau so verrückt wie die anderen, aber ihr selbst war das egal.
Sie schloss die Augen und versank wieder in dem Mischmasch der Farben und der Macht.
Ihre Gedanken wiesen ihr den Weg.
Nicht das erste Mal versuchte sie instinktiv, nach Anakin zu greifen.
Ja, sie hatte allen versprochen, dass sie die Vergangenheit ruhen ließ, doch es war die bittersüße Versuchung, welche sie nicht loswerden konnte.
Die Macht umhüllte sie wieder wie ein schützender Schild.
Erneut konzentrierte sie sich auf die Ebenen des Netzwerkes, welches die Macht gesponnen hatte. Doch wie zuvor konnte sie sich umsehen und umhergehen, Anakin war nicht zu finden.
Weder an bekannten Stellen noch an unbekannten. Ihre Signatur war alleine in dieser Ebene, ein schwaches Licht, welches von den Weiten der Galaxie beinahe verschluckt wurde.
Ahsokas Oberlippe zuckte, als sie sich diesem Fakt unweigerlich bewusst wurde. Du darfst nicht schwach werden, Ahsoka, sagte sie sich immer wieder wie bei einem Mantra.
Eine Dunkelheit überkam sie wie bei einem Strudel hinab.
Nicht dieses Mal! Ich muss stark bleiben. - Das bist du nicht. - Wer ...
Die Stimme klang unheimlich bekannt.
Wer bist du? - Hast du es immer noch nicht verstanden? - Was verstanden?
Eine unsichtbare Hand griff nach ihr und versuchte, sie mitzureißen.
Mit letzter Kraft zog sie sich zurück und öffnete wieder ihre Augen.

Will of the Force - Tano Chronicles Part 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt