Egal was es kostet!

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Es waren vier harte Wochen. Er wollte mich unbedingt loswerden und versuchte alles. Die ersten fünf Tage waren noch relativ normal, er war fordernd und recht unfreundlich. Das machte mir aber nichts, denn ich wollte ihm einfach nah sein. Insgesamt hatte mich schnell eingelebt. Die Kolleginnen waren alle sehr nett und unterstützten mich umfassend. Jedoch merkte ich schon, dass sie sich von Chris fernhielten und alles in Bezug auf ihn mir überließen, so dass ich oft in sein Büro musste. Eigentlich war es die üblichen Tätigkeiten für einen Sekretär. Korrespondenz bearbeiten, Papiere ordnen und vorlegen, den Terminplan absprechen und koordinieren und Telefonate weiterleiten.

Dies war aber nur ein Teil der Tätigkeit. Das schwierigste war sein persönliches Leben. Er hatte abgehend von seinem Zimmer einen persönlichen Fahrstuhl, den er regelmäßig benutzte um allen im Haus aus dem Weg zu gehen.

Ich wusste also nie ob er in seinem Zimmer war. Dann hatte er die Angewohnheit sich zu allen möglichen Zeiten schlafen zu legen.

Meist traf ich ihn morgens ohne Wäsche schlafend auf dem Sofa an, als wenn er die ganze Nacht im Büro geschlafen hätte. Aber das hatte er nicht, weil ich meist nach ihm die Etage verließ und zuvor das Büro nochmal kontrollierte. Das war wirklich ungewöhnlich. Wenn ich morgens laut klopfte wurde ich ziemlich unwirsch brummend begrüßt. Manche Tage sah es aus, als wenn er gar nicht geschlafen hätte oder er die ganze Nacht in der freien Natur verbracht hatte. Der Fußboden war dann mit Sand und Erde beschmutzt. Oft war er völlig erschöpft und schlief einfach wieder ein. Mehrmals waren seine Füße und Hände schmutzig. Es erschien mir, als wenn er nie genügend Schlaf bekam. Wenn er wach war arbeitete er wie ein Berserker um alles am Laufen zu halten und schoss von einer Besprechung zur nächsten um seine riesige Firma zu koordinieren. Die gesamte Etage war mit Besprechungsräumen ausgerüstet und er wanderte tagsüber von einer Besprechung zur nächsten. Ich stand oft Stundenlang an der Besprechungstür bereit und gab ihm kurze Instruktionen über den Inhalt der nächsten Besprechung. Gegen Abend warteten meist offizielle Anlässe auf ihn. Er nahm an Abendessen und anderen gesellschaftlich notwendigen Veranstaltungen teil. Auch hier musste ich ihm folgen. Meist in einem eigenen Wagen, da er mich nicht bei sich haben wollte. Stundenlang stand ich in Vorräumen und Fluren herum. Sein persönlicher Butler brachte entsprechend dem Terminplan, den ich zu koordinieren hatte die Bekleidung ins Haus, so dass er sich nur noch umziehen musste. Es war ein enormer Aufwand und alles lastete auf meinen Schultern. Aber es war auch spannend.

Ich liebte ihn und seine Aufgabe. Es entsprach genau dem, was ich mir bei ihm vorgestellt hatte.

Aber...

Er war griesgrämig, unwirsch, oft schlechtgelaunt und wahnsinnig ungeduldig. Ich musste wüste Beschimpfungen und böse Blicke von ihm ertragen. Aber nur mir gegenüber. Allen anderen gegenüber war er scharmant und warmherzig. Er kannte jeden und sprach sie sogar alle mit Namen an.

Meine Kollegen schauten mich oft mitleidig an und hatten bestimmt schon Wetten abgeschlossen, wie lange ich es haushalten würde. Mit meiner Ausbildung und Vorbildung konnte ich überall arbeiten. Ich war auf diese Stelle nicht angewiesen.

Aber ich würde nicht weichen. Ich hatte mein Herz verschenkt. In nur einer Nacht. Es gab nichts anderes mehr. Mein ganzes Leben war auf ihn fokussiert. Eigentlich machte es mir nichts aus, dass er mich beschimpfte. Ich wusste nach zwei Wochen, dass er mich loswerden wollte. Ich vermutete, dass er mich wiedererkannt hatte. Ich war leidensfähig.

Ich wusste nur nicht wie ich mit seiner schlechten Laune mir gegenüber umgehen sollte, da ich normalerweise gleich am Morgen den Tag mit ihm besprechen musste. Aber er war eigentlich nicht wirklich ansprechbar so früh am Morgen und konnte sogar unangenehm werden. Unangenehm war noch höfflich umschrieben.

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt