Meine Energie kehrte zurück!

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„Hast du dir schon überlegt, welches Thema du übernimmst?" fragte mein Studienkollege Matti.

Er war bereits seit Beginn meiner Studienzeit mein Freund. Wir saßen seit dem ersten Semester nebeneinander und hatten so manche langweilige Unterrichtsstunde und manch lustigen Abend gemeinsam verbracht. Er war eher der Typ für das Grobe, breite Schultern und einen Schädel wie ein Stier. Er sagte, dass kommt davon, wenn man in der High-School Football mitspielt und sich nicht zurückhält. Er war ein lustiger Typ und versuchte mir immer neue Mädchen aus unserem Semester schmackhaft zu machen.

Unser Dozent hatte uns in die Heimarbeit entlassen. Jeder von uns hatte ein Monat Zeit sein Architekturprojekt endgültig fertig zu stellen und einzureichen.

Ich kratze mir an den Kopf, während ich die Liste durchging. Themen wie Burgen der Gotik, Kirchen der Renaissance oder Hochhäuser im Bauhausstil starrten mich trocken an.

„Also wirklich interessant erscheinen mir die Themen diesmal nicht. Aber ich würde eher Bauhaus nehmen. Da ist Mies van der Rohe wahrscheinlich mein Ding.", antwortete ich ihm.

Dabei hatte ich vor, den Monat anders zu nutzen, denn mein Projektziel war bereits klar definiert. Ich brauchte nur meine Augen zu schließen und ich spürte den fremden liebevollen Mann, der mich fordernd berührt hatte.

Er war mein Projekt! Nicht dieses langweilige Architekturthema. Wenn interessiert schon Gotik oder Bauhaus. Ich wusste, was ich wollte.

Ich schloss die Augen und hörte Matti nicht mehr zu, der mir irgendetwas über die Vorteile der klassischen Moderne erzählte. Meine Gedanken wandten sich meinem Projekt zu.

Ich brauchte einen Plan. Projektmanagement war Teil meines Studiums. Ich wusste, wie man etwas projektierte. Es sollte ein Leichtes sein, einen lebenden Menschen ausfindig zu machen. Einen Plan zu machen war also kein Problem. Ich brauchte mehrere DNA Analysen, eine Schriftanalyse und ich musste die Überwachungskameras in der Nähe des Hotels überprüfen.

Meine Gedanken schweiften weiter. Ich hatte das Geld nur einmal angefasst. Eine DNA-Analyse des Umschlages und des Geldes könnte interessant sein. Durch die fünfundzwanzigtausend Dollar hatte ich genügend Geld um alle Analysen zu bez...

„Nikolas...Nikolas an Erde. Kann es sein, dass du mir überhaupt nicht zugehört hast?"

Ich kam wieder in die Realität zurück. „Entschuldigung. Ich habe schlecht geschlafen."

„O.K. Ich hoffe seit deiner schweren Grippe geht es dir wieder besser?"

„Ja, ich muss los. Mein Bus kommt gleich. Ich melde mich." Ich winkte ihm noch kurz zu und verabschiedete mich in die vorlesungsfreie Zeit.

Daheim schmiss ich meine Tasche in die Ecke und setzte mich vor meinen Laptop. Ich musste mein Projekt anschieben.

Gesagt getan. Ich bestellte ein DNA-Test über das Internet.

Ein paar Tage später nahm ich einen Abstrich von den Geldscheinen und dem Umschlag und schickte es an das Labor zur Untersuchung. Gemäß ausführlicher Anleitung sollte die Auswertung nur ein paar Tage dauern.

Ungeduldig wartete ich auf das Ergebnis.

Eine Woche später hatte ich den unscheinbaren grauen Umschlag auf meinem Schreibtisch. Aufgeregt riss ich den Umschlag auf und schaute auf das Ergebnis:

– Negativ – 

Ich seufzte. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Enttäuscht lass ich weiter. Gemäß dazugehöriger Analyse waren zu viele Informationen vorhanden und konnte nicht ausgewertet werden.

Die Analyse brachte also leider nicht wirklich etwas. Bargeld wurde einfach von zu vielen Menschen angefasst. 

Das hätte mir eigentlich klar sein müssen, dachte ich. Also musste eine neue Idee her.

So ging ich jeden Abend in diese Bar und wartete bei einem Glas Wein. Ich hoffte den Mann wieder zutreffen, der mir das Angebot unterbreitete hatte. Irgendjemand musste ihn hier doch kennen. Es war eine Gay-Bar und ich wurde oft angesprochen. Aber es waren immer nur normale Versuche mich abzuschleppen. Ich führte viele freundliche Gespräche, schickte aber später am Abend alle enttäuscht wieder weg und ging einsam nach Hause an das trockenes Bauhaus Architekturprojekt, auf das ich mich kaum konzentrieren konnte.

Die Semesterferien begannen, ich hatte mein Bachelor trotz meiner Ablenkung erfolgreich bestanden. Meine Mutter war stolz auf mich. Aber ich war mit meinen Gedanken immer noch woanders. Ich musste etwas unternehmen. Ich hatte nun mehr Zeit für Nachforschungen.

Ich versuchte es in anderen Anmachbars für Männer, ob ich dort den älteren Herren irgendwo traf, der mich angesprochen hatte. Ich fragte die Bartender aus, jedoch konnte mir keiner eine zufriedenstellende Antwort geben.

Mit jedem verlorenen Tag wurde ich trauriger. Ich war enttäuscht. Alles brachte bisher nichts.

Einen weiteren Monat hatte ich verloren. Wieder saß ich am Schreibtisch und grübelte. Ich musste mir etwas Neues überlegen. Eine Ausbildung in dem Hotel könnte mir neue Möglichkeiten eröffnen. Ich könnte vielleicht in die Zimmerbuchungen schauen und auf die archivierten Überwachungsbilder.

Ich bewarb mich mit meinem guten Zeugnis auf eine Ausbildung an der Rezeption des G-Hotels und wurde auch sofort genommen. Einen Uni-Absolventen hatten sie noch nicht, fanden es aber interessant, als ich sagte ich möchte vielleicht mal später Hotels bauen und dafür müsse man einfach alle Bereich kennenlernen. So begann ich eine Ausbildung im Hotelgewerbe. 

Meine Mutter hielt mich für verrückt, aber ich wusste was ich wollte.

Arbeitsreiche Wochen gingen ins Land. Nach und nach befragte ich viele der Mitarbeiter, aber keiner konnte mir eine konkrete Auskunft geben. 

Während meines Nachdienstes an der Rezeption erlebte ich einiges an Prostitution und dass Männer wie Frauen mit auf die Zimmer gingen. Das Hotel ließ es zu, solange sie in Begleitung des Zimmerbesitzers waren. Jedoch geschah dies nie in der teuersten Suite, welche wir zu diesem Zeitpunkt genutzt hatten.

Eines Abends ging ich in die leere Suite und schaute mich um. Es war das opulente Schlafzimmer und ein dazugehöriges Wohnzimmer mit eigener Küche. Es war alles steril und sauber. Nichts deutete auf eine erotische Nacht hin. Nicht deutete darauf hin, dass hier jemand ausschweifend Sex gehabt hatte. Enttäuscht schloss ich wieder ab und setzte mich an den Reservierungsrechner um die Buchungen durch zu scrollen. Es war nichts zu finden.

In der besagten Nacht, gab es eine Reservierung für die Suite, diese war aber jedoch über den Centurion Service der American Express Karte vorgenommen worden. Diese rufen persönlich im Hotel an und geben nur eine Nummer durch, keinerlei Namensinformationen. Der Preis wird einfach über diese Nummer abgerechnet. 

Ich seufzte enttäuscht. Natürlich werden bei solch exklusiven Kunden keine Daten freigegeben.

Während meiner Ausbildung lernte ich vieles über die High Society. Wir waren aufgefordert alle Klatschzeitungen zu lesen und uns genau die Bilder anzusehen. Es war wichtig zu wissen, wer an der Rezeption vor einem steht. Ich fand die Themen nicht besonders spannend und vieles waren weit hergeholte Gerüchte. Irgendjemand dieser bekannten und berühmten Menschen hatte mit mir diese unglaubliche Nacht gehabt.

Es brachte nichts. Ich verschwendete meine Zeit, dachte ich bis ich dem Butler des Hauses zugeteilt wurde. Dies war wirklich eine interessanteste Tätigkeit. Ich lernte viele berühmte Leute kennen. Ich war oft in den Suiten und bediente mit ihm zusammen die Reichen und Mächtigen der Welt. Das machte Spaß und war interessant.

Aber das war nicht mein Ziel. Ich musste mir etwas anderes ausdenken.



Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt