Kapitel 16 - Eine große Bitte

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Ahsoka schloss mit einem heftig pochenden Herz schnell die Tür hinter sich. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Sie ließ sich auf Lux ein, auf den Moment und die deutliche Wärme, welche sie in seiner Gegenwart spürte.
Und genau das machte sie verwundbar. Sie ließ sich fallen und verletzte ihn dadurch.
Wie konnte sie nur denken, dass alles, was ihr widerfuhr, so plötzlich wegzuwischen war?
Zitternd und den Tränen nahe kauerte sie auf dem Bett und hoffte, den Tag möglichst schnell zu vergessen.
Sie konnte nicht mehr vor die Tür gehen, und unter Leute schon einmal gar nicht.
Es war ein heilloses Unterfangen, darauf zu hoffen, dass es besser wurde.
Ohne es zu bemerken, verstrich der Tag und die folgende Nacht wie im Fluge.

-

"Cal?", rief Lux nach dem Mann, auf welchen er gerade schnurstracks zuging.
Der Hüter drehte sich um und erkannte den Onderonianer. "Lux! Schön dich zu sehen", begrüßte er diesen.
"Was führt sich zu mir?"
Cal breitete die Arme aus und zeigte Lux einen Teil seiner kleinen Werkstatt, in welcher er an Droiden und ein paar kleineren Fahrzeugen schraubte.
Er wusste zwar, dass er nie so gut werden konnte wie Anakin, welcher ein schier unendliches Wissen über Technik zu haben schien.
Aber wie man Schaltkreise optimierte, Triebwerken mehr Leistung entlockte oder einen Waffensystem zentrierte, das wusste er.
Dementsprechend unordentlich war es in seinem Bereich, aber der Hüter schien sein eigenes System der Ordnung zu haben, wie Lux grinsend feststellte.
Denn die Berichte über ungewollte Detonationen, verbrannte Gegenstände und unberechenbare Spannungsspitzen hatten in den letzten Jahren abgenommen.
Nicht nur, weil es sein ehemaliger Meister Plo Koon irgendwann nicht mehr ertragen konnte und Anakin um Rat bat, sondern weil Cal tatsächlich schnell ein immenses Wissen anhäufte.

"Cal, ich ... habe eine Frage", begann Lux sichtlich unsicher.
Cal lehnte sich an seine Werkbank hinter sich. "Schieß' los."
"Ich ... ich weiß, es klingt verrückt, aber ..." Nach Worten ringend, begann Lux ziellos in der Gegend einen Fixpunkt zu suchen.
"Was ist los?", fragte Cal irgendwann neugierig. "Du bist doch sonst nicht so am Herumdrucksen."
Lux seufzte einmal tief und gab sich einen Ruck. "Meinst du, dass ein Lichtschwert ... ein eigenes Leben hat?"
"Ein eigenes Leben?", wiederholte Cal überrascht die Frage. "Du meinst, ein eigenes Bewusstsein?"
Lux nickte und kratzte sich am Kopf.
"Kristalle, ja. Kyberkristalle haben so etwas wie ein eigenes Bewusstsein, wenn man es so sagen kann. Wenn man in den Höhlen Ilums damals seinen Kristall suchen sollte, fand er dich. Nicht du ihn. Er prüfte dich, um sich dann an dich zu binden."
Cals Blick wurde leer, als er in seinen Gedanken versank. Daran, wie er einst sein Lichtschwert baute. Und wie er schließlich seinen Meister Jaro Tapal auf Jeddah verlor.
"Es ist wie ein Gesang. Der Kristall führt dich. Und wenn du ihn dann gefunden hast, wird er wie ein Körperteil von dir. Das Schwert wird dein verlängerter Arm."

Lux hörte dem Hüter aufmerksam zu. "Du redest davon, dass der Kristall dich findet und sich auf ewig an dich bindet. Aber ... ich weiß, die Frage mag komisch klingen ..."
Er zeichnete mit dem Fuß Kreise in den Staub auf dem Boden der Werkstatt. "Kann es sein, dass ein Kristall seine ... 'Loyalität' ändert?"
Cal schaute den Mann wieder fragend an. "Wie kommst du darauf?"
Lux kramte in der größeren Seitentasche seiner Cargo-Shorts und zog einen in einem Tuch eingehüllten Gegenstand heraus.
Cal nahm diesen an sich und packte ihn vorsichtig aus, nur um dann die Augen aufzureißen. "Wie ...?"
Zum Vorschein kam Anakins Lichtschwert, welches Cal nun vor sich hielt. "Es wurde doch mit Anakin begraben, nach altem Brauch."
Er schaute fassungslos zu Lux. "Wie kommt es dann zu dir?!"
Lux hob abwehrend die Arme. "Ich weiß es nicht. Wirklich. Es war, als ich einmal bei Ahsoka war."
Sofort wurde Cal hellhörig. Hieß das, Ahsoka ging es wieder besser?
Konnte er mit ihr sprechen?
"Als ich in dem Wohnbereich stand ... da hatte ich auf einmal so ein komisches Gefühl. Wie eine Wärme, ein beobachtendes Paar Augen. Ich drehte mich um, und sah das Lichtschwert unter ein paar Sachen begraben. Einfach so."

Cal betrachtete die Waffe fast schon ehrfürchtig. Er hatte noch nie davon gehört, dass eine Kristall ein derartiges Eigenleben entwickelt hatte. Er musste dringend mit Plo Koon darüber sprechen, sobald diese von Batuu wieder kamen.
"Ich ... Lux, ich weiß es nicht. Ich mein, ich glaube dir, wirklich. Aber ich habe noch nie von so einer Sache in der Vergangenheit gehört."
Lux zuckte mit den Schultern. "Bei allem, was ich damals von Ahsoka gelernt habe, bezweifle ich, dass es Zufall ist."
"Ganz sicher nicht", bestätigte Cal seinen Gedanken.
"Fakt ist ... was ich dich eigentlich fragen wollte ... Gibt es eine Möglichkeit, mir den Schwertkampf beizubringen?", wollte Lux nun wissen.
Cal überlegte einen Moment. Sah sich noch einmal das Schwert an.
"Natürlich. Es hat etwas zu bedeuten, wenn du das Schwert gefunden hast", antwortete Cal. "Und Rex kann dir sicher bestätigen, dass auch Wesen ohne Zugriff auf die Macht ein Lichtschwert führen können."

Lux' Augen begannen zu leuchten. Ehe er aber von dem Hüter eingebremst wurde.
"Aber sei gewarnt. Es ist ein langer Weg. Du musst es wollen."
Lux dachte an Ahsoka, an Shadow und an alles, was dieser angerichtet hatte. "Verstanden."
"Gut ..." Cal stieß sich von der Werkbank ab und klatschte in die Hände. "Dann lass' uns loslegen."
Lux' Augen weiteten sich. "Ich befürchte, heute werde ich keine Zeit dafür haben."
Cal blieb vor ihm stehen. "Wie kommt es?"
"Sagen wir ... ich habe etwas vor", erwiderte Lux geheimnisvoll.
Cal spürte, dass es um mehr als nur ein Vorhaben ging. Er spürte Zuneigung und Vorfreude.
Dann lächelte er. "Es geht um Janice, das kannst du doch gleich sagen. Ich spüre, dass du sie magst. Ihr passt gut zusammen, auch wenn sie manchmal etwas stur ist."
Wem sagst du das?, dachte Lux schmerzhaft.
"Ja, i-ich ... Janice und ... naja", druckste er wieder. "Wir sind heute in Thela."
"Thela?", frate Cal.
"Ja, Otaku ist ein Name, den die Sklavenhalter der Stadt gegeben haben. Eigentlich heißt sie Thela. Hat Toruk mir erzählt."
"Toruk war hier?", sagte Cal überrascht. "Er hat sich schon lange nicht mehr blicken lassen seit Anakins Tod."

Lux nickte. "Ja, aber er wollte nach Ahsoka sehen."
Schnell schwieg Lux wieder. Er wollte nicht zu viel über ihren Zustand verraten. Und er wusste von früher, dass Cal ein äußerst neugieriger Zeitgenosse war.
"Na gut", sprach Cal schließlich. "Komm' einfach zu mir, wenn du bereit bist."
Lux nickte erneut und nahm das Schwert wieder an sich. "Danke, Cal."
Cal drehte sich um und machte sich wieder an dem Gerät auf seiner Werkbank zu schaffen.
"Du kannst dich bedanken, wenn wir dich auf Vordermann gebracht haben."
Mit einem Schmunzeln drehte sich Lux um und verließ die Werkstatt, um sein Quartier aufzusuchen.
Seit er von Ahsoka sprach und der Lüge, welche er aufgebaut hatte, schlug ihm das Herz bis zu Hals.
Hoffentlich hatte Cal mit seiner Art nichts davon gemerkt.
Gerüchte konnte er jetzt am wenigsten gebrauchen. Und dieses Mal hatte er nicht Plo Koon bei sich, der ihm helfen konnte.
Er musste darauf hoffen, dass er überzeugend genug war.

Und dann war da noch Janice. Er hatte sie völlig vergessen.
Nicht, weil er sich zu ihr hingezogen fühlte. Ihre letzten Aussagen waren für ihn eher ein Grund gewesen, erst gar nicht auf den Gedanken zu kommen, dass sie eine gemeinsame Zukunft haben konnten.
Er hoffte, dass sie irgendwann zu dem gleichen Schluss kam. Er wollte jetzt als Freund für Ahsoka da sein.
Und dabei brauchte er keine neidische Person um sich, die alles falsch verstehen wollte.
Nun hatte er berechtigte Bedenken, dass Cal Janice irgendwann am Abend sah. Aber auch hier setzte er darauf, dass der Hüter sich zu sehr in seiner Arbeit verlor.
Mit diesen Gedanken verstaute er das Schwert wieder und machte sich schließlich frisch für den Abend.

Will of the Force - Tano Chronicles Part 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt