Kapitel 34 - Es ist okay

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Lux sah sofort, dass er nichts mehr sagen musste, als der Offizier hereinstürmte.
Kaum hatte dieser seinen Satz beendet, setzte sich Ahsoka in Bewegung. Vorbei an den staunenden Zuschauern des Trainingskampfes, welche ihr fasziniert hinterher sahen.
Manche kannten sie noch aus den Klonkriegen, wie Katooni, andere aus den Anfangszeiten der Neuen Republik.
Und noch nie hatten sie Ahsoka so unerbittlich kämpfen gesehen.
Leidenschaftlich, aufopfernd, das ja. Aber nicht brutal.
Das kannten sie eher von Anakin Skywalker, eventuell auch von Kenobi, Windu oder Yoda.
Ahsoka hingegen ... sie war zu respektvoll und friedfertig.
Doch das war nun egal. Die Togruta überwand die Distanz, für welche man in gemächlichem Gang mehrere Minuten brauchte, innerhalb von wenigen Augenblicken.
Niemand konnte ihr so schnell folgen.
Jeder Pilot wäre stolz auf sie, vermutlich hätte sie für einen kurzen Moment sogar mit einem Podrenner mithalten können.
Lux erreichte die Krankenstation völlig außer Atem, und fand Ahsoka wartend vor der Tür zu dem Patientenbereich.
"Warum bist du noch nicht bei Kyra?", fragte er keuchend.
Der Onderonianer stemmte seine Hände auf die Knie, um nicht völlig zusammenzubrechen. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, und er hatte das Gefühl, dass er kurz davor war, seinen Mageninhalt wieder hoch zu würgen.

Jedoch konzentrierte er sich auf seine Freundin vor ihm. Alles war jetzt wichtiger als seine Befindlichkeiten.
Lux spürte eine Unsicherheit in der Togruta, jetzt, wo sie so nah daran war, mit ihrer Tochter sprechen zu können. Das erste Mal nach Mandalore.
"Ich ... weiß nicht, was ich ihr sagen soll?", fragte sich Ahsoka laut. "Ich meine, wir waren seit so langer Zeit nicht mehr alleine. Und ... Anakin."
Lux ging auf Ahsoka zu. Da war sie wieder, die Unsicherheit, die an ihrem Selbstbewusstsein nagte wie ein Rancor an einem Knochen.
"Ahsoka, deine Tochter wartet auf dich. Sie wird dir verzeihen, wenn du es zulässt."
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Wenn ich es zulasse? Was zulasse?", wollte Ahsoka wissen.
"Du musst dir selbst verzeihen. Sie wird es verstehen, wenn du ihr die Möglichkeit gibst. Sie muss wissen, warum du es getan hast. Nur dann hast du eine Chance, ihr zu beweisen, dass du es ernst meinst."
Ahsoka schaute zu Boden und dachte darüber nach, was Lux ihr sagte. Es klang so einfach, aber es war verdammt schwer umzusetzen.
Wie erklärte man seinem Kind, dass man es nicht umbringen wollte? Dass man dazu gezwungen wurde?
Generell war der Versuch an sich schon unverzeihlich. Ahsoka biss sich frustriert und zitternd auf die Unterlippe, während ihre Hand nur wenige Zentimeter entfernt über der Schaltfläche des Türöffners schwebte.
"Ich bin bei dir", flüsterte Lux ihr zu und spendete, vermutlich unbewusst, über ihre Verbindung in der Macht Trost und Hoffnung.
Mit einem Kloß im Hals ließ Ahsoka die Hand sinken und öffnete so die Tür.
In dem weißen Raum mit einem Sichtfenster nach draußen in das All standen nur drei Liegen. Kyra war die einzige Patientin in diesem Flügel und hatte dementsprechend den gesamten Raum für sich.
Sie drehte ihren Kopf in Richtung der Tür, als sie hörte, wie sich diese öffnete.
Nur kurz blieb Ahsoka stehen, als sich ihre Blicke trafen. Wie erwachsen ihre Tochter schon aussah, und doch wie zerbrechlich ihr Körper noch war.
Aber es war ihre Tochter, ihr Fleisch und Blut. Und Anakins, sagte eine düstere Stimme, die Ahsoka aber sofort in ihrem Kopf wegsperrte.

Kyras Miene hellte sich verhalten auf, als sie realisierte, dass ihre Mutter nun wieder vor ihr stand. Die Person, welche sie seit nun fast einem Standardjahr nicht mehr gesehen hatte.
"Mahri?"
Noch immer stand Ahsoka wie festgewurzelt in der Tür. Es war beinahe, als ob zwischen ihr und ihrer Tochter ein Kilometerbreiter Abgrund war.
Erst als Kyra aufstehen wollte und sich schmerzlich an den verbundenen Bauch fasste.
Sofort reagierte Ahsoka instinktiv und hechtete zu ihrer Tochter. Sie stützte das Kind ab, wodurch es sich aufsetzen konnte.
Kyra war von Schmerzen erfüllt, doch das hielt sich nicht davon ab, ihre Mutter innig zu umarmen.
Egal, was diese getan hatte und was noch auszusprechen war.
Jetzt gerade war sie einfach nur glücklich, wie Ahsoka deutlich spüren konnte.
Lux stellte sich lächelnd an das Fenster und schaute nur gelegentlich zu den beiden Frauen. Er wollte einfach nur da sein, wenn Ahsoka ihn brauchte.
Und je weniger er involviert war, desto mehr wusste er, dass sie alleine mit der Situation fertig wurde.
Lange war es still im Raum. Nur Ahsoka merkte, wie ihre Tochter zitterte. Aber nicht aus Angst oder vor Schmerzen, sondern weil sie ihr Wimmern zurückhalten wollte.
Es gelang ihr natürlich nicht, und Ahsoka strich ihr sanft über den Rücken.
Ein leises Schluchzen war zu hören, bis Kyra in ihren Armen ruhiger wurde.
Vorsichtig schob sie ihre Tochter von sich, um sie anzusehen.
"Ich ... Kyra, es tut mir so leid. Es gibt nichts, was ich sagen kann, dass es wieder gut macht. Nur ich ..."
Ahsoka stockte. Wieder wusste sie nicht mehr, wie sie ihrer Tochter erklären sollte, was passiert war.
Also schritt Lux ein. "Deine Mutter und ich haben immer ein besonderes 'Spiel' gespielt. Wir saßen häufig nachts zusammen, wenn sie nicht schlafen konnte und verwirrt war."
Ahsoka schaute zu Lux. Etwas Intimes lag in seiner Stimme, ein Ton, welcher ihr sonst unangenehm war. Jedoch war es Ahsoka gerade recht, dass er kurz übernahm.
"Wir stellten uns immer Fragen. Ahsoka wird sich noch erinnern", fuhr er fort und zwinkerte auflockernd zu Ahsoka. "Oder vielmehr stellte sie nur Fragen. Wir beantworteten uns diese, und genau das werden wir auch jetzt tun. Egal wie schmerzhaft es wird, wir werden dir alle Fragen beantworten, die du haben wirst."

Will of the Force - Tano Chronicles Part 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt