Will of the Force - Tano Chronicles Part 3

Kapitel 44 - Der letzte Trumpf

"Sly?"
Kyra fühlte sich betrogen. Doch das war nicht einmal das schlimmste Gefühl, welches sie hatte.
Die Angst überwog. Sie stand Shadow gegenüber. Nicht nur das, ihr eigener Captain war auch von der Order betroffen.
Sie hatte ihm vertraut, und es wirkte so echt.
Nicht einmal die Macht hatte sie gewarnt. Und genau deswegen war sie in die Falle gelaufen.
"Captain Sly", fuhr Shadow dazwischen. "Du hast dich als äußerst guter Bauer in meinem Spiel geschlagen."
Kyra wirbelte zu Shadow herum und griff nach ihrem Lichtschwert, ohne es jedoch zu aktivieren.

"Lass' ihn frei!", forderte sie ihn mit der stärksten Stimme auf, welche ihr junger, zitternder Körper gerade von sich geben konnte.
"Sonst?", fragte der Klon belustigt.
"Wenn ich es nicht schaffe, wird meine Mutter dich vernichten. Sie würde nichts lieber tun als das."
"Deine Mutter hat bereits verloren, kleiner Welpe. Sie wird ihren Captain nicht töten können", erwiderte Shadow.
Das war wahr. Ihre Mutter und General Rex verband eine tiefe Verbindung. Nicht so tief wie zu ihr, ihrem Vater oder Lux, aber er war mehr als ein Freund für Ahsoka.
Sie konnte ihn nicht umbringen, denn das lag nicht in ihrer Natur. Aber es war auch Ahsoka, und irgendeine Idee musste sie doch haben. Oder etwa nicht?
"Ich wäre vorsichtig an deiner Stelle", giftete Kyra selbstsicher zurück und aktivierte nun ihre Klinge.

"Du brauchst das nicht", sagte Shadow mit einem Nicken zu der Waffe in ihrer Hand. "Lege es auf den Boden, bevor sich noch jemand damit verletzt."
Kyra stellte sich kampfbereit auf. "Es soll auch nur einen verletzen."
Sie fühlte Wut in sich ausbreiten. Verzweifelte Wut.
"Das sind keine Gedanken, die ein Hüter haben sollte", las Shadow ihre Regungen sofort. "Sie vernebeln dich jetzt schon. Spürst du bereits, wie deine Gedanken ziellos umherwandern?"
Kyra biss die Zähne zusammen. Sie dachte an Sly, Rex, ihre Mutter. Wie sie oder Ahsoka Shadow umbrachte.
"Captain Sly", wandte sich Shadow wieder an seinen entfernten Klon-Bruder. "Wir müssen ein Exempel an der Kleinen statuieren."
"Zu Befehl, General", antwortete dieser monoton und richtete seine Waffe langsam auf Kyra.

"Sly, nicht!", rief diese ängstlich.
"Captain, halt. Natürlich nicht so", fuhr Shadow grinsend fort. "Wie ich schon sagte: Du warst ein guter Bauer. Aber es braucht keinen Bauern mehr. Du hast deine Mission erfüllt. Nun fehlt nur noch eines ..."
Shadow hob Sly mit seiner Hand an und warf diesen gegen eine der Säulen, welche den Raum zierten und das Gewicht der Dachkonstruktion hielten.
Kyra hörte das Knacken und Brechen der Knochen ihres Captains. Selbst durch dessen Rüstung kam es ihr vor, als wären es ihre eigenen.
"Sly!", schrie sie und sprintete zu diesem.
Er rührte sich nicht, doch er lebte. Vorsichtig nahm sie seinen Kopf in ihre Hände. Erst jetzt öffnete er seine Augen.
"Comm ... Commander", röchelte er und hustete. "I-ich wollte ... das alles nicht."
"Halte durch. Wir holen Hilfe für dich", wimmerte Kyra. Panik stieg zu allen anderen Gefühlen in ihr auf.

Sie wollte sich zu Shadow drehen, doch Sly hielt sie schwach an ihrem Arm fest. "Kyra ... nein. Ich ... habe meinen Zweck erfüllt."
Kyras Augen wurden immer größer. Sie fühlte, wie sich die Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten.
"Nein! Ich brauche dich! Du wirst hier nicht sterben."
Sly lächelte leicht und hustete erneut.
Kyra wusste, dass er recht hatte. Sie konnte seine Verletzungen zwar nicht sehen, spürte aber nur einen Bruchteil von dem Schmerz, welchen er durchstehen musste, um überhaupt noch mit ihr sprechen zu können.
"Keine Sorge, Kleine ... Ich werde dir ein letztes Mal helfen", flüsterte er Kyra so leise zu, damit nur sie es hören konnte. "Und jetzt geh'. Zeige ihm ... wozu eine Tano fähig ist."

Kyra nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. "Danke, Sly."
Es fiel ihr schwer, ihren Blick von ihrem Captain abzuwenden. Sie kannte ihn noch nicht lange, aber für sie war es dennoch wie eine Ewigkeit.
Und jetzt sollte er hier, an diesem dunklen Ort sterben?
Kyra presste die Zähne zusammen, sodass ihr Kiefer brannte wie Feuer.
Rache ist nicht der Weg der Hüter, sagte eine Stimme in ihrem Kopf laut. Aber ich kann ihn nicht einfach sterben lassen, antwortete sie geistig.
Shadow hatte sich die ganze Zeit mit verschränkten Armen nur wenige Meter von ihr aufgestellt, wodurch es für sie ein Leichtes war, ihn mit einem plötzlichen Sprung anzugreifen.
Der Klon drehte seinen Oberkörper zur Seite und ließ Kyra so ins Leere treten.