Das war meine Chance!

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Dieses Mal würde es hier stattfinden! Das war meine Chance!

„Herr Smith, hier ist Nikolas Park - der Privatsekretär von Herrn Catalo. Auf Grund einiger Umstände muss es dies Mal hier in Los Angeles stattfinden... Kein Problem, sehr gut.... Super..... Könnten Sie es dies eine Mal über mich laufen lassen?.... In Herrn Catalos Haus ist ein Verwandter, der muss nicht alles mitbekommen.... Ja, ich werde die Anweisung vorbereiten. Sind zweihunderttausend ausreichend? Ach, der Letzte waren nur zwanzigtausend. Super.... Ja, sehr gut, hier in Los Angeles ist die Auswahl größer?.... Perfekt, das wird ihn freuen und macht ihre Arbeit leichter.... Ich habe immer das Handy dabei....Danke für Ihre Bemühungen."

Siegessicher lächelnd saß ich am Schreibtisch.

Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Rausch. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Ich war aufgeregt, alles gelang mir auf Anhieb und jeder meiner Schritte war federleicht. Meine Kollegen schauten mir schon verwundert hinterher, wenn ich fast den Gang hinunter tanzte, als wenn ich zur klassischen Musik von Schwanensee tanzen würde. Ich schaute meinem geliebten Chris hinterher, wenn er an mir vorbei ging und in meinen Ohren konnte ich sanfte Geigen hören, die mich den ganzen Tag über begleiteten.

Wir würden diese eine Nacht wiederholen!

--o--

 Der Anruf kam am Abend des dritten Tages.

Es war soweit! 

Tief einatmend stand ich vor dem Bürogebäude im Sonnenuntergang und konnte das Meer riechen. Der Pazifik war zwar kalt, aber er hatte einen lauen warmen Geruch, der einen immer an sonnengelbe sandige Strände und ausladende rauschende Palmen erinnerte. Die Mitarbeiter strömten müde und erschöpft nach einem langen Arbeitstag an mir vorbei zu den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem riesigen Parkhaus.

Chris hatte mir ein kleinen Cabriolet Roadster von VW in silbermetallic geleast, damit ich nicht mehr meine alte Möhre bemühen musste, mit der ich einmal mitten auf dem Highway eins im Berufsverkehr liegen geblieben war. Ich war zu spät zur Arbeit gekommen und konnte ihn nicht wecken. Er selbst kam somit zu spät zu einer wichtigen Besprechung und das durfte nicht nochmal passieren.

Mit dem Auto war ich wesentlich flexibler und konnte ich noch mich in Ruhe umziehen und alles vorbereiten.

Herr Smith teilte mir mit, dass die Suite 10020 im Westin Bonaventure in der City West Los Angeles reserviert worden war. Der Junge war bereits dort und wartete. Er war achtzehn Jahre alt. Er war blond und schlank gebaut. Nach seinen Informationen war er noch Schüler und wollte sich das Geld für sein künftiges Studium aufbewahren. Er hatte keine körperlichen markanten Merkmale oder Tätowierungen. Er war schwul und ihn störte der Gedanke nicht, es bei einem One-Night-Stand zu belassen, solange es Saver Sex war.

Irgendwie fand ich es erschreckend. So junge Männer! So wie es aussah, hatte es Chris jeden Monat mit einem anderen Jugendlichen getrieben und das auch noch gegen Geld. Welch grusliger Gedanke. Ein Leben im geheimen und sein Geschmack war es auch noch, es mit sehr jungen Männern zu treiben, anstatt sich einen festen Partner zu suchen. Den Zustand musste ich ändern. Er musste es nicht mehr so handhaben. Er hatte jetzt mich. Ich würde diesen Part übernehmen. Ich wusste, dass er mich mochte. Ich war zart und noch nicht alt. Ich konnte alles sein, was er mochte. Ich wusste wie er es mochte! Meine Gedanken gingen mit mir durch, wenn ich an die Nacht vor fünf Jahren dachte.

Aber nun musste ich mich auf dieses Telefonat konzentrieren. Nur keinen Fehler machen! Ich hatte nur diese eine Chance!

Ich sagte Herrn Smith zu, dass ich mich dieses Mal darum kümmern würde und ich in einer Stunde da wäre. Ich würde ihn ablösen und den Jungen anschließend betreuen, dann könnte er noch die letzte Maschine zurück nach Boston nehmen. Er freute ihn zu hören, dass es dieses Mal weniger Aufwand machte als sonst.

Ich düste durch den Berufsverkehr nach Hause, um zu duschen und mich vorzubereiten. Ich war es nicht gewöhnt mit Männern zu schlafen. Ich rief Chris an und gab alles eine Stunde später an. Er fragte nicht warum Louis nicht selbst anrief. Aber er war schon wieder mit Joshua unterwegs zu einem Abendessen mit dem Gouverneur von Kalifornien, hier wollten sie klären, ob es möglich wäre im Angeles National Forest, der an die Hollywood Hills grenzte Wölfe anzusiedeln. Wölfe waren für Chris immer ein Thema. Wahrscheinlich konnte er sich deshalb nicht konzentrieren.

Ich fuhr in die dreistöckige Tiefgarage der Vier Sterne Hotelburg und stellte meinen kleinen Flitzer in eine dunkle Ecke hinter einem übergroßen SUV Ford ab. Chris kannte natürlich mein Auto, ich musste vorsichtig sein. Nicht dass alles vorher aufflog. Ich lächelte, als ich zurückblickte. Der kleine Roadster verschwand völlig in der Ecke hinter dem riesigen Ford.

Über den Fahrstuhl gelangte ich in eine dreistöckige luxuriöse Lobby an deren Rezeption eine kleine silberne Schlüsselkarte für mich und für Chris hinterlegt war. Louis war professionell, er hatte alles vorbereitet. Ich trug einen Mundschutz und unter meiner eleganten Jacke einen Hoody, dessen Kapuze jetzt mein Haar verdeckte. Schließlich wollte ich von dem Jungen der oben wartete in dieser Stadt nicht wieder erkannt werden. Außerdem konnte sich in so einer riesigen Hotelhalle mit einer offenen Bar, sich jederzeit Reporter herumtreiben. Ich drückte den Fahrstuhlknopf und war aufgeregt. Endlich war es soweit. Endlich konnte ich erneut mit Chris schlafen. Das was ich schon immer wollte. Nicht so ein junger nichtssagender junger Schnösel. Mein Chris und ich!

Louis wartete schon auf mich. Nichts deutete daraufhin, dass er misstrauisch war. Er wusste wer ich war. Er kannte mich von vor fünf Jahren und dass ich jetzt der Privatsekretär von Chris war. Er fragte nicht nach, wie das passieren konnte. Er besprach mit mir alle Einzelheiten und übergab mir die Papiere des Jungen und das passende Geld für ihn. Ich sagte zu, im Wohnraum einfach zu warten. Er verabschiedete sich und verschwand um seinen Flieger zu bekommen.

Das Suitenwohnzimmer war elegant in hellen brauen Tönen eingerichtet und sanft beleuchtet. Im Hintergrund aus den bodentiefen Fenstern konnte ich den beleuchteten Hollywood Schriftzug und das Glitzern der Stadt sehen. Das Westin war eines der wenigen Hochhäuser der Stadt, somit war der weite Blick über die Stadt unverbaut. Der Highway Nummer Eins zog sich wie ein beleuchteter Bandwurm durch die ganze Stadt und leuchtet in schillernden Farben rot-weiß. Der Blick von oben auf Los Angeles war immer wieder beeindruckend, da diese Stadt eigentlich kein einzelner Ort war, sondern kein Konglomerat aus vielen kleinen Ortschaften, die mit der Zeit zu einem riesigen Gesamtkonzept herangewachsen waren und deren Schlagadern die Hauptverbindungsstraßen zwischen diesen Orten darstellten.

Ich schaute aufgeregt auf die Uhr und wartete noch zehn Minuten bevor ich in das Schlafzimmer ging.

Der schmale Junge saß im dicken flauschigen Bademantel auf dem großen Bett und wirkte hilflos klein, als ich hereinkam. Er war gerade mal dem Kindesalter entwachsen. Er war hübsch, keine Frage. Dunkle kurz geschnittene Haare, eine Nickelbrille auf einer kleinen Stubsnase und ein Grübchen am Kinn, aber er erschien mir noch zu jung für so etwas. Wahrscheinlich hatte er gelogen, als er gesagt hatte, dass er schon etwas mit Männern gehabt hatte. Er hatte Tränen in den Augen.

Ich kniete mich zu ihm nieder: „Schau mal, du must das nicht machen. Das ist einfach keine gute Erfahrung. Ich gebe dir das Geld und deine Papiere. Du ziehst dich jetzt innerhalb von fünf Minuten an und verschwindest einfach. Wie wäre es damit?"

Er nickte nur erleichtert, rannte schluchzend ins Bad und zog sich geschwind an. Innerhalb von Minuten war er verschwunden. Ich schaute von oben auf den Ausgang und sah ihn fast raus rennen. Er war innerhalb von Minuten in der dunklen Nacht Los Angeles verschwunden. 

Ich lächelte.

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Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt